70.000 Stellen sind unbesetzt. Gleichzeitig herrscht hohe Arbeitslosigkeit. Die Kanaren stehen vor einem großen Problem, das auf den ersten Blick überhaupt keinen Sinn ergibt.
Denn während die Kanarischen Inseln von einem Tourismus-Rekord zum nächsten eilen, droht ihnen das Haupt-Problem der Branche zum Verhängnis zu werden: der Fachkräftemangel. Branchenverbände fürchten, dass weiteres Wachstum an den fehlenden Arbeitskräften scheitern könnte.
Rund 70.000 Jobs seien derzeit unbesetzt, berichten die Arbeitgeber der Tourismus-Branche. Sie schlagen Alarm, denn paradoxerweise gibt es eine hohe Arbeitslosenquote, während gleichzeitig abertausende Stellen weiter unbesetzt bleiben.
Kanaren: Arbeitslosigkeit und Tausende offene Stellen
Das Defizit betrifft nahezu alle Bereiche im Kanaren-Tourismus. Und so könnte die Branche weiter wachsen. Sie scheitert jedoch an den unbesetzten Stellen. Kritiker des aktuellen Tourismus-Kurses sind erleichtert – und in Sorge vor neuen Rekorden. Das ist das Kanaren-Tourismus-Paradoxon:
“Corporación 5” bezeichnet sich selbst als strategische Unternehmensberatung auf den Kanarischen Inseln. Direktor José Miguel González hat am Dienstag den jüngsten Tourismusbericht für das dritte Quartal vorgestellt. Erarbeitet wurde dieser mit der Handelskammer von Gran Canaria und Excelcan, einer Vereinigung für Forschung, Studium und Exzellenz im Tourismussektor der Kanaren.
Laut der Studie haben die Kanarischen Inseln ein strukturelles Defizit über alle Berufsgruppen im Tourismus hinweg: “Der Mangel tritt auf allen Ebenen auf”, sagt González. Demnach würden Bewerber aufgrund von “mangelndem Ehrgeiz abgelehnt oder weil sie nicht über die nötige Ausbildung verfügen”.
Kanaren-Tourismus: Das fordern die Arbeitgeber jetzt
Aus Sicht der Arbeitgeber und ihrer Berater müsse die Politik für mehr und bessere Umschulungen sorgen. Das sei “der soziale Aufzug schlechthin”. Denn ausreichend offene Stellen seien vorhanden. Es mangele lediglich an der Qualifikation vieler Bewerber. Und die Politik sollte ein Interesse daran haben, beide Seiten zusammenzubringen, lautet der Tenor.
Allerdings liege andersherum ein großes Problem darin, dass viele offene Stellen in touristischen Ballungszentren liegen. Die Mieten an solchen Orten sind hoch und die Gehälter im Tourismus darauf nicht ausgelegt. Darin könne ein Teil der mangelnden Motivation einiger Kandidaten liegen. Andere Bewerber, die von sich aus Job-Angebote ablehnen, sehen Probleme darin, zu weit pendeln zu müssten. Auch in diesem Punkt sehen die Arbeitgeber die Politik zu Teilen am Zug.
Tourismus-Sektor der Kanaren bleibt im Aufwind
Ungeachtet des enormen Fachkräftemangels befinde sich der Urlaubssektor der Kanaren im Aufwind. Laut Studienergebnis wurden bis Ende September elf Millionen ausländische und 1,5 Millionen spanische Touristen begrüßt. Das bedeutete einen Zuwachs von rund zehn Prozent.
“Das erlaubt uns die Prognose, dass die Kanarischen Inseln bis Ende 2024 insgesamt mehr als 17,7 Millionen Besucher empfangen könnten, die mit fast 100 Millionen Übernachtungen geschätzte Gesamtausgaben von 22 Milliarden Euro generieren”, orakelte González.
Zurückzuführen sei das auf die aktuelle geopolitische Lage und mit ihr veränderten Urlauberströmen. Außerdem gebe es bessere Anbindungen und eine im Vergleich zu früher deutlich stärkere Hauptsaison. Schon jetzt sei die Aussicht bis Ostern 2025 hervorragend.
Kanaren-Tourismus sorgt weiter für Kritik
Die steigenden Umsätze sorgen auch auf den Inseln für deutlich höhere Einnahmen. Politisch könnten Teile dieses Zuwachses für Umschulungen genutzt werden. Auf diese Weise könnte das Tourismus-System der Kanarischen Inseln von innen heraus weiter verstärkt werden.
Kritiker sehen darin jedoch auch Probleme: Sie fordern schon jetzt eine Abkehr vom aktuellen Massentourismus. Größere Erfolge der Branche, die zu mehr Arbeitern führen, könnten noch mehr Touristen-Ankünfte nach sich ziehen. Damit würden auch die Mieten weiter steigen, was neue Probleme schaffe.
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“Sozialer Aufzug schlechthin”: Kanaren haben 70.000 unbesetzte Jobs
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