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Umweltschutz-Posse: Teneriffas Politik lehnt Filmdreh-Verbot am Teide ab


Der Teide wird streng bewacht. Nur bei lukrativen Film-Drehs drückt die Politik ein Auge zu. Einer Abgeordneten geht das zu weit. Doch ihr Antrag wurde abgeschmettert. Umweltschützer wittern politische Befangenheit.

Von Juan Martín Lesedauer: 3 Minuten

Von Hollywoods “Fast and Furious” bis zum “Herr der Ringe”-Nachfolger: Teneriffa ist eine immer beliebtere Film-Kulisse. Das belastet die Umwelt der Kanaren-Insel. So sehr der Teide-Nationalpark normalerweise bewacht und geschützt wird, schaut die Politik bei lukrativen Kino-Produktionen doch lieber weg.

So zumindest darf eine Abstimmung auf der Kanaren-Insel gewertet werden, die einen Stopp von Dreh-Genehmigungen rund um Spaniens höchsten Berg forderte. Einstimmig wurde der nun abgelehnt.

Eingebracht wurde der Antrag von der fraktionslosen María José Belda. Und begründet wurde die Ablehnung mit dem Plan Rector de Uso y Gestión, kurz PRUG, der die Kontrolle des Nationalparks in Zukunft regeln soll.

Teneriffa: Wird das Weltkulturerbe am Teide verkauft?

Belda ist der Meinung, dass auf Teneriffa “weiterhin die alte Politik eine Rolle spielt”. Sie sagt, dass keine Partei “sich um den Schutz dieses einzigartigen Ortes kümmert”. Die Politikerin fährt fort: “Kurz gesagt, lassen wir den Nationalpark weiterhin ungeschützt, mit nur vier Umweltwächtern und zur Verfügung von Produktionsfirmen, damit sie ihn weiterhin als Filmkulisse nutzen können.”

Die Politikerin wirft den Kolleginnen und Kollegen “knausern” vor, wenn es um den Schutz des Weltkulturerbes geht. Zwar sei es gut, dass laut der zuständigen Politikerin Isabel García bislang bei keinen Dreharbeiten irreversible Schäden am Teide verursacht worden seien. Aus ihrer Sicht sei genau das jedoch eine Frage der Zeit.

Daher benötige es Regelungen. Denn aktuell seien sogar mehrere Dreh-Genehmigungen für denselben Zeitraum erteilt worden. Und dies unterstreiche die Nachlässigkeit bei der Überwachung des Nationalparks.

Weniger Privat-Autos während Film-Drehs am Teide?

Eine Möglichkeit bestehe darin, den Zugang für Privatfahrzeuge während genehmigter Dreharbeiten zu beschränken. Nur so könne die Verwaltung des Nationalparks weiterhin alles im Blick behalten.

Doch nicht nur das zeige die Versäumnisse. Auch dass die Guardia Civil zwar inzwischen eine Wache am Teide habe, dennoch aber keine Präsenz zeige, sei ein weiterer Beleg für die Nachlässigkeit bei der Überwachung dieses einzigartigen Orts.

“Es ist unerlässlich, alle notwendigen Maßnahmen zu ergreifen, um diesen Raum zu erhalten und nicht länger die wirtschaftlichen Interessen des audiovisuellen Sektors über den Schutz zu stellen”, sagte die fraktionslose Abgeordnete mit Nachdruck.

Umweltschützer werfen Kanaren-Politik Befangenheit vor

Die Politik hat die Ablehnung des Antrags derweil mit Verweis auf den PRUG begründet. Der Plan ist laut Belda jedoch allenfalls eine “Notlösung”. Auch Umweltschützer kritisieren den Entwurf. Er soll unter anderem mehr Bus-Verbindungen ermöglichen. Allerdings hatte der für den ökologischen Wandel der Kanarischen Inseln zuständige Minister, José Antonio Valbuena, angekündigt, dass die Durchfahrt für Autos nicht beschränkt werden soll. Lediglich das Parken werde dann kostenpflichtig.

Auch weitere Aspekte des Masterplans für die Nutzung und Verwaltung des Teide-Nationalparks stoßen auf Widerstand. So zeigt sich beispielsweise die Umwelt-Stiftung Telesforo Bravo glücklich darüber, dass die Diskussion geführt werde. “Der aktuelle Plan”, heißt es jedoch, “reicht eindeutig nicht aus, um auf all den Vandalismus zu reagieren, der dort zu sehen ist”.

Der Haupt-Kritikpunkt geht in die gleiche Richtung, die Belda angeführt hatte: Er “besteht darin, dass die für die Verwaltung des Nationalparks zuständige Behörde, das Cabildo de Tenerife, dort Geschäfte macht”. Dies bezieht sich neben den Lizenzen für Film-Drehs auch auf die Teide-Seilbahn. Und es sei “nur sehr schwer zu lösen”, hieß es seitens der Umweltschützer schon bei der Vorstellung des Plans.

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Umweltschutz-Posse: Teneriffas Politik lehnt Filmdreh-Verbot am Teide ab

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Juan Martín ist redaktioneller Mitarbeiter von Teneriffa News. Zu seinem Autorenprofil geht es hier.

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Kommentare zu:

Umweltschutz-Posse: Teneriffas Politik lehnt Filmdreh-Verbot am Teide ab

  1. RFK schrieb am

    Sie schreiben von einer ‘Umwelt-Posse’, die sie zweifelsohne ist. Ein starker Umweltschutz ist heute dringender denn je. Umweltschutzschutz ist aber eine weltumspannende, um auf den Kanaren zu bleiben, eine inselumspannende Angelegenheit.
    Wenn ich Filmaufnahmen kritisiere (auch im Nationalpark Teide), darf ich eine seit 47 Jahren stattfindende Rallye und ein dreistündiges Feuerwerk nicht kritiklos erwähnen.

    Dagegen hätte ich mir von Teneriffa News gewünscht, sich endlich massiv auf die Seite der Personen zu schlagen, die Inselfauna und Inselflora schützen wollen. Dazu gehören die meisten aller Wanderer – gerade im Teide-Nationalpark!

    Wer in Pömps und Badelatschen zum Teide fährt, soll zur Kasse gebeten werden! Wer aus dem fahrenden Auto heraus Fotos am Teide macht, anschließend zum Hotel zurück rast, um sich mit einem ‘all inklusive’ Cocktail an den Pool zu legen, auch der soll im Teide-Nationalpark zahlen! Wem Selfies vor dem Teide wichtiger sind, als die Natur, soll zahlen! Aber Wanderer doch bitte nicht!

    Eine Aufgabe für die Regierung, Opposition, Umweltverbände und auch für Teneriffa News: Erarbeiten eines umweltverträglichen Konzepts, zum Vorteil der Umweltfreunde und zum Nachteil der gedankenlosen Umweltfeinde! Eine passende Lösung fällt mir adhoc auch nicht ein, aber genau deswegen plädiere ich für eine gemeinsame Entwicklung eines Konzepts. Viele Ideen, unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Interessen, führen letztlich sicher zum Erfolg! Dabei müssen natürlich sofort parteipolitische Interessen unterbunden werden.

    • Teneriffa News schrieb am

      Lieber Ralf,
      guter Journalismus besteht darin, Dinge zu benennen, sich jedoch nicht “auf eine Seite zu schlagen”, wie Sie es einfordern. Wir berichten, was ist, Sie bilden sich Ihre Meinung dazu. Alles andere wäre ein Kommentar. Wenn Sie Einordnung wünschen, so finden Sie diese in unserem Newsletter. Hier hingegen gibt es neutrale Berichterstattung.
      Sie sehen in unserer Berichterstattung ganz offensichtlich Parteilosigkeit und haben sich Ihre Meinung gebildet. Wir freuen uns also, dass unser Grundsatz aufgeht.
      Viele Grüße
      Ihr Teneriffa-News-Team

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