16 Menschen sind im vergangenen Jahr pro Tag vor den Kanaren gestorben. Die Migrations-Route von Afrika auf die Kanarischen Inseln bleibt damit die gefährlichste der Welt. Das ist die Bilanz der Menschenrechtsorganisation Caminando Fronteras.
6007 Todesopfer wurden 2023 verzeichnet. Das war fast das Dreifache der Opferzahl aus dem Jahr zuvor. Damals kamen 1784 Menschen ums Leben. Damit geht 2023 als das tödlichste Jahr seit Beginn der Datenerfassung durch Caminando Fronteras in die Geschichte ein, wie die Organisation in ihrem Jahresbericht mitteilte.
Mehr als neun von zehn Todesopfern auf dem Seeweg zwischen Afrika und Spanien seien auf der Kanaren-Route zu beklagen, berichtet die Organisation weiter. Insgesamt waren 6618 Menschen bei dem Versuch, die spanische Küste zu erreichen, auf dem Meer ums Leben gekommen. Darunter auch viele Frauen und Kinder, wie die Statistik zeigt.
Kanaren: Viele Flüchtlinge erreichen El Hierro
Die meisten Flüchtlinge stechen aus dem Senegal, Mauretanien oder Gambia in See. Von dort aus erreicht der Großteil von ihnen die Kanaren-Insel El Hierro. Ihre Heimatländer verlassen sie meist aufgrund politischer Unruhen oder wegen der sozialen Instabilität der Länder.
Im Juni und Oktober wurden die meisten Todesopfer beklagt. Im Sommermonat wurden 1197 Todesopfer verzeichnet, im Herbst dann 2370. Es folgt der November mit 1023 weiteren Verstorbenen.
Steigende Todeszahlen auf Kanaren-Migrations-Route: Versagt die Politik?
Um diese Zahlen zu ändern, gebe es neben den politischen Absprachen auch im Bereich der Hochseerettung dringenden Handlungsbedarf, meldet Caminando Fronteras: “Es müssten die Koordination zwischen den Staaten verbessert und die Informationen über die in Not geratenen Personen richtig verarbeitet werden, um niemanden zurückzulassen. Doch der Schwerpunkt liegt auf der Externalisierung der Bewegungskontrolle”, kritisiert die Organisation.
Für sie handle es sich um klares politisches Versagen. Kritisiert wird das Fehlen wirksamer zwischenbehördlicher und zwischenstaatlicher Protokolle als einer der Hauptgründe für die Zunahme von Schiffbrüchen. Auch das Auslassen oder Verzögern von Hilfe sei ein großes Problem, heißt es weiter.
Menschenrechtler kritisieren Spanien für Umgang mit Flüchtlings-Thematik
Hinzu komme, dass die Arbeit oft auf die Rettung Überlebender beschränkt gewesen sei, die Suche nach Todesopfern oder Überlebenden im Umkreis hingegen zu kurz gekommen sei. Sprecherin Helena Maleno prangert an, dass “die Unterlassung der Hilfspflicht an den Grenzen des spanischen Staates als Praxis der Migrationskontrolle etabliert wurde”.
Ihrer Meinung nach führen Abkommen mit Staaten wie Marokko dazu, dass Grenzen externalisiert und Menschenleben als Druckmittel eingesetzt würden. Spanien sehe dabei zu, wie die Rettung von Drittländern durchgeführt werde, auch wenn diese nicht über ausreichende Mittel verfügten.
6007 Flüchtlinge sterben auf dem Weg nach Spanien – die meisten auf der Kanaren-Route
Im vergangenen Jahr war auf den Kanaren die Rekordzahl von 39.910 Migranten gezählt worden. Die Studie besagt, dass trotz der hohen Opferzahlen, die meisten Verstorbenen in Dunkelziffern verschwinden würden.
Von den 6007 registrierten Todesopfern waren 434 aus Algerien in See gestochen. Sie kamen im westlichen Mittelmeer ums Leben. 147 weitere Menschen starben auf der Straße von Gibraltar und 30 auf der Alboranroute.
Die übrigen Todesopfer sind auf der Kanaren-Route zu beklagen. Insgesamt wurde der Tod von 5260 Männern, 363 Frauen und 384 Kindern auf hoher See verzeichnet.
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16 tote Flüchtlinge pro Tag: Kanaren-Route bleibt gefährlichste der Welt
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