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Kanaren-Einwohner sind die dicksten Spanier – schon als Kind

Jeder fünfte Erwachsene auf den Kanaren hat deutliches Übergewicht. Bei Kindern sind die Werte noch verheerender. Das sind die Gründe - und mögliche Lösungsansätze.

Von Johannes Bornewasser – letzte Änderung: – Lesedauer: 3 Minuten – 1 Leserkommentare bei Teneriffa News

Fettleibigkeit, Adipositas oder Übergewicht: Die Synonyme sind vielfältig – ähnlich wie die Gründe für die Volkskrankheit Nummer eins auf den Kanarischen Inseln. Sie ist die größte Herausforderung für das regionale Gesundheitssystem. Denn nirgendwo sonst in Spanien gibt es mehr übergewichtige Menschen als auf den Kanaren.

Mehr als jeder fünfte Erwachsene (20,6 Prozent) auf den Kanarischen Inseln hat deutliches Übergewicht. Zum Vergleich: Im nationalen Durchschnitt sind es 15,2 Prozent. Und bei Kindern sind die Werte nochmal deutlich verheerender.

Etwa die Hälfte aller Schulkinder zwischen sechs und neun Jahren sind zu dick. Das geht aus einer neutralen Studie von Aesan hervor. „Adipositas ist eine multifaktorielle Erkrankung mit sozialen und psychologischen Ursachen“, heißt es in dem Bericht. Oder andes ausgedrückt:

Die Einwohner der Kanaren sind zu dick

Es gehe nicht nur darum, was wir essen, sondern auch um die Beziehung, die zu Lebensmitteln aufgebaut wird, prangern Ernährungswissenschaftler auf den Kanaren an. Zudem gebe es rund 200 Gründe für das aktuelle Phänomen. Das erschwere Eingrenzung und Veränderung enorm – dabei wäre ein sofortiges Umdenken so wichtig:

Eine große Veränderung in der aktuellen Gesellschaft sei der „sitzende Lebensstil“. Durch immer mehr Büroarbeit, verbrennen Menschen weniger Kalorien als noch früher auf den Feldern und Plantagen. Viele Nahrungsmittel, die im Alltag gegessen werden, haben heute jedoch tendenziell mehr Kalorien. Das führt in ein Dilemma.

Hinzu kommt, dass Kinder heute mehr Zeit vor Bildschirmen verbringen als früher. Das Leben spielte sich bis vor einigen Jahren stärker auf der Straße ab – und das hat direkte Folgen auf die körperliche Entwicklung, sagt Ernährungswissenschaftlerin Amara Álvarez.

Jedes zweite Kind auf den Kanaren ist dick und unbeweglich

Die Kombination aus unausgewogener Ernährung und deutlich weniger Bewegung sorge für die aktuelle Entwicklung, bei der jedes zweite Kind auf den Kanaren zu dick und unbeweglich ist.

Die Forscherin sagt, es werde weniger selbst gekocht. Auf diese Weise bekomme die Auswahl der verzehrten Produkte einen zu geringen Stellenwert. Dabei sei Kochen eigentlich „eine Art der Selbstfürsorge“.

Zugleich gebe das System zu wenig her. Diätassistenzen und Ernährungsberatungen seien ein wichtiger Schlüssel, doch: „Spanien ist eines der wenigen Länder in Europa, in dem diese Fachkräfte in der Primärversorgung fehlen.“ Dabei könnten Kosten gespart werden, denn: „Gäbe es diese Stelle, könnten wir viele Behandlungen und Krankenhausaufenthalte einsparen.“

Kanaren: Dicke Kinder werden gehänselt – das führt in eine Spirale

Aus Expertensicht müsste vieles, was früher wie selbstverständlich zu Hause gelehrt wurde, in die Schulen getragen werden. Denn Menschen mit Adipositas würden sozial isoliert. Wer verhindern möchte, dass sein Kind gehänselt wird, müsse besser Acht geben. Zugleich ist die Gesellschaft gefragt, derlei Handeln nicht zu akzeptieren. Denn Ausgrenzung kann zu stärkerer Isolation und das zu mehr Übergewicht führen.

Álvarez hat noch einen weiteren Appell: „Es ist wichtig, Fettleibigkeit nicht auf mangelnde Willenskraft zu reduzieren.“ Außerdem sei es von enormer Bedeutung, „einen multidisziplinären Ansatz zu verfolgen, bei dem die Psychologie das grundlegende Bindeglied ist“.


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Über den Autor

Kanaren-Einwohner sind die dicksten Spanier – schon als Kind

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Johannes Bornewasser

Johannes Bornewasser ist Gründer und Herausgeber der Teneriffa News. Er hat zudem die redaktionelle Verantwortung inne. Zum Autorenprofil von Johannes Bornewasser.

Leserkommentare

Leserkommentare zu:

Kanaren-Einwohner sind die dicksten Spanier – schon als Kind


  1. Marlis Zoschke schrieb am

    Meiner Meinung nach kommt das Dicksein nicht nur von mangelnder Bewegung und von der Flimmerkiste. Es fängt doch alles schon bei den Kleinsten an. Schreit das Kind, gibt es Futter und es herrscht Ruhe. Selbst die Kleinsten sind ruhig, wenn sie etwas Essbares in der Hand halten. Sind erstmal genügend Zähne da, gibt es Gummibärchen, etwas später folgen dann die Pommes frites. Ich kann das jeden Tag beobachten, denn neben meiner Haustür gibt es solch einen Laden. Leider. Da sitzt Mami mit dem Handy und vor dem Kleinkind ist auf dem Tisch ein großer Berg salziger und fetter Pommes. Das Kind ist friedlich und Mami hat Ruhe. Die Cola darf natürlich nicht fehlen und das schon am frühen Morgen. Natürlich ist Bewegung wichtig. Wenn die Kinder schon so dick sind, warum wird Sport nicht ein Pflichtfach in der Schule oder in einem Sportverein? Auch das wäre von der Kurtaxe finanzierbar. Und die Erwachsenen, die früher auf dem Felde gearbeitet haben, müssen umdenken. Wer keine körperliche Arbeit leistet und nicht mehr jung ist, kann eben nicht essen wie mit 20 Jahren oder als wenn er Leistungssport betreibt. Doch das sind alles Dinge, die auf den Kanaren noch nicht angekommen sind. Allerdings gab es auch Familien, die es ihren Kindern früher schon verboten hatten, von anderen Leuten Essbares anzunehmen. Die kamen aber von Peninsula.

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