Die Sorge vor dem Brexit war groß – und unbegründet. Denn Großbritannien ist die einzige große Konstante für die Kanarischen Inseln. Im vergangenen Quartal kamen trotz des EU-Ausstiegs, der Inflation und des Ukrainekrieges mit all seinen Nebenwirkungen weiterhin konstant viele Briten auf die Kanaren. Ganz im Gegensatz zu Deutschen.
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Briten erobern die Kanaren
Und diese Schere geht derzeit immer weiter auseinander. Denn allein im März kamen mehr als 510.000 Personen aus dem Vereinigten Königreich auf die Inseln. Das waren knapp sieben Prozent mehr als im Vorpandemiejahr 2019. Rund 36.000 Briten mehr machten damit Urlaub auf den Kanarischen Inseln.
Auf Quartalsebene stiegen die Zahlen sogar um neun Prozent. Etwa 113.000 britische Touristen mehr sorgten somit für eine Gesamtzahl von 1,4 Millionen Besuchern aus dem Königreich.
La Palma leidet nach dem Vulkanausbruch
Profiteure waren insbesondere Teneriffa und Lanzarote, wobei es auf allen Inseln einen Zuwachs gab. Im März waren es knapp 230.000 Briten auf Teneriffa und 134.500 auf Lanzarote. Auf Quartalsebene bedeutete das 623.432 und 357.844 Touristen für beide Inseln.
Gran Canaria zählte von Januar bis März hingegen nur 208.815 britische Urlauber und Fuerteventura 176.627. La Palma muss wegen den Nachwirkungen des Vulkanausbruchs am Cumbre Vieja gesondert betrachtet werden. Dort fehlt weiter etwa ein Viertel des Tourismus aufgrund von Schließungen. Der britische Tourismus brach in der Folge um 65 Prozent ein. Im ersten Quartal verzeichnete die Insel damit 3348 Besucher im Vergleich zu 9500 im Jahr 2019.
Weniger Deutsche auf den Kanaren
Im Vergleich zu den starken Zahlen auf der einen Seite, stehen äußerst schlechte auf der anderen zu Buche. Denn aus Deutschland kamen im Januar mit 33.000 etwa elf Prozent weniger Besucher an. Im März wurden dann schon doppelt so viele Briten wie Deutsche gezählt.
In Summe bringen es die Kanaren auf 771.249 deutsche Urlauber im ersten Quartal. Das bedeutet einen Rückgang um 71.000 Touristen, also 8,5 Prozent. Von ihnen entfallen 50.000 allein auf Gran Canaria.
Teneriffa erstmals vor Gran Canaria
Damit empfing Teneriffa nach Regierungsangaben im März erstmals mehr deutsche Touristen als Gran Canaria. Zu Buche stehen 85.465 zu 85.073. Über das gesamte Quartal gesehen liegt Gran Canaria zwar noch vorn, doch der Vorsprung schmilzt.
So wurden auf der runden Insel 250.129 Deutsche gezählt. Teneriffa bringt es auf 246.758 und Fuerteventura folgt mit 180.000 Deutschen. Lanzarote zählte derweil mehr als 80.000 und La Palma verlor mit 14.394 Deutschen etwa 52 Prozent.
Experten kritisieren Gran Canaria scharf
Als Grund sehen Fachleute einen Sanierungs- und Investitionsstau. Inforcasa zitiert den Tourismusexperten und Autor Antonio Garzón mit den Worten: “Andere Reiseziele auf der Insel, wie Mogán, haben es verstanden, ihre Infrastruktur zu verbessern.” Damit zielt Garzón auf San Bartolomé de Tirajana ab, das bisherige Hauptziel deutscher Besucher.
Weiter sagt er: “In San Bartolomé hat es kein Management gegeben. Es gibt Probleme mit den Strandbars und den Sonnenliegen, und die Einkaufszentren sind verlassen. Es mangelt an Management, und die Touristen sehen das und kommen nicht mehr zurück.”
Für Garzón steht fest: Läge das Problem an den Herkunftsländern der Touristen, würden alle Inseln Besucher verlieren, nicht nur Gran Canaria. Für Garzón sind insbesondere die Qualität und Quantität der Dienstleistungen der Schwachpunkt von San Bartolomé de Tirajana.
Als Beispiel gebe es keine Möglichkeiten für eingeschränkte Besucher, zum Strand hinunter zu gehen. So fehlten Aufzüge oder Rolltreppen: “Viele der Besucher sind ältere Menschen mit Mobilitätsproblemen”, sagt der Experte. Dem werde nicht genügend Sorge getragen
Doch dieses Beispiel ist nicht das einzige. Insbesondere auf Gran Canaria sehen auch andere Experten weitere Probleme. Mehr dazu hier:
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Kanaren gehen die Deutschen aus, Gran Canaria die Urlauber
Kommentare zu:
Wie Gran Canaria immer mehr Touristen vergrault
Meine Frau und ich sind im Juni das zweite Mal auf den Kanaren gewesen. Davor waren wir 20 Jahre auf Rhodos. Im Ort Faliraki gibt es und gab es das gleiche Problem wie auf Mallorca. Daher gebe ich dem Verfasser hier recht, dass man auf Teneriffa und den anderen Kanarischen Inseln nicht den Fehler begehen darf, die Orte dem Sauf-Tourismus herzugeben – was Mallorca Gott sei Dank jetzt unterbunden hat. Ich kann in gewisser Weise die Gastronomie verstehen, die davon profitieren würde und ihre massiv gestiegenen Kosten decken könnte. Corona hat auch in Griechenland vielen Unternehmen arg zugesetzt. Ich behaupte sogar, dass noch weniger deutsche Touristen im nächsten Jahr die Kanaren besuchen werden. Die deutsche Politik lässt den Menschen kaum noch Geld für Urlaub übrig – und das darf man nicht mit Sauf-Tourismus ausgleichen.
Guten Tag Herr Martin!
Sehr interessant, die englischen Gäste sind aber nicht immer sehr angenehm, anbei mein Reisebericht von 2023.
Liebe Grüße Fritz Helminger
Reisebericht Tenerife 17.02.-14.03. 2023
Auf den Spuren Mallorcas!
Einleitend möchte ich festhalten, dass ich kein Einmaltourist bin und Teneriffa und die Kanaren seit 1994 regelmäßig, auch mehrmals jährlich, bereise. Auch während des Shutdowns war ich 3x auf Tenerife!
Heuer war ich wieder an der Costa Adeje – im Touristenzentrum der Insel. Was mir sofort auffiel, dass Tenerife von Touristen sehr gut besucht ist. War es immer, aber es ändert sich zurzeit das Reisepublikum. Sehr viele, für die Jahreszeit jüngere Touristen, die es halt ausgiebig krachen lassen wollen. Man hat das Gefühl, dass die Costa Adeje zum Ersatz für Mallorca wird. Auf Mallorca ist man jetzt auf dem Weg, den Sauf- und Lärmtourismus abzuschaffen. Ich finde das gut, wie es auf den Balearen umgesetzt wird. Die Kanaren müssen nun aufpassen, nicht in das Muster des Sauftourismus zu fallen. Ich kann verstehen, dass die Gastronomen sehr interessiert sind, Umsatz zu machen. Auch glaube ich, dass die Anzahl der Touristen limitiert gehört. Da ich in Salzburg lebe, weiß ich wie es ist, wenn die Stadt täglich von Touristen überrannt wird. Die Infrastrukturen, wie z.B. die Straßen wurden/werden zu klein. Die neue Sicherheitskontrolle am Flughafen Süd ist aus praktikabler Sicht unzureichend durchdacht worden. Ein Beispiel: Der Rucksack kommt in eine Kiste. Der Laptop in die zweite Kiste. Alle persönlichen Dinge aus den Hosentaschen inkl. Gürtel kommen in die dritte Kiste. Nun sind die Kisten zu stapeln und zum Förderband zu tragen – und das, ohne Gürtel in der Hose – eine Challenge beginnt.
Die Spuren des Komasauftourismus sind klar sichtbar und stellen sich folgend dar:
• Fast überall Müll in großen Mengen
• Leere und halbvolle Getränkegebinde stehen/liegen vom Vortag
• Es riecht nach Urin, Erbrochenem und Alkohol
• Betrunkene liegen am Strand und Straßenrand
• Lokale, welche Nebeneinander liegen, spielen unterschiedliche und extrem laute Musik – auch in der 2. und 3. Reihe
Ich würde mich freuen, wenn man hier kontrolliert und im Sinne eines guten ruhigeren, ausgewogenen Tourismus eingreift! Ich reise ohnehin wieder hin!
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