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Kanaren-Notruf: Gewalt gegen Frauen nimmt deutlich zu


Die Fälle sexistischer Gewalt auf den Kanaren nehmen zu. Inzwischen gibt es 47 Notrufe pro Tag. Diese Zeiten des Jahres sind besonders intensiv.

Von Juan Martín Lesedauer: 3 Minuten

Die Kanarischen Inseln haben ein zunehmendes Problem mit häuslicher Gewalt. Das geht aus den Daten des Notrufs der 112 Canarias hervor. Die Mitarbeitenden der Notfall-Hotline kategorisieren jeden eingehenden Notruf. Und Anrufe wegen sexistischer Gewalt haben in den ersten neun Monaten des Jahres um 15,75 Prozent zugenommen.

Zusammen mit dem Kanarischen Dienst für Opfer geschlechtsspezifischer Gewalt des Instituts für Gleichberechtigung (ICI) wurden 12.882 Notrufe ausgewertet. Das Ergebnis: Pro Tag erreichen durchschnittlich 47,1 Anrufe wegen häuslicher oder weiterer sexualisierter Gewalt die Notfall-Hotline der Kanarischen Inseln.

“In diesem Jahr verzeichnen wir in jedem Monat einen deutlichen Anstieg gegenüber dem gleichen Monat im Jahr 2022”, sagt Elena Suárez. Sie ist Koordinatorin des Dienstes. Und Suárez kennt die besonders typischen Zeiten, in denen Frauen Gewalt angetan wird.

Kanaren: Gewalt gegen Frauen besonders in den Ferien

“Am auffälligsten war der September, in dem 40 Prozent mehr Anrufe eingingen als im September 2022.” Und Suárez hat auch eine Erklärung für das Phänomen: “Wir haben bestimmte Monate wie Juli, August und September und auch den Dezember, in denen die Anrufe in die Höhe schießen. Das sei vor allem darauf zurückzuführen, dass es in diesen Monaten “Ferienzeiten” gebe.

Auch die Wochentage sorgen auf den Kanaren für unterschiedlich viele sexualisierte Gewalttaten. So seien Frauen insbesondere “Freitag- und Samstagnacht” von geschlechtsspezifischer Gewalt bedroht. Die Anrufe dazu häufen sich wiederum am Montagmorgen, sagt Suárez.

Grund dafür ist, dass viele Opfer darum bitten, eine Begleitung zur Anzeigenstellung zu erhalten. “Wir sind eine Stütze” für diese Frauen, sagt Suárez. “Das gerichtliche Umfeld ist kompliziert und oft sagen die Opfer sogar, dass sie sich nicht angehört gefühlt haben. Sie wollten ihren Fall schildern, sollten aber nur ein paar Fragen beantworten.”


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Kanarische Inseln: 466 sexuelle Übergriffe in neun Monaten

In den ersten neun Monaten des Jahres kam es auf den Kanarischen Inseln zu durchschnittlich 20,4 Anrufen pro Tag wegen körperlicher Übergriffe, beispielsweise bei häuslicher Gewalt. Etwa 20 weitere Fälle meldeten sexualisierte Übergriffe ohne einhergehende körperliche Gewalt. Dabei handelte es sich beispielsweise um unangemessene Berührungen. Und 1,7 Anrufe pro Tag meldeten explizite sexuelle Übergriffe, wie zum Beispiel Vergewaltigungen. Das waren von Januar bis September 466 Fälle.

Speziell diese letzte Gruppe stellt für die Mitarbeitenden der Notrufzentrale eine besondere Herausforderung dar. Denn Opfer dieser Art von Gewalt wollen meistens duschen oder baden, “um den Dreck abzuwaschen”, sagt Suárez. Doch damit sind keine Entnahmen von Proben zur späteren Beweisführung mehr möglich. Diese Gespräche gelten auch unter Mitarbeitenden der Notrufzentrale als besonders schwierig.

Gewalt gegen Frauen auf den Kanaren: Nicht nur Partner sind Aggressoren

Auf den Kanarischen Inseln sei es trotz vieler akuter Anrufe weiterhin Alltag, dass Frauen erst nach langer Zeit über sexualisierte Übergriffe sprechen. So liegen viele Fälle Jahre zurück. Betroffene hätten “eine unglaubliche Ausdauer”.

Die Aggressoren sind derweil verschieden angesiedelt. In 70 Prozent der Fälle handle es sich um den Partner oder Ex-Partner. Doch auch “Väter, Brüder und Söhne” sind typische Aggressoren.

Notfall-Hotline auf den Kanaren: “Der Dezember ist sehr hart”

Der Notruf für Opfer sexualisierter Gewalt ist an 365 Tagen im Jahr, 24 Stunden pro Tag besetzt. Das Team besteht aus acht Fachleuten. Und die müssen sich nun auf den Dezember vorbereiten. Dort gibt es nicht nur Ferien. Auch die Feiertage gelten als besonders intensive Zeit.

“Der Dezember ist sehr hart”, fasst Suárez knapp zusammen. Die Mitarbeitenden der Notfallhotline werden so eingesetzt, dass sie unterschiedliche Schichten erhalten. Denn auch ihnen gehen einige Anrufe an die Substanz.


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Juan Martín ist redaktioneller Mitarbeiter von Teneriffa News. Zu seinem Autorenprofil geht es hier.

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