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Kanaren-Flüchtlinge: Inseln erwarten bis zu 85.000 Migranten


Nach den Rekord-Ankünften im vergangenen Jahr rechnet das Innenministerium für 2024 mit deutlich mehr Migranten. Die Kanaren bereiten sich für den Sommer vorsichtshalber auf die Ankunft von bis zu 70.000 Flüchtlingen vor.

Von Johannes Bornewasser Lesedauer: 3 Minuten

2807 Migranten bedeuten auf den Kanaren eine Höchstmarke für den April. Und doch waren die Flüchtlings-Ankünfte laut Angaben des Innenministeriums nur ein Vorgeschmack. Denn die Kanarischen Inseln sollten sich laut Behörden über die Sommermonate auf die Ankunft von bis zu 70.000 Migranten vorbereiten.

Den Regierungsangaben zufolge könnte es erneut ein “Rekordjahr irregulärer Einwanderung” geben. Sollte sich die Zahl der Ankünfte aus den vergangenen Monaten nicht verändern, werde die Zahl von 85.000 Migranten bis Dezember überschritten, heißt es.

In den ersten vier Monaten des Jahres zählten die Behörden auf den Kanarischen Inseln 241 Flüchtlingsboote mit 15.922 Migranten an Bord. Normalerweise ist der Atlantik zu Anfang des Jahres so unruhig, dass weniger Boote in See stechen. Dennoch kam mit 7270 knapp die Hälfte aller Migranten im Januar an. Und für die kommenden Monate rechnen die Behörden mit einer Zunahme.

Die meisten Kanaren-Flüchtlinge kommen bisher über Mauretanien aus Mali

Spaniens Regierungsdelegierter auf den Kanarischen Inseln rechnet vorerst nicht mit einem Rückgang der Ankünfte: “Es kommen weiterhin viele Menschen an – vor allem aus Mauretanien und dem Senegal. Der Druck ist immer noch da, weil in Mali Krieg und in der Region politische Instabilität herrschen. In den vergangenen Jahren gab es acht Staatsstreiche”, sagte Anselmo Pestana.

Schon im Januar hatte das spanische Innenministerium den Kanarischen Inseln mitgeteilt, dass rund 300.000 Flüchtlinge aus Mali in Mauretanien auf die Möglichkeit warten, mit einem “Cayuco” in See zu stechen. So werden die hochseeuntauglichen Migranten-Boote auf den Kanaren genannt.

Zwischen Oktober 2023 und Mai 2024 legten vier von fünf Booten, die auf den Kanarischen Inseln ankamen, an der mauretanischen Küste ab.

Afrikanische Staaten fangen Flüchtlinge ab

Laut Pestana deuten alle bisherigen Daten “darauf hin, dass 2024 erneut ein Rekordjahr wird”. Laut dem Politiker würden insbesondere die Monate zwischen September und November für eine ruhige See stehen, so dass in dieser Zeit mit besonders vielen Ankünften auf den Inseln zu rechnen sei.

Allerdings würden afrikanische Staaten dabei helfen, die Flüchtlingsankünfte auf den Kanaren zu beschränken. So würden beispielsweise vor der Küste Marokkos mehr Menschen abgefangen und zurückgeschickt, als auf den Kanaren ankämen.

Minderjährige Migranten stellen die Kanaren vor Probleme

Insbesondere minderjährige Migranten stellen die Kanarischen Inseln vor Herausforderungen. Fast 15 Prozent der zuletzt angekommenen Flüchtlinge waren Kinder und Jugendliche. Die Region, in der sie ankommen, ist laut spanischem Gesetz für sie verantwortlich. Dadurch verbleiben die meisten von ihnen zunächst an ihrem Ankunftsort, was die Aufnahmezentren zunehmend füllt.

“Wir sind ernsthaft besorgt. Der Staat muss dringend handeln, aber es scheint so, als dass wir die Einzigen sind, die die humanitäre Notlage sehen”, sagt der stellvertretende Minister für Soziales auf den Kanarischen Inseln, Francis Candil.

Migration: Kanaren sehnen Gesetzesänderung im Herbst herbei

Auf der Basis von Informationen verschiedener humanitärer Organisationen, die in den Herkunftsländern tätig sind, rechnet Candil ebenfalls mit weiter steigenden Migrationszahlen. Dabei sieht der Minister vor allem “einen Engpass für Minderjährige Migranten”. Weiter sagt Candil: “Wir haben ernsthafte Probleme, mehr Plätze zu finden, um neue Zentren zu eröffnen. Einige Organisationen sind bereits heute dazu gezwungen, Fachkräfte aus dem Ausland abzuziehen, um ihr Personal hier aufzustocken.”

Der Präsident der Kanarischen Inseln, Fernando Clavijo, hat sich mit seinem Vorgänger ausgetauscht. Ángel Víctor Torres ist heute in der spanischen Regierung als Minister für Territorialpolitik und als Vorsitzender der Interministeriellen Kommission für Einwanderung tätig. Nach dem Gespräch rechnet Clavijo damit, dass sich die Lage rund um minderjährige Migranten auf den Kanarischen Inseln frühestens im Herbst entspannen werde.

Eine Gesetzesänderung soll dabei helfen, mehr unbegleitete Minderjährige schneller innerhalb Spaniens umzuverteilen. Bisher weigern sich die meisten Regionen, freiwillig Migranten aufzunehmen. Clavijo sehnt die Gesetzesänderung zwar herbei, bereitet sich für die kommenden Monate jedoch vorsichtshalber auf viel zu leistende Arbeit auf den Kanarischen Inseln vor, bevor in Madrid möglicherweise ein neues Gesetz verabschiedet wird.


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Johannes Bornewasser ist Herausgeber von Teneriffa News. Er hat zudem die redaktionelle Verantwortung inne. Zu seinem Autorenprofil geht es hier.

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