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“Paradies für Ratten”: Das ist der Dauer-Schandfleck von Puerto de la Cruz


Mitten in der Innenstadt von Teneriffas Nord-Metropole steht seit 33 Jahren ein Hochhaus leer. Längst ist es zum Müll-Abladeplatz verkommen - und gilt als "Paradies für Ratten". Nachbarn sind von der Stadt genervt.

Von Johannes Bornewasser – aktualisiert: Lesedauer: 4 Minuten 0 Leserkommentare bei Teneriffa News

“Für Ratten ist das hier der siebte Himmel”, sagt Johan van Malsen. Der 64-Jährige ist Präsident des größten Nachbarhauses mit immerhin 210 Parteien. Und van Malsen hat sein Vertrauen in die Stadt verloren. Puerto de la Cruz steht schon wegen des derzeit nicht nutzbaren Jardin-Strands in der Kritik. Und genau an der anderen Seite gibt es einen weiteren Schandfleck.

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Das Iders-Gebäude steht seit 33 Jahren leer. Van Malsen ist bemüht, im Konjunktiv zu sprechen. Er möchte sich juristisch nicht angreifbar machen. Doch über die Jahrzehnte hat er den Fall genau studiert und weiß, was damals geschehen ist. Trotzdem formuliert er vorsichtig.

Der Nachbar ist Teil einer Interessengemeinschaft und möchte endlich auf die Problematik hinweisen. “Die Stadt ist sauer auf uns”, sagt er. Und ergänzt: “Wir sind es aber noch mehr auf die Stadt. Denn es passiert einfach nichts.” Deshalb erzählt er nun, was aus seiner Sicht schief läuft. Und vieles davon klingt nach Korruption und politischem Versagen. Und Bilder zeigen das Problem:

Der Dauer-Schandfleck von Puerto de la Cruz

Vor 33 Jahren kommt ein Gutachten in Umlauf. Es spricht von Aluminose. Dabei handelt es sich um eine chronische Veränderung der Lunge aufgrund von Aluminiumstaub. “Inzwischen geht man davon aus, dass das Gutachten gefälscht war”, sagt van Malsen. Es glaubt an Bereicherung und Immobilien-Spekulation. Und innerhalb der Stadt habe man vermutlich Mittäter gefunden.

So sei das Gebäude aufgrund eines falschen Gutachtens innerhalb von zwei Wochen geräumt und die Fenster entfernt worden. Auf diese Weise seien Tatsachen geschaffen worden. Und plötzlich erwarben wenige Menschen viele Anteile an dem Gebäude. Für van Malsen riecht das nach Spekulation, vielleicht auch Korruption. “Beweisen kann ich das leider nicht, sonst stünde ich schon vor Gericht.”

Iders-Gebäude in Puerto de la Cruz steht seit 33 Jahren leer

Was genau damals auf Teneriffa geschah, ist aus heutiger Sicht nicht mehr zu rekonstruieren. Doch die Probleme der einstigen Entscheidungen sind bis heute sichtbar. Denn wer Puerto de la Cruz lang genug kennt, nimmt das Iders-Gebäude gar nicht mehr wahr. Die Ruine inmitten der Stadt gehört seit mehr als drei Jahrzehnten zum Bild. Doch irgendwann begann die Fassade zu bröckeln. Trümmerteile stürzten auf die Straße. Und so erhielt das Hochhaus wieder mehr Aufmerksamkeit.

Zwischenzeitlich waren Hausbesetzer eingezogen. Als die Stadt das Hochhaus vor etwa zwei Jahren zur Ruine erklärte, wurden sie vertrieben. Ein Metallzaun wurde eingezogen. Seither ist das Gebäude unbewohnt. Zumindest vermeintlich.

Auf Teneriffa haben Ratten ein eigenes Hochhaus

Denn während die Menschen aus dem Haus vertrieben wurden, blieben ihre Hinterlassenschaften zurück. Matratzen, Schrott und containerweise Müll liegen herum. Zudem befindet sich genau vor dem Grundstück eine Sammelstelle für Abfall und Recycling-Material der benachbarten Häuser und Geschäfte. Für Schädlinge gibt es dort viel zu holen:

Iders-Hochhaus Puerto de la Cruz Teneriffa Container

Der Abfall aller angrenzenden Häuser und Geschäfte wird ausgerechnet vor der Ruine gesammelt.

Das leerstehende Grundstück mit seinen knapp 8900 Quadratmetern Fläche wird seit zwei Jahren von keinem Menschen mehr betreten. In dem Müll vor dem Gebäude gibt es für Schädlinge viel zu holen. Und mit der Beute können sie sich in ihr eigenes Hochhaus zurückziehen. Ungestört zwischen Trümmern und den Hinterlassenschaften der Hausbesetzer leben Ratten, Kakerlaken und weitere ungebetene Gäste.

“Nach 18 Uhr traut sich von uns Anwohnern kaum noch jemand an die Sammelstelle heran”, sagt van Malsen. Früher seien die Ratten nur nachts aktiv gewesen. “Inzwischen sieht man sie auch tagsüber. Und wer im Dunkeln das Grundstück und die Container beobachtet, sieht viele von ihnen.”

Schandfleck von Puerto de la Cruz: “Touristen machen Fotos”

Van Malsen weiß: “Touristen bleiben stehen und machen Fotos von der Ruine. Es ist ekelhaft. Und das mitten in der Stadt. Als Außenstehender denkt man sich doch: ‘Was ist hier los?’ Es ist ein Schandfleck!”

Tatsächlich liegt die Avenida Familia de Betancourt y Molina in einem touristisch wichtigen Gebiet – parallel zur Promenade und als Stichstraße zur Playa Martiánez, die seit der Sperrung des Haupt-Strandes als einziger Sandstrand übrig bleibt.

Puerto Cruz in der Kritik: “Die Stadt unternimmt nichts”

Der Schandfleck bleibt Puerto de la Cruz vermutlich noch einige Zeit erhalten. Denn “Die Stadt unternimmt nichts”, sagt Nachbar van Malsen. “Es gibt keine Lösungen – seit 33 Jahren.” Zwar gebe es noch viele Eigentümer, “doch es gibt für das Gebäude ja keinen Weg zurück”. Deshalb formiert sich nun zunehmender Widerstand aus der Nachbarschaft.

Iders-Hochhaus Puerto de la Cruz Teneriffa Protest

Demo gegen das seit 33 Jahren verfallende Iders-Hochhaus in Puerto de la Cruz auf Teneriffa.

Aus dem Rathaus heißt es dazu: “Die Zeiten sind nicht so, wie wir sie uns wünschen”. Alles sei ein prozessuales, “riesiges Verwaltungschaos”. Doch man stehe nicht still. Van Malsen ist das zu wenig: “Seit zwei Jahren ist alles vorbereitet. Die Stadt könnte handeln. Doch sie macht es nicht.”

Der frühere Bürgermeister habe wirklich Druck gemacht. Doch der Aktuelle zögere. “Wir haben das Vertrauen verloren”, sagt der Interessenvertreter. Die sozialistische Regierung habe versprochen, die Kosten zu tragen. “Und das Grundstück ist so wertvoll, dass sie sicher drei, vier Millionen damit verdient hätten”, sagt van Malsen. Warum die aktuelle Stadtverwaltung nicht an dem Plan festhält, verstehe er nicht.

Wenn er sich etwas wünschen könnte, dann, dass wenigstens endlich mal der Müll vom Grundstück entfernt und nicht immer weiter das gleiche Gift gestreut wird, gegen das die Nager allmählich Resistenzen entwickeln. Doch die Hauptforderung bleibe und sei klar: “Das Iders-Gebäude muss endlich abgerissen werden.”


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Johannes Bornewasser ist Herausgeber von Teneriffa News. Er hat zudem die redaktionelle Verantwortung inne. Zum Autorenprofil von Johannes Bornewasser.

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