Die spanische Zentralregierung hat am Freitag 8,5 Millionen Euro für die Betreuung unbegleiteter minderjähriger Migranten auf den Kanaren bereitgestellt. Die Konferenz der Regionalminister für Kindheit und Jugend tagte in Madrid und beschloss die Verteilung von insgesamt 22 Millionen Euro an die autonomen Gemeinschaften.
Candelaria Delgado, Sozialministerin der Kanaren, kritisierte die Summe als unzureichend angesichts der Überlastung des Aufnahmesystems auf den Inseln.
Ein zentraler Streitpunkt blieb derweil die solidarische Umverteilung der unbegleiteten minderjährigen Migranten von den Kanaren auf andere Regionen des Landes. Das Vorhaben scheiterte erneut am Widerstand der Partido Popular, die das Verteilungsmodell nicht unterstützt.
Kanaren weiter mit Migranten alleingelassen
Die kanarische Regierung zeigte sich enttäuscht über das fehlende Einvernehmen. Delgado sagte, dass die Kanaren derzeit 5685 unbegleitete minderjährige Migranten betreuen würden. Das System stehe kurz vor dem Kollaps.
„Warten bis September ist völlig undenkbar“, sagte die Ministerin. Sie verwies darauf, dass gerade in diesem Zeitraum erfahrungsgemäß mehr Boote an den Küsten der Kanaren ankämen.
Kanaren fordern mehr Mittel für Betreuung minderjähriger Migranten
Delgado sagte, dass der Archipel bereits ein Defizit von 140 Millionen Euro durch die Betreuung der minderjährigen Migranten und Flüchtlinge angesammelt habe. Sie forderte erneut eine staatliche Finanzierung, die die gesamte Zeit der Vormundschaft bis zur Volljährigkeit abdeckt. „Nur so lässt sich eine angemessene Betreuung gewährleisten.“
Die Ministerin sagte ferner, dass die Umsetzung des entsprechenden Königlichen Dekrets und seiner Ausfuhrbestimmungen weiter voranschreite. Diese Regelungen sollen die Verteilung minderjähriger Migranten auf andere Regionen erleichtern. Bisher hätten diese gesetzlichen Instrumente jedoch keine praktische Wirkung gezeigt.
Der nächste Schritt soll in einer weiteren Konferenz im Juli festgezurrt werden, bei der die Finanzierung der Transfers besprochen werde. Delgado mahnte jedoch zur Eile – insbesondere im Hinblick auf mehr als 800 Minderjährige mit Asylschutz, die trotz erfüllter Voraussetzungen weiterhin auf den Kanaren verbleiben müssen.
Im Rahmen der Mittelverteilung erhalten Ceuta sieben Millionen Euro, Melilla 4,5 Millionen Euro und die Balearen zwei Millionen Euro. Die Kanaren pochen derweil weiter auf eine schnelle und umfassende Lösung für die Betreuung und Verteilung der unbegleiteten minderjährigen Migranten.
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„System-Kollaps“: Kanaren erhalten Millionen statt Hilfe mit Migranten
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