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Schwere Corona-Vorwürfe: Mussten Spaniens Senioren im Heim sterben?


Von Johannes Bornewasser Lesedauer: 2 Minuten

In Spanien sorgt ein Triage-Verdacht für Wirbel. Der Vorwurf lautet, dass älteren Menschen die Behandlung verwehrt worden sein soll. Familienmitglieder, die Angehörige verloren haben, reichten Klage ein. Der Gesundheitsminister der betroffenen Region dementiert.

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Ist in und um Spaniens Hauptstadt herum Senioren die Corona-Behandlung gezielt verwehrt worden? Mit dieser Frage müssen sich voraussichtlich schon in Kürze die Gerichte des Landes befassen. Der Vorwurf lautet, dass Senioren, die in Heimen untergebracht waren, keine Covid-19-Behandlung bekommen haben sollen.

Der Fernsehsender TVE zitiert einen Angehörigen, der sagt: “Wenn meine Mutter bei mir zu Hause gewesen wäre und ich sie selbst zur Notaufnahme gefahren hätte, wäre sie im Krankenhaus behandelt worden. Aber da sie im Heim war, kam es nicht dazu.”

Madrid: 6000 Corona-Tote lebten in Altersheimen

Auffällig ist tatsächlich ein Blick in die Fallzahlen: In der Region Madrid sind etwa 8700 Menschen gestorben. 6000 von ihnen waren in Seniorenheimen untergebracht. Die Auffälligkeit ist auch dem Sozialminister nicht verborgen geblieben. Alberto Reyero stellte sich demonstrativ auf die Seite der Angehörigen, von denen inzwischen einige Klage eingereicht haben.

Der Politiker verweiset bei seiner Kritik an der eigenen Regierung auf Protokolle des regionalen Gesundheitsministeriums. Darin heißt es dem Minister zufolge, dass demenzkranke oder stark pflegebedürftige Personen, die an Covid-19 erkranken, nicht in Krankenhäusern behandelt werden sollen.

Reyero nannte die Anordnung in einem Parlamentsausschuss unethisch und illegal. Zuspruch bekommt der Politiker von der Präsidentin des Pflege-Verbandes Ceaps. Cinta Pascual sagt: “Es war die Hölle. Weil irgendjemand entschieden hat, dass nicht genügend Krankenhausbetten für alle da sind.”

Triage-Vorfälle bei Corona-Krise in Madrid? Regionaler Gesundheitsminister dementiert

Unterdessen dementierte der für die Region Madrid zuständige Gesundheitsminister. Es sei kein entsprechendes Protokoll in Gang gesetzt worden, sagte Enrique Ruiz Escudero. Bei den zitierten Zeilen handle es sich vielmehr um Protokoll-Entwürfe, die versehentlich versendet worden waren. “Wir haben keinem Patienten medizinische Versorgung verwehrt”, sagte Escudero bestimmt. Reyero sagt dazu: “Ich weiß nicht, ob sie versehentlich versendet wurden. Aber es waren signierte Protokolle.”

Auch die Zahlen lassen zumindest eine alternative Interpretation zu: Denn etwa 70 Prozent der spanienweit verzeichneten Corona-Opfer waren in Altersheimen untergebracht. Ob es sich dabei um Zufälle handelt – beispielsweise, da durch das Pflegepersonal einzelne Fälle unbemerkt innerhalb der Einrichtungen verbreitet wurden und die aufgrund ihres Alters zu Risikogruppe gehörenden Senioren den Krankheitsverlauf nicht überlebten – oder ob tatsächlich politische oder medizinische Versäumnisse hinter den Todesfällen stecken, muss aller Voraussicht nach schon bald der Oberste Gerichtshof in Spanen klären.

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Johannes Bornewasser ist Herausgeber von Teneriffa News. Er hat zudem die redaktionelle Verantwortung inne. Zum Autorenprofil von Johannes Bornewasser.

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