Jeder dritte Einwohner der Kanarischen Inseln ist von Armut bedroht. Jeder Zehnte von ihnen lebt bereits in “schwerer Armut”. Das sind 215.000 Betroffene und 748.000 Bedrohte, wie der 14. Bericht zum “Zustand der Armut in Spanien” zeigt.
Das Europäische Netzwerk zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung zeigt unter anderem die Daten zur Lage auf den Kanaren. Und diese wurden nun von Fernando Rodríguez im Parlament der Kanarischen Inseln vorgelegt.
Rodríguez geht mit der Politik hart ins Gericht. Er sagt: “Es ist unerklärlich, dass wir auf den Kanarischen Inseln nach 14 Jahren seit den ersten Armutsdaten, bei denen wir mit Andalusien und Extremadura immer an der Spitze liegen, kein Abkommen zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung haben.” Und so haben die Inseln auch weiterhin ein großes Armutsproblem.
Kanaren senken Zahlen, doch haben weiter ein Armutsproblem
Andererseits konnte laut Bericht zum dritten Mal in Folge die Armut gesenkt werden. Allerdings in viel zu geringem Maße. Es “reicht nicht aus, um die Armutsraten wirklich zu senken”, sagt Rodríguez weiter. Denn der Archipel ist die zweitgrößte Autonome Gemeinschaft in Spanien mit den meisten Menschen, die von Armut und sozialer Ausgrenzung bedroht sind.
Mit nun 33,8 Prozent habe man zwar die Armutsquote um 2,4 Punkte gesenkt. Doch die Kanarischen Inseln bleiben ein großes Stück vom spanischen Durchschnitt entfernt. Dieser liegt bei 26,5 Prozent.
Armut: Kluft zwischen Nord- und Südeuropa verschärft sich
Laut Rodríguez sei deutlich zu sehen, dass sowohl zwischen den Gemeinden im Norden und Süden Spaniens als auch zwischen den Ländern in Nord- und Südeuropa die Schere immer weiter auseinandergehe. “Wären die Kanarischen Inseln ein Land, wären wir das zweitgrößte Land mit der höchsten Armutsquote”, sagte er.
Bis 2030 wollen die Kanarischen Inseln die Zahl der von Armut bedrohten Einwohner auf 591.951 senken. Doch beim bisherigem Fortschritt wird dieses Ziel deutlich verfehlt. Denn zwei von drei Menschen auf den Kanarischen Inseln “haben Schwierigkeiten, über die Runden zu kommen”, sagt Rodríguez und ergänzt, dass 19 Prozent mit ihren Mieten oder Hypotheken im Rückstand seien.
Zuletzt hätte das kanarische Bürgereinkommen 382.000 Menschen davor bewahrt, “in die Armut abzurutschen”. Doch das seien “Maßnahmen, die zu einer Reduzierung beigetragen haben”. Die Kanarischen Inseln würden jedoch dringend “strukturelle Maßnahmen” und keine “Schock-Maßnahmen” benötigen, kritisierte Rodríguez das regionale Parlament.
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Jeder dritte Kanaren-Einwohner ist von Armut bedroht
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