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Kanaren: Mindestens 150 tote Migranten allein im August – Kritik an Madrid wächst


Die jüngste Tragödie auf dem Atlantik, bei der mindestens 14 Migranten starben, macht den August zu einem der tödlichsten Monate. Mindestens 150 Personen starben in den vergangenen Wochen in den Fluten zwischen Westafrika und den Kanarischen Inseln. Experten rechnen mit traurigen Höchstwerten.

Von Johannes Bornewasser Lesedauer: 3 Minuten

Die Zahlen sind so undurchsichtig, dass verschiedene Organisationen zu grundverschiedenen Ergebnissen kommen. Erschreckend bleiben sie jedoch in allen Fällen. Immer wieder werden gestartete Flüchtlingsboote auf dem Weg zwischen Westafrika und den Kanarischen Inseln als verloren gemeldet. Und so variiert auch die Zahl der gemeldeten Todesfälle zwischen rund 2000 und 525.

Die erste Zahl beinhaltet all die unterwegs verlorenen Boote. Währenddessen spricht die von den Vereinten Nationen abhängige Internationale Organisation für Migration von 525 bestätigten Todesfällen. In dieser Zahl enthalten sind 14 weitere Todesfälle aus dieser Woche.

Zuletzt waren erneut Migranten ums Leben gekommen. Laut Aussagen der Überlebenden starben mindestens 14 Menschen, als sie versuchten, die Kanaren zu erreichen. Ihr Boot war am Dienstag im Morgengrauen vor Fuerteventura gerettet worden. Bestätigt ist die Zahl bisher nicht, da es unterschiedliche Aussagen mehrerer Geretteter gibt. Es könnten demnach bis zu 30 Menschen gestorben sein.

Nach Angaben der Organisationen seien die Boote, mit denen zuletzt immer mehr Menschen die gefährliche Reise antraten, immer weniger hochseetauglich. Auch dieser Trend führe neben Faktoren wie der fehlenden Erfahrung fast aller Insassen mit dem Atlantik zu der erhöhten Sterblichkeit.

Derweil suchen die Retter nach weiteren Booten. Eines war mit 42 und eines mit 59 Personen an Bord gestartet und bisher nicht entdeckt worden. Unklar sei, ob das gerettete Boot eines davon sein könnte.

Migration auf Kanaren: Zahl der Todesopfer erreicht “nie dagewesene Werte”

Die Organisation Caminando Fronteras rechnet damit, dass die Zahl der Todesopfer in diesem Jahr “noch nie dagewesene Werte erreichen” wird. Dies beziehe sich “nicht nur auf die, die gesehen werden, sondern auch auf die, die unsichtbar bleiben” – also Menschen, die auf hoher See unbemerkt ums Leben kommen.

Laut der Organisation müsse das Personal für die Suche aufgestockt und die Rettungsmittel erhöht werden. “Wir brauchen Verstärkung”, sagte ein Caminando-Fronteras-Sprecher zu Inforcasa.

Migration: Kanarische Politik kritisiert Spaniens Regierung

Fernando Clavijo, Generalsekretär der Coalición Canaria (CC), kritisierte die spanische Zentralregierung. Mit Blick auf die jüngste Tragödie und die zuvor 29 Verstorbenen in einem Boot, das mehrere Hundert Kilometer vor El Hierro entdeckt worden war und in dem auch sich sieben Kinder ihr Leben verloren hatten, sagte der Politiker, dass Madrid “nicht handelt”, während “Kinder auf den Booten verhungern und verdursten”.

Während der Migrationskrise im Jahr 2006, die in Anlehnung an die kleinen Boote, mit denen die Migranten überzusetzen versuchen, als “Cayuco-Krise” in die kanarische Geschichte einging, habe die nationale Regierung eingegriffen. Dies bleibe diesmal weitgehend aus, kritisierte Clavijo. Damals seien “Ressourcen bereitgestellt worden, um das zu verhindern, was genau jetzt passiert: Der Tod von Hunderten von Menschen, darunter auch Kinder”.

Australia Navarro von der Partido Popular de Canarias (PP) kritisierte zudem das “Schweigen” des Präsidenten der kanarischen Exekutive, Ángel Víctor Torres, zur “Untätigkeit” der Zentralregierung. Zudem sei “Madrids Leistung gleich Null und Torres’ Schweigen” helfe allenfalls den Schleusern vor Ort in Afrika, sagte Navarro. “Bis heute wissen wir nicht, welche Leitlinien die Zentralregierung festgelegt hat und wie ihr Fahrplan in Bezug auf die Migration aussieht”, kritisierte sie weiter.

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Johannes Bornewasser ist Herausgeber von Teneriffa News. Er hat zudem die redaktionelle Verantwortung inne. Zu seinem Autorenprofil geht es hier.

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