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Tourismus-Proteste auf den Kanaren zeigen ersten Erfolg


Die Proteste gegen Massen-Tourismus auf den Kanarischen Inseln führen zu einem Umdenken. Doch es gibt von gleicher Seite auch Kritik.

Von Johannes Bornewasser Lesedauer: 3 Minuten

Die rund 56.000 Demonstrierenden haben auf den Kanarischen Inseln etwas erreicht. Die Proteste unter dem Motto “Die Kanaren haben Grenzen” setzen sich für eine Tourismus-Obergrenze und einen Stopp des Verkaufs von Immobilien an Personen aus dem Ausland ein. Und der Protest zeigt einen ersten Erfolg.

Die Arbeitgeberverbände haben das Thema am Montag aufgegriffen und fordern eine Verbesserung des Tourismus-Modells. So spricht der Präsident des Kanarischen Unternehmerverbandes “CCE” auf den östlichen Kanaren-Inseln, Pedro Ortega, von einer dringend nötigen “Reflexionsphase”, um die Ursachen des Unbehagens der Bürger zu analysieren. Außerdem müssten Lösungen für konkrete Probleme gesucht werden. Allerdings übt Ortega auch Kritik.

Pedro Alfonso, Präsident des Unternehmerverbandes der West-Provinz Santa Cruz de Tenerife, schlägt in die gleiche Kerbe. Er stellt klar: “Einige der Forderungen sind Probleme des Staates.” Gemeint ist seiner Ansicht nach die Vermischung zu vieler Forderungen. Grundsätzlich zeigen sich beide solidarisch. Doch Wassermangel, Müll, Immobilien und Tourismus in einen Topf zu werfen, sei möglicherweise nicht ausreichend differenziert.

Tourismus-Proteste: Arbeitgeber der Kanaren fordern Dialog

Für beide Arbeitgeberpräsidenten steht dennoch fest: Ein Dialog ist nötig. Es sei wichtig, sich die Forderungen der Protestierenden anzuhören. Und die sind klar formuliert:

“Die kanarische Gesellschaft hat es satt, hinter allen wirtschaftlichen Interessen zurückzustehen – vor allen im Bezug auf den Tourismus und den Wohnungsbau.” Der Massentourismus mache alles nur noch schlimmer, sagt ein Teilnehmer der Tourismus-Proteste in Las Palmas de Gran Canaria am Samstag.

Alfonso sagt, die Unternehmer auf Teneriffa forderten bereits seit Jahren Maßnahmen, die den Tourismussektor verbessern und nachhaltiger machen. Ihnen geht es dabei allerdings nicht zwingend um Verbote, sondern um Anreize. Man hoffe nun, dass die Regierung der Kanarischen Inseln auf einige der Forderungen aus den an das Datum des 20. April angelehnten “20A”-Protesten eingehe.


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Allerdings müsse man über logische und wirtschaftlich sinnvolle Forderungen sprechen: Bei allem müsse es um Vorschläge gehen, “die das Wirtschaftssystem verbessern und es robuster und nachhaltiger machen”, sagt Alfonso.

Demonstrierende fordern Ökosteuer und Kurtaxe für die Kanaren

Zwei grundsätzliche Forderungen beinhalten eine Ökosteuer und eine Kurtaxe für Kanaren-Tourismus. Die Arbeitgeberverbände sehen in der Ökosteuer eine sinnvolle Ergänzung. Eine zusätzliche Kurtaxe halten sie hingegen für ein Problem: Werde das Reiseziel durch die Doppelbelastung deutlich teurer, gefährde das wichtige Einnahmen, “von denen die kanarische Bevölkerung zu 40 Prozent lebt”, sagt Ortega.

Ohnehin sieht er die Wut der Menschen eher im Bereich des Wohnungsmangels und der steigenden Immobilien- und Miet-Preise. Für ihn sei es daher eine sinnvolle Annäherung, statt über Verbote im Bereich der Ferienwohnungen, lieber über Förderungen für Anwohner zu sprechen. Es müsse bezahlbarer Wohnraum für Einheimische im Vordergrund stehen, nicht die Beschränkung des Tourismus.

An diesem Punkt nähern sich beide Parteien an. Allerdings begründen die Demonstrierenden ihre Forderung nach weniger Tourismus auch mit Umwelt-Aspekten. So sei es nötig, dass die Kanaren genau die Natur schonten, mit der sie für den Tourismus werben, heißt es rund um die Proteste immer wieder.

Kanaren: Auch Kritik an Tourismus-Demonstrationen

Javier Cabrera ist Präsident des Kreises der Geschäftsleute im Süden Teneriffas (CEST). Er warnt vor den internationalen Auswirkungen solcher Kundgebungen wie am Wochenende. Insbesondere in Ländern, aus denen Touristen auf die Kanaren kommen, könnten die Bilder fatale Auswirkungen haben, sagt Cabrera.

Auf der anderen Seite solidarisierten sich beispielsweise in Berlin rund 100 Menschen mit den Protestierenden. Am Neptunbrunnen gab es eine zeitgleiche Kundgebung. Cabrera sieht dennoch ein “Untergraben” der harten Arbeit, die auf den Kanarischen Inseln geleistet worden sei, um den Tourismus in seiner jetzigen Form aufzubauen.

Ungeachtet dieser Diskussion sehen die Organisatoren einen vollen Erfolg ihrer Auftakt-Aktion. Das Kollektiv “Ben Magec – Umweltschützer in Aktion” sprach von 150.000 Teilnehmenden auf allen Inseln. Die Polizei korrigierte diese Zahl später auf gut 56.000. In den kommenden Wochen sollen weitere Aktionen gestartet werden.

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Johannes Bornewasser ist Herausgeber von Teneriffa News. Er hat zudem die redaktionelle Verantwortung inne. Zu seinem Autorenprofil geht es hier.

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