Login für Mitglieder   |   jetzt Mitglied werden

Beerdigung der Sardine – skurrile Tradition im Kanaren-Karneval


Das Ende des Karnevals auf Teneriffa ist mancherorts zugleich sein Beginn. Was seltsam klingt, stimmt tatsächlich: Am Aschermittwoch wird der Karneval auf den Kanaren - wie auch in Deutschland - offiziell beendet. Während in Düsseldorf beispielsweise der Hoppeditz verbrannt wird, ist es auf Teneriffa eine überdimensionale Sardine. Zur Erklärung dieser Tradition gibt es verschiedene Ansätze.

Von Johannes Bornewasser – Lesedauer: 3 Minuten

Die “Entierro de la sardina” ist zweifelsfrei eine Besonderheit des kanarischen Karneval. Der riesige, aus Pappmaché gefertigte Fisch wird unter lautem Geheule und Stoßgebeten tausender Trauergäste durch die Straßen getragen, um anschließend an einem zentralen Ort verbrannt zu werden.

Während die Verbrennung des Hoppeditz im rheinischen Karneval das Ende des bunten Treibens bedeutet, fängt er auf den Kanarischen Inseln nach diesem Akt jedoch vielerorts erst richtig an. Das Sprichwort “am Aschermittwoch ist alles vorbei”, gilt also nicht für die Kanarischen Inseln. Dort nämlich löst sich das allgemeine Wehklagen über den “Verlust” plötzlich in Tanz und Feierlaune auf.

Findet in Teneriffas Hauptstadt Santa Cruz der große Corso, also der weltweit berühmte Karnevalsumzug, stets schon am Vortag statt, so geht Puerto de la Cruz im Norden der Kanaren-Insel deutlich weiter: Hier beginnt der ebenfalls weit bekannte Straßen-Karneval tatsächlich erst an diesem Abend.

Woher stammt die Beerdigung der Sardine?

Doch woher kommt dieser seltsame Brauch denn nun? Die Erklärungsversuche gehen in verschiedene Richtungen:

Das “Stille Post”-Prinzip?

So besagt ein Ansatz, dass der Brauch Mitte des 19. Jahrhunderts in Madrid entstand. Da am Aschermittwoch schon damals die Fastenzeit begann, sei das Stadtvolk aufs Land gefahren, um dort etwas symbolisch zu Grabe zu tragen. Da in der Fastenzeit kein Fleisch konsumiert wurde, beerdigten die Menschen symbolisch die Rippen eines Schweins, genannt “cerdina”. Dieser Akt wurde zur Tradition und verbreitete sich durchs Land. Bei den Überlieferungen soll sich mit der Zeit jedoch ein folgenschwerer Fehler eingeschlichen haben, womit aus dem Wort “cerdina” versehentlich “sardina”, also Sardine, wurde.


Kostenlose Kanaren-Kleinanzeigen:

Jetzt alle Anzeigen ansehen & kostenlos inserieren.

Ein Studenten-Schabernack?

Eine andere Überlieferung besagt, dass zur selben Zeit und am selben Ort eine Gruppe Studenten beschlossen habe, eine von einer Sardine angeführte Trauer-Prozession zu organisieren. Dieser Umzug sollte den Karneval ein letztes Mal aufleben lassen und zugleich das anstehende Fasten und die Enthaltsamkeit symbolisieren.

Ein Kräftig missglücktes Fisch-Fest?

Eine weitere Überlieferung besagt, dass König Karl III von Spanien (1716 bis 1788), den Fleischgenuss am Aschermittwoch untersagt hatte. Um den Hunger zu stillen, habe er eine riesige Feier organisiert, bei der es Unmengen von Sardinen geben sollte. Am Aschermittwoch sei es jedoch für die Jahreszeit untypisch warm geworden, so dass die Sonne die Sardinen ungenießbar machte. Viel schlimmer noch, habe sich ein so bestialischer Gestank verbreitet, dass Anwohnern und Besuchern der Appetit auf Fisch nachhaltig verging. Um den Gestank einzudämmen und dennoch feiern zu können, organisierten die Menschen kurzerhand ein Begräbnis im Umland. Die spontane Prozession habe den Menschen so gut gefallen, dass sich daraus eine Tradition entwickelte.

Eine Große Opfergabe?

Wieder andere Überlieferungen besagen, dass die Menschen durch eine symbolische Opfergabe um reichhaltigen Fischfang baten. Außerdem sollte so um Fruchtbarkeit der Nutztiere gebeten werden. Diese Version gilt mit Blick auf die Zeit, in der sich der Brauch entwickelte, jedoch als am unwahrscheinlichsten.

Woher der Brauch der “Beerdigung der Sardine” nun also tatsächlich stammt, lässt sich heute nicht mehr zuverlässig rekonstruieren. Fest steht jedoch, dass der Mythos um die Sardine die Karnevalisten auf den Kanaren noch immer fest im Griff hat. Und im Norden Teneriffas läutet er bis heute das bunte Karnevals-Treiben auf den Straßen erst richtig ein.

Eine Übersicht aller Karnevals-Termine finden Sie hier.

Sehen Sie jetzt

Mehr zum Thema:
Für Sie ausgewählt

Kanaren-Kleinanzeigen

Jetzt alle Anzeigen ansehen & kostenlos inserieren.

Nicht verpassen!

Bestellen Sie jetzt unseren kostenlosen Newsletter und bleiben Sie stets up to date!


Über den Text

Beerdigung der Sardine – skurrile Tradition im Kanaren-Karneval

wurde veröffentlicht in: Karneval auf Teneriffa, Puerto de la Cruz, Santa Cruz, Teneriffa Nord, Teneriffa Süd

Beitrag teilen:
Über den Autor

Beerdigung der Sardine – skurrile Tradition im Kanaren-Karneval

wurde veröffentlicht von

Johannes Bornewasser sw klein

Johannes Bornewasser ist Herausgeber von Teneriffa News. Er hat zudem die redaktionelle Verantwortung inne. Zu seinem Autorenprofil geht es hier.

Ihre Meinung

Kommentare zu:

Beerdigung der Sardine – skurrile Tradition im Kanaren-Karneval

Die Kommentar-Funktion steht exklusiv unseren Abonnentinnen und Abonnenten zur Verfügung. Hier finden Sie unsere Angebote. Wenn Sie bereits einen Account haben, können Sie sich hier einloggen.