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Kanaren: Neue Proteste für Sonntag angekündigt – auch Kritik wird laut


Auf den Kanarischen Inseln kommt es erneut zu Protesten gegen das aktuelle Tourismus-Modell. Die Initiatoren fordern Veränderungen. Es gibt auch Kritik an den Kundgebungen und ihren Initiatoren.

Von Johannes Bornewasser – letzte Änderung: – Lesedauer: 3 Minuten – 0 Leserkommentare bei Kanaren News

Die Initiative „Canarias tiene un límite“ („Die Kanaren haben eine Grenze“) zeigt sich für die kommenden Anti-Massentourismus-Demonstrationen gewappnet. Vertreter betonten, intensive Vorbereitungen für die geplanten Proteste am Sonntag getroffen zu haben. Unterdessen wird auch Kritik laut.

Die Demonstrationen sollen auf dem Archipel, in sieben spanischen Städten und in Berlin stattfinden. Vertreter der Plattform auf Teneriffa betonten, dass keine Veränderung im tourismusorientierten Wirtschaftsmodell erfolgen könne, solange die kanarische Regierung „Gefangene bestimmter wirtschaftlicher Gruppen, wie Investoren oder Reiseveranstaltern“ bleibe. Das erklärte Jaime Coello, Leiter der Stiftung Telesforo Bravo–Juan Coello.

Nach den Kundgebungen am 20. April des Vorjahres mit tausenden Teilnehmenden beklagten die Organisatoren auf Teneriffa, dass der Archipel weiterhin „orientierungslos“ bleibe. Sie warfen dem kanarischen Präsidenten Fernando Clavijo vor, „nicht den Mut gezeigt zu haben, Maßnahmen zu ergreifen, die Menschen und Umwelt wirklich schützen“.

Kritik am Tourismusmodell der Kanaren

Kürzlich reiste Clavijo nach Brüssel. Dort stellte er Pläne für den zukünftigen Bau von bezahlbarem Wohnraum sowie eine mögliche Aufenthaltsgesetzgebung für den Archipel vor. Die Initiativen zeigten sich jedoch skeptisch – auch wegen der zeitlichen Nähe zu den für Sonntag geplanten Protesten. Laut Organisatoren werde man so viele Menschen mobilisieren wie im Vorjahr.

Der Umwelt-Dokumentarfilmer Felipe Ravina kritisierte als Sprecher der Bewegung mehrfach gebrochene Versprechen der Politik. Er nannte sie „eine Täuschung“. Die als „Probleme“ angesprochenen Kritikpunkte der Demonstrierenden hätten sich nach Einschätzung der Bewegung sogar verschlimmert. Jedes Jahr verliere die Region an Fläche, die Biodiversität stehe zunehmend unter Druck und der Gesamtzustand des Archipels verschlechtere sich spürbar.

Ravina, Meereswissenschaftler der ULPGC, sagte, dass in den vergangenen 60 Jahren 90 Prozent der Fischbiomasse verschwunden sei. Die fortschreitende Küstenbebauung in Verbindung mit schädlichen Einleitungen von Abwasser ins Meer verhindere eine Erholung. Tägliche Staus, Wohnungsmangel, angespannte Grundversorgung und niedrige Löhne – nicht nur im Gastgewerbe – zählten zu den drängendsten Problemen.

Die Organisationen sehen zudem zunehmend negative Folgen für die einheimische Bevölkerung und die Kanaren als Reiseziel. Eine nachhaltige Entwicklung und Wertschätzung des Territoriums sei erforderlich. Statt Rekorde bei den Touristenzahlen zu feiern, müsse der Schutz der Inseln Vorrang bekommen.

Gewerkschaften unterstützen den Protest, auch Kritik wird laut

Die Gewerkschaften UGT und CCOO schlossen sich der Bewegung an. Sie fordern bessere Arbeitsbedingungen und eine gerechte Verteilung des durch den Tourismus generierten Reichtums. Die UGT hob hervor, dass die geplanten Demonstrationen den wachsenden sozialen Rückhalt der Bewegung unterstreichen und den Unmut der kanarischen Bevölkerung mit Blick auf die Entwicklungen im Tourismussektor offenlegen.

Unterdessen wird auch Kritik an der Bewegung laut. Tourismusvertreter bemängeln, dass die Demonstrierenden an dem Ast sägten, auf dem sie sitzen. Die Kanaren seien so wohlhabend wie nie und würden gegen den Grund dafür vorgehen, heißt es seitens der Arbeitgeberverbände. Zudem seien Auswüchse, wie – wenn auch sehr vereinzelte – Übergriffe auf Touristen nicht zu tolerieren. Auch eindeutige Botschaften mit indirekten Morddrohungen (mehr dazu nachfolgend) seien ein Unding.


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Über den Autor

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Johannes Bornewasser

Johannes Bornewasser ist Gründer und Herausgeber der Kanaren News. Er hat zudem die redaktionelle Verantwortung inne. Zum Autorenprofil von Johannes Bornewasser.

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