Sieben von zehn im spanischen Tourismussektor abgebauten Arbeitsplätzen entfallen auf die Kanarischen Inseln. Damit ist der Archipel am stärkten von der Corona-Krise gebeutelt. Doch das Problem könnte schon bald deutlich größer werden. Denn die Corona-Wachstumsraten haben eine kritische Schwelle überstiegen.
Den zweiten Tag infolge lagen die Corona-Zuwachsraten bei mehr als 153 Betroffenen. Wenn das Wachstum diese Schwelle sieben Tage hintereinander übersteigt, erreichen die Kanarischen Inseln den kritischen Wert von 50 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner. Dieser genügt, damit Deutschland für die Kanarischen Inseln eine Reisewarnung ausspricht.
Kanaren: Die Angst vor der deutschen Reisewarnung
Nachdem bereits Großbritannien eine 14-tägige Quarantäne für Spanien-Rückkehrer aller Regionen ausgesprochen hatte, bangt der Archipel nun um deutsche Touristen, die den zweitwichtigsten Markt im Tourismussektor darstellen.
Die Bundesregierung hatte zwar eine Reisewarnung für Spanien ausgesprochen, dabei jedoch die Kanaren ausgelassen. Und die Inseln profitierten derzeit von diesem Sonderstatus, da Reisebüros Spanienreisen stornierten, alternativ jedoch Urlaub auf den Kanaren anboten.
Corona-Ansteckungsrate auf den Kanaren nah am Schwellwert
“Jetzt ist das Ziel, die Ansteckungsrate einzudämmen, um Deutschland nicht zu verlieren”, sagte der Präsident des Verbandes der Kanarischen Geschäftsleute, CCE. Hintergrund der Sorge ist, dass die Rate inzwischen bei 44,6 liege und damit nah am kritischen Schwellwert.
Der Präsident der kanarischen Hoteliers und Gastwirte (Ashotel), Jorge Marichal, hatte die regionale Regierung zudem dazu aufgerufen, an den wichtigsten kanarischen Flughäfen Corona-Tests für Einreisende durchzuführen. Damit sollen möglichst viele Corona-Fälle noch vor der Verbreitung auf dem Archipel entdeckt und isoliert werden.
Die Regierung der Kanarischen Inseln möchte hingegen durchsetzen, dass Reisende schon vor ihrem Abflug auf Covid-19 getestet werden. Damit solle das wichtige Wintergeschäft geschützt werden. Marichal hatte noch vor wenigen Tagen vor einer “beispiellosen Wirtschaftskrise” gewarnt, sollte die zweite Saison nach dem bereits entfallenen Sommer-Geschäft ebenfalls wegbrechen.
Arbeitslosigkeit und ERTE im Tourismus-Sektor der Kanarischen Inseln
Die Corona-Pandemie hatte den spanischen Reisesektor hart getroffen: Seit Ausbruch der Krise waren zwischen Februar und Juli spanienweit mehr als 30.000 Arbeitsplätze im Tourismus komplett weggefallen. Rund 20.000 der davon betroffenen Stellen waren auf den Kanarischen Inseln angesiedelt. Dass die Zahl nicht wesentlich höher ist, liegt an ERTE, dem spanischen Modell der Kurzarbeit. Davon sind allein auf den Kanarischen Inseln noch immer rund 90.000 weitere Arbeitnehmer betroffen.
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Corona auf den Kanaren: 20.000 Arbeitslose allein im Tourismus
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