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Warum illegale Vermietung auf den Kanaren kinderleicht ist


Immer mehr Vermieter schwenken um. Ihre Objekte werden dem Miet-Markt entzogen und Touristen via Airbnb angeboten. Das ist oft lukrativer. Doch meist auch eine Straftat. Die wäre leicht zu durchschauen. Eigentlich.

Von Juan Martín Lesedauer: 3 Minuten

Die spanische Mietpreisbremse schlägt auf den Kanaren fehl. Viele Vermieter bieten ihre Objekte nicht mehr zur Monatsmiete an, sondern tage- und wochenweise auf Plattformen wie Airbnb. Doch viele von ihnen handeln illegal. Denn sie haben keine Lizenz. Das zeigen aktuelle Daten. Die Strafen sind hoch. Und doch schrecken sie kaum ab.

In Teneriffas Tourismus-Hotspot Adeje werden 3125 Ferienwohnungen und -Häuser zur Miete angeboten. Das sind die offiziell von der kanarischen Regierung lizenzierten Immobilien. Doch ein Blick auf Airdna zeigt die wahren Werte. Demnach gibt es in Adeje 3624 touristische Apartments und Häuser. Eine Diskrepanz von rund 500 Angeboten.

Das Portal sammelt alle touristischen Miet-Angebote großer Plattformen, um aus den Daten Informationen zu gewinnen. So kann beispielsweise nachgesehen werden, wie teuer ein Apartment in einer Stadt durchschnittlich ist. Wird der Kaufpreis daneben gelegt, kann blitzschnell ermittelt werden, wie rentabel ein Objekt für Investoren ist.

Doch neben diesem Haupt-Zweck können die Zahlen auch herangezogen werden, um illegale Vermietung aufzudecken. Denn auf den Kanaren benötigen Vermieter eine Lizenz. Der Blick in die Daten zeigt: Das ist Tausenden von ihnen offenbar egal.

Auf Gran Canaria ist mitunter jede vierte Ferienwohnung illegal auf dem Markt

Während in Regionen wie Puerto de la Cruz im Norden Teneriffas laut Airdna lediglich 72 Wohnungen mehr angeboten werden als eine Lizenz besitzen, liegen die Zahlen in anderen Regionen weiter auseinander. Ein besonders krasses Beispiel ist San Bartolome de Tirajana.

In der Gemeinde im Süden von Gran Canaria zeigen die jüngsten Zahlen des Ferienhausregisters der kanarischen Regierung 2858 Touristenapartments. Airdna kommt zu einem anderen Wert: 3641. Das ist eine Diskrepanz von 27,4 Prozent. Mehr als jede vierte Wohnung würde demnach illegal angeboten.


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Forscher: Nicht nur auf den Kanaren ist iIllegale Vermietung an der Tagesordnung

Forscher bestätigen, dass diese Abweichung in beinahe allen größeren Städten erkannt werde. Von einer mitunter “brutalen Diskrepanz” ist die Rede. Auf den Kanaren bedeutet das in Zahlen: 45.165 touristische Miet-Angebote laut Airdna stehen 42.651 laut spanischen Statistik-Institut INE gegenüber. Die kanarische Regierung kommt mit ihren Lizenzen sogar nur auf 42.370.

Zum Einen liegt die Abweichung in besonders kleinen Angeboten. So wird auch schon mal Zelt auf einer Dachterrasse oder im Garten einen Hauses inseriert. Mit Blick auf das globale Phänomen wird jedoch deutlich: Illegale Vermietung ist ebenso an der Tagesordnung wie mangelhafte Kontrolle.

Ferienwohnungen: Kanaren kontrollieren ihre Vermieter nicht

Alejandro Armas von der Universität in Leipzig wird mit den Worten zitiert, Airbnb sei “intransparent”. Der Anbieter betone seine reine Vermittler-Eigenschaft und biete illegal handelnden Vermietern damit eine Möglichkeit, sich zu verstecken.

Während die Plattform kostenlos durchgepflügt werden könnte, liegt die Preisgestaltung von Airdna in einem erträglichen Rahmen. Für einen vergleichsweise niedrigen Betrag könnte mit aggregierten Daten strukturiert gegen illegale Vermietung vorgegangen werden. Banken nutzen das Angebot längst, um Kredite zu berechnen. Doch Kommunen sind oft nicht so weit.

Dort fehlen schlicht die Prüfer zur Durchsetzung geltenden Rechts. Und so sind selbst niedrige Hürden zur Datenauswertung sowie ausgeschriebene Strafen von bis zu 300.000 Euro in besonders schwerwiegenden Fällen bisher kaum abschreckend.

EU will Zentralregister für Ferienwohnungen – auch zum Schutz von Touristen

Immerhin ist die illegale Vermietung als Problem erkannt worden. Und so beschloss die EU kürzlich den Aufbau eines zentralen Registers für Ferienunterkünfte. So wolle man zumindest in der Lage sein, im Nachhinein gegen illegale Aktivitäten vorzugehen. Und ganz nebenbei auch Mietpreisbremsen besser durchsetzen.

Auch für Vermieter wäre ein Zentralregister ein Schritt nach vorn. Denn das Registrierungsverfahren wäre grenzübergreifend standardisiert und auch Reisende könnten können so besser vor Betrug geschützt werden.

Dennoch bewahrt selbst ein Zentralregister die Gemeinden und Regionalverwaltungen nicht davor, Kontrollen durchzuführen. Dafür müssten Stellen und Infrastrukturen aufgebaut werden. Eine Investition, die von den Kanarischen Inseln bisher gemieden wird.

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Juan Martín ist redaktioneller Mitarbeiter von Teneriffa News. Zu seinem Autorenprofil geht es hier.

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