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Kanaren & Gewalt gegen Frauen: Weniger Anrufe „kein gutes Zeichen“


Es gibt weniger gemeldete Fälle von geschlechtsspezifischer Gewalt auf den Kanaren. Für eine Expertin ist das "kein gutes Zeichen".

Von Johannes Bornewasser – letzte Änderung: – Lesedauer: 2 Minuten – 0 Leserkommentare bei Teneriffa News

Die Zahl der Anrufe beim Hilfetelefon der 016 ist in den ersten beiden Monaten des Jahres 2025 auf den Kanarischen Inseln um 13 Prozent zurückgegangen. Insgesamt wurden 1084 Anrufe registriert. Das teilte das Instituto Canario de Estadística (ISTAC) mit. Ein gutes Signal sei das dennoch nicht, hieß es.

Allein im Februar gingen 547 Anrufe ein, was einem Rückgang um zwölf Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat entspricht. Dabei stammten 77 Prozent der Anrufe von betroffenen Frauen selbst, 19 Prozent von Angehörigen oder nahestehenden Personen und vier Prozent von anderen Personen.

Trotz des Rückgangs der Anruferzahlen warnt Elisa Pérez Rosales vom Foro contra la Violencia de Género de Tenerife vor voreiligen Schlüssen, denn: „Generell ist das kein gutes Zeichen“, sagte sie. Und das ist der Grund:

Kanaren: Weniger Anrufe kein Indikator für weniger Gewalt gegen Frauen

Es liege die Vermutung nah, dass nicht die Zahl der Fälle sinke, sondern das Vertrauen betroffener Frauen ins Schutzsystem. Das halte sie davon ab, Hilfe zu suchen: „Es ist wichtig, dass Frauen Anzeige erstatten“, sagte Pérez Rosales und erklärte, dass jede Betroffene ihren eigenen Zeitpunkt dafür habe.

Die Expertin wies darauf hin, dass viele Frauen keine Anzeige erstatten. Und so sei es wahrscheinlich, dass auch die Dunkelziffer rund um die offiziellen Statistiken hoch ist: „Die Institutionen orientieren sich an den Anzeigen, aber was ist mit den Frauen, die sich nicht trauen“, fragte sie.

Gründe dafür könnten fehlende familiäre oder finanzielle Unterstützung, Angst vor dem Täter oder mangelndes Vertrauen in das System sein. „Es wird ständig betont, wie wichtig es ist, Anzeige zu erstatten, doch das System reagiert nicht angemessen“, kritisierte sie.

Kanaren: Fehlender Schutz trotz vieler Anzeigen

Die Expertin sagt, dass das System strukturelle Gewalt nicht ausreichend bekämpfe. „Im Jahr 2024 wurden fast 200.000 Anzeigen wegen geschlechtsspezifischer Gewalt erstattet, aber nur in etwa 32.000 bis 33.000 Fällen wurden Schutzmaßnahmen ergriffen. Das entspricht lediglich 16 Prozent“, kritisierte sie.

Pérez Rosales sieht das „VioGén“-System des Innenministeriums als fehlerhaft an. Es ist für die Überwachung von Fällen geschlechtsspezifischer Gewalt zuständig. „Die Aufnahme in VioGén garantiert nicht, dass das Leben der Betroffenen nicht in Gefahr ist“, sagte sie.

Zudem bemängelte Pérez Rosales, dass der Staat die Zahlen nicht ausreichend evaluiere. Und ohne Evaluation „kann man nicht wissen, was schlecht funktioniert und wie man es verbessern kann“. Es bedürfe einer tiefergehenden Untersuchung, nicht nur der Betrachtung einzelner Daten, lautete der Appell für eine grundlegende Veränderung beim Thema der Geschlechtsspezifischen Gewalt gegen Frauen auf den Kanaren.

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Über den Autor

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Johannes Bornewasser

Johannes Bornewasser ist Gründer und Herausgeber der Teneriffa News. Er hat zudem die redaktionelle Verantwortung inne. Zum Autorenprofil von Johannes Bornewasser.

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