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Kommentar

Loro Parque stellt Sinn einer Auswilderung seiner Orcas infrage


Tierschützer fordern immer wieder das Auswildern gefangener Orcas in Schutzgebiete. Der Loro Parque zitiert nun einen Beitrag, der das infrage stellt. Diese Veröffentlichung wirft Fragen auf.

Von Johannes Bornewasser – Lesedauer: 3 Minuten 0 Leserkommentare bei Teneriffa News

Die Studie hat diesen Namen nicht verdient und ihre Ergebnisse können in zwei diametral auseinanderlaufende Richtungen gelesen werden. Wie sich der Loro Parque darin positioniert, ist wenig überraschend.

In Irland ist ein geschützter Meeresbereich für zwei Beluga-Wale eingerichtet worden. Die beiden Meeressäuger wurden aus einem Zoo in China überführt und können in Irland freier leben als zuvor in ihrem schmalen Becken.

Laut einem vom Loro Parque zitierten wissenschaftlichen Artikel machen die Wale davon kaum Gebrauch. Für den Zoo auf Teneriffa, der regelmäßig für die Haltung von Orcas kritisiert wird, ist das ausreichend, die Sinnhaftigkeit solcher Einrichtungen infrage zu stellen. Für Außenstehende wirkt das wie eine schlecht durchdachte Marketing-Aktion.

Der Loro Parque und die Haltung von Orcas

Die entsprechende Meldung des Parks selbst sagt, dass es weltweit nur dieses eine Beispiel für eine teilweise Auswilderung gibt. Hinzu kommt, dass die Tiere krank seien. Und damit darf die Aussagekraft angezweifelt werden.

Natürlich ist es verständlich, dass ein Zoo, der Geld mit der Haltung von Tieren in Gefangenschaft verdient, jede Möglichkeit nutzt, um Kritik an einem solchen Geschäftsmodell zu zerstreuen. Der jüngste Versuch wirkt jedoch fadenscheinig.

Auf Teneriffa hat sich die Werbung für den Zoo verändert. Wurden früher vor allem die Orcas herausgestellt, prangen nun immer öfter andere Tiere auf den Werbeflächen. Damit reagiert der Loro Parque vermutlich auf den Zeitgeist, der die Haltung von Walen in schmalen Becken anprangert.

Aus Gründen der Öffentlichkeitswirkung ist daher unverständlich, dass der Tiergarten, der ansonsten stark darauf bedacht ist, möglichst wenig Staub rund um die Haltung seiner Orcas aufzuwirbeln, nun eine solche Meldung veröffentlicht.

Trainierte Wale kehren zu Becken zurück – ist das wirklich überraschend?

Die Aussage der jüngsten Mitteilung lautet, dass die Tiere nun zwar viel mehr Platz hätten als früher, dennoch 92,6 Prozent ihrer Zeit in einem traditionellen, überdachten Becken verbringen. “Nur 3,4 % der Betriebszeit wurden in der Bucht des Schutzgebiets verbracht, die oft als ‘natürliche Lösung’ für ihr Wohlergehen angepriesen wird”, schreibt der Loro Parque.

Das Fazit des Zoos lautet damit: “Diese Ergebnisse stellen die Annahme in Frage, dass die bloße Verlegung von Walen in eine Meeresumgebung eine bessere Lebensqualität garantiert.”

Als Gegenposition dazu darf die Aussagekraft dieser Beobachtung hinterfragt werden. Denn in der Meldung selbst berichtet der Loro Parque: “Zu den Gründen” für die geringe Zeit, die “Little Grey” und “Little White” von der vermeintlichen Freiheit Gebrauch machen, “gehören gesundheitliche Probleme wie Magengeschwüre und Appetitlosigkeit sowie die Notwendigkeit, die Belugas vor widrigen Wetterbedingungen zu schützen.”

Dass sich kranke Tiere anders verhalten als gesunde Artgenossen dürfte wenig überraschen. Auch dass das Becken demnach immer wieder als Schutzraum genutzt wird, gewöhnt die Tiere an die Rückkehr dorthin. Ihr Leben lang wurden sie darauf konditioniert, Gefallen gegen Futter zu tauschen. So verwundert es nicht, dass sie nun die Rückkehr zu den Becken als tendenziell lohnenswert empfinden.

Neue Orcas für den Loro Parque auf Teneriffa?

Der Fairness halber sei erwähnt, dass der Beitrag des Loro Parque darauf hinweist, dass wichtige Schlüsseldaten fehlen und die Autoren zu dem Schluss kommen, dass das Modell der aktuellen Haltung überarbeitet werden müsse. “Der Fall von Little Grey und Little White zeigt, dass natürliche Bedingungen allein kein besseres Wohlergehen für Wale und Delfine gewährleisten”, heißt es dort.

Dennoch muss kritisiert werden, dass der Park mit einer solchen Meldung einmal mehr versucht, die Haltung der in Gefangenschaft lebenden Orcas trotz der Betonung auf die nicht-repräsentative Aussage als alternativlos darzustellen.

Objektive Leser dürften den Beitrag des Loro Parque als fadenscheinig empfinden. Ob die Pressemeldung einfach aus Arglosigkeit verbreitet wurde oder sie schon vorab die Wogen für die Ankunft möglicher neuer Schwertwale auf Teneriffa glätten soll, zeigt die Zukunft. Denn möglicherweise werden für die vier zuletzt verstorbenen Orcas bald zwei neue Wale auf die Kanaren kommen:


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Über den Autor

Loro Parque stellt Sinn einer Auswilderung seiner Orcas infrage


Johannes Bornewasser

Johannes Bornewasser ist Gründer und Herausgeber von Teneriffa News. Er hat zudem die redaktionelle Verantwortung inne. Zum Autorenprofil von Johannes Bornewasser.

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