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Kanaren: “Calima ist mehr als Staub” – so macht sie mehr Menschen krank


Die Kanarischen Inseln befinden sich immer häufiger und länger unter einer Staubglocke. Ein Arzt erklärt, warum eine Calima künftig gefährlicher sein kann.

Von Johannes Bornewasser Lesedauer: 3 Minuten

Wer allergisch auf Milben oder Schmuck reagiert, kann auch bei einer Calima große Probleme bekommen. Ekzeme auf der Haut oder Reizungen der Bronchien können die Folge sein. Denn eine Calima auf den Kanaren bedeutet mehr als Staub in der Luft – auch für gesunde Menschen. Das erklären Experten.

Pünktlich zu Karneval haben die Mess-Stationen des Staatlichen Wetterdienstes Aemet auf den Kanarischen Inseln eine deutlich erhöhte Staubbelastung registriert. Entsprechend gab es eine Calima-Vorwarnung wegen Wüstenstaub in der Luft. Während die Menschen auf den Kanarischen Inseln an der frischen Luft feierten, war diese einmal mehr deutlich staubgeschwängert.

Die Messstationen in der Hauptstadt Gran Canarias beispielsweise registrierten “extrem ungünstige” Werte von PM10-Partikeln. Diese weniger als 10 Mikrometer (µm) kleinen Partikel sorgten für “Notstandsbedingungen für die öffentliche Gesundheit, von der die gesamte Bevölkerung ernsthaft betroffen sein kann”, lautete die Gesundheitswarnung. Denn der Staub “ist keine reine und einfache Verschmutzung”. Viel mehr kann er “uns schaden, weil er viele Schadstoffe mit sich bringt”. Das sagt Antonio García Inforcasa.

Kanaren-Calima: So reagieren Allergiker auf den Wüsten-Staub

García arbeitet als Arzt für den Allergologischen Dienst des Universitätsklinikums Dr. Negrín auf Gran Canaria. Für ihn seien Calimas dieser Art ein ernstzunehmendes “gesundheitliches Problem” für alle Bürger. “Wir Kanarios sind so widerstandsfähig, dass wir den Staub als etwas Normales ansehen. Doch die Calima betrifft uns alle”.

Laut García ist es “nicht nur Sand, der transportiert wird. Im Staub befinden sich Mineralien, Quarzkristalle, Nickel”, und vieles mehr. Es seien “Verschmutzungspartikel und Mikroorganismen” enthalten. Und bei Menschen mit Allergien können sie starke Reaktionen auslösen.

“Wenn Sie beispielsweise allergisch auf Hausstaubmilben reagieren oder Asthmatiker sind, kann dies einen Asthmaanfall auslösen, ohne, dass Sie das Allergen einatmen müssen, weil der Dunst es ersetzt”, erklärt García weiter.


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Kanarische Inseln: Diese Allergien kann eine Calima auslösen

Laut dem Allergologen enthalte der feine Wüstenstaub der Calima viele Substanzen, die “die Bronchien reizen, wenn er die Atemwege erreicht”. Allergiker, die starke Immunreaktionen auf Schädigungen des Epithels, also der Schutzschicht von Haut, Lunge oder Darm entwickeln, können an Tagen mit starker Calima stark leiden.

Laut García können auch Menschen mit Hautallergien betroffen sein. Denn Calimas transportieren laut dem Mediziner auch Stoffe wie Nickel mit sich. Menschen, die auf Modeschmuck mit Allergien reagieren, sind oft gegen Nickel allergisch. Ist dieser verstärkt in der Umgebungsluft zu finden, können Betroffene mit Ekzemen reagieren.

Außerdem gibt es “mehr Atemwegsinfektionen, mehr Lungenentzündungen, Rachen- und Kehlkopfentzündungen als sonst”, weiß der Mediziner. Die Calima über den Kanaren verschlimmere oft auch Nasen-Nebenhöhlen-Entzündungen. Und ist Quarz im Staub enthalten, “wirkt er sich auf chronische Lungenpathologien aus”. Das wiederum könne auch Menschen mit chronischen Herzproblemen treffen.

Kanaren-Calima kann auch gesunde Menschen beeinträchtigen

Doch laut García sind nicht nur Allergiker und Risikopatienten betroffen. Bei starker Staubkonzentration in der Luft kann “wer allergisch reagiert, Entzündungen der Bronchien durch die Schadstoffe” bekommen. Es betrifft “Augen und Nase”, unabhängig davon, ob man allergisch ist. Ebenso “die Kopfhaut, die auch Haut ist”.

Für den Mediziner bestehe eines der Probleme von Calima-Perioden darin, dass sie so normal für Menschen auf den Kanarischen Inseln sind, dass viele sie einfach hinnehmen. Das sei ein Fehler, denn der Staub bleibe ein Schadstoff.

In Nordafrika sei auch die Häufigkeit von Augeninfektionen gestiegen. Daher sei mindestens eine Sonnenbrille empfehlenswert. Sie fungiere als eine Art mechanischer Schutz.

Mediziner sehen Probleme in der Zukunft durch Kanaren-Calimas

Durch die Zunahme und Konzentration der Calimas geht der Mediziner davon aus, dass künftige Generationen Probleme mit dem Klima- und Wetterphänomen bekommen werden. “Früher hatten wir ein- bis zweimal im Jahr Dunst, heute in jedem Monat”, sagt der Allergologe.

Diesen Eindruck stützen wissenschaftliche Erhebungen. Erst vor wenigen Tagen wurden Ergebnisse veröffentlicht, die den Eindruck bestätigen. Demnach kommen Calimas auf den Kanaren nicht nur häufiger vor. Sie sind je nach Jahreszeit auch extremer – insbesondere in den vergangenen Jahren. Die wichtigsten Erkenntnisse haben wir hier für Sie zusammengestellt:

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Über den Autor

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Johannes Bornewasser sw klein

Johannes Bornewasser ist Herausgeber von Teneriffa News. Er hat zudem die redaktionelle Verantwortung inne. Zu seinem Autorenprofil geht es hier.

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