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Nach Vulkanausbruch: Spaniens Königspaar sieht viel Frust auf La Palma


König Felipe VI. und Königin Letizia haben sich nach dem Vulkanausbruch auf La Palma ein Bild des Wiederaufbaus gemacht. Viele Betroffene kritisieren die langsame Rekonstruktion.

Von Johannes Bornewasser – letzte Änderung: – Lesedauer: 4 Minuten – 0 Leserkommentare bei Teneriffa News

Viele Menschen haben beim Vulkanausbruch auf La Palma ihr gesamtes Hab und Gut verloren. König Felipe VI. und Königin Letizia haben sich im Rahmen ihrer aktuellen Kanaren-Reise erneut ein Bild des Wiederaufbaus gemacht. Sie sahen Dankbarkeit, aber auch viel Frust.

Drei Jahre und neun Monate nach der Eruption des Cumbre Vieja besuchten die Monarchen zwei Orte im Aridane-Tal. Sie wurden von Verteidigungsministerin Margarita Robles, dem Präsidenten der Kanarischen Inseln, Fernando Clavijo, dem Insel-Präsidenten von La Palma, Sergio Rodríguez, und weiteren lokalen Vertretern begleitet.

Die Visite begann am Aussichtspunkt Lomo del Piojo in der Gegend von Tacande. Dort zeigte sich das Ausmaß der Zerstörung auf besondere Weise: Wo einst grüne Landschaften und Häuser standen, zieht sich nun eine schwarze Narbe durch das Bild. Nicht nur für das Königspaar war das ein besonderer Anblick:

Wiederaufbau nach Vulkanausbruch auf La Palma

Unter der erkalteten Lava liegen die Reste von Wohnhäusern, Gewächshäusern, Schulen und Wanderwegen. „Es ist ein sehr anschaulicher Ort“, sagte Héctor Izquierdo, Kommissar für den Wiederaufbau, da die Dimension der Katastrophe an Orten wie diesen sowohl sichtbar als auch vorstellbar sei.

Als zweite Station besuchten die Felipe und Letizia die Plaza La Laguna in Los Llanos de Aridane. Dort hatten sie im September 2021 bereits die ersten Evakuierten getroffen, Monate bevor die Lava das Viertel verschüttete.

Noch immer ist die Schule schwer beschädigt und nicht wieder aufgebaut. Die Monarchen trafen diesmal auf eine größere Gruppe Betroffener: Landwirte, die ihre Bananen- und Avocadoplantagen verloren, Fischer, deren Fanggründe sich durch die Lava verändert haben, Familien, die neu anfangen mussten, sowie Lehrkräfte, die mit frischen Erinnerungen an das Unglück in die Klassenzimmer zurückkehrten.

Wiederaufbau auf den Kanaren: Zwischen Hoffnung und Kritik

Rund 100 Menschen versammelten sich auf der Plaza La Laguna, um Fotos zu knipsen und ihre Lage mit den Monarchen zu besprechen. Felipe und Letizia zeigten sich nahbar und einfühlsam. „Dieser Besuch spendet Hoffnung, Trost und macht den Wiederaufbau sichtbar“, sagte Izquierdo, der jedoch auch seine Sorge über das ungleiche Tempo des Prozesses kommunizierte.

„Auch wenn die Makrodaten eine gewisse Erholung zeigen: In der Landwirtschaft siegt es anders aus“, räumte Izquierdo ein: „Es ist sehr aufwendig, die Lava zu entfernen und das Land wieder nutzbar zu machen, und nicht alle können sich das leisten.“

Vulkanausbruch auf La Palma: „Uns geht es sehr schlecht“

Marcelino Rodríguez, Vorsitzender der Nachbarschaftsvereinigung von La Laguna, ergänzte: „Unser Viertel ist weiterhin durch die Lava geteilt. Wir wollen nicht, dass das hier wie ein schöner Film wirkt, nur weil die Könige kommen, sondern dass sie die Realität sehen.“

Vier Jahre nach dem Ausbruch herrscht eine Mischung aus Resignation und Durchhaltevermögen. Das Viertel Todoque existiert nicht mehr, Las Manchas ist weiterhin isoliert, La Laguna befindet sich noch im Wiederaufbau. Dennoch öffnen Schulen wieder, Geschäfte werden wieder aufgebaut und Menschen schlagen neue Wurzeln auf Lava und Asche.

Betroffene nach Vulkanausbruch auf La Palma frustriert

Viele Betroffene kritisieren die „Langsamkeit“ der Rekonstruktion. „Uns geht es sehr schlecht“, fasste Juan González, der sein Haus verlor, gegenüber Europa Press zusammen. Er beklagte den „Kurzbesuch“ von Felipe und Letizia und wünschte sich, den Monarchen ein Dossier mit allen Fakten übergeben zu können: „Vielleicht bringt es nichts, aber wenigstens wäre es die Wahrheit, nicht das, was man ihnen erzählt, um gut dazustehen.“

Juan González ging sogar einen Schritt weiter und sprach von „Lügen und Täuschungen“ rund um den Wiederaufbau. Viele Menschen hätten ihre Entschädigungen für Häuser und Grundstücke noch immer nicht erhalten. „Einige bekommen Geld, andere nicht. Manche erhalten es für Land und Haus, andere weder für das eine noch das andere. Es ist ein großes Desaster, das mangels Planung schlecht umgesetzt wurde“, so González weiter.

Auch die Kritiker zeigen zwar eine gewisse Freude über den Besuch des Königspaares. Sie signalisieren dennoch zugleich, dass es wichtiger wäre, Felipe und Letizia die volle Wahrheit zu präsentieren. Es gebe viele offene Fragen und Benachteiligungen – auch weil die Betroffenen nicht in die Planung des Wiederaufbaus einbezogen würden. González forderte zudem mehr politische Einigkeit, die seit Beginn der Krise fehle.

Die Kanaren-Regierung habe ihren Anteil von 50 Millionen Euro gezahlt, der Beitrag des Staates stehe jedoch weiter aus: „Das ist ein finanzielles Desaster. Es werden Dinge ohne Planung gemacht, ohne die Betroffenen einzubeziehen.“ Als Beispiel nannte González Versprechen zu mobilen Entsalzungsanlagen in Puerto Naos sowie eine Brücke und einen neuen Hafen.

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Über den Autor

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Johannes Bornewasser

Johannes Bornewasser ist Gründer und Herausgeber der Teneriffa News. Er hat zudem die redaktionelle Verantwortung inne. Zum Autorenprofil von Johannes Bornewasser.

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