In Spanien mehren sich die Beschwerden über “mangelhafte Kommunikation” zur Verteilung von Boots-Flüchtlingen. Auf den Kanarischen Inseln sind so viele Menschen angekommen, wie seit der historischen “Cayuco-Krise” 2006 nicht mehr. Und die Zahlen könnten sogar übertroffen werden (mehr dazu unten).
Die kanarische Politik fühlte sich über Wochen von der Zentralregierung in Madrid vergessen. Inzwischen sind Zustände erreicht, die eine stärkere Umverteilung nötig machen. Doch viele Autonome Gemeinschaften des Landes blockieren.
Die Politik ist um Kommunikation bemüht. Denn die Entwicklung lässt erahnen, dass weitere Menschen ankommen werden und die Kanaren dringend Migranten weiterleiten müssen. Das führt zu Diskussionen. An vorderster Front: José Luis Escrivá.
Kanaren-Migration: Spanische Politik gerät überall in Erklärungsnot
Der für Migration zuständige Minister will bei einer Videokonferenz über die Zustände auf den Kanarischen Inseln informieren und erklären, in welche Auffanglager die spanische Regierung Migranten weiterleiten möchte.
Informationen sind es, die viele Bürgermeister von der spanischen Regierung fordern. Sie sehen Umsiedlungen kommen, doch ihre Verwaltungen und Einwohner mit plötzlichen Überraschungen konfrontiert. Grund ist ein Zwiespalt.
Die spanische Politik ist seit Wochen darum bemüht, auf den Kanarischen Inseln den Eindruck zu vermittelt, viele der angekommenen Migranten weitergeleitet zu haben. Auf dem spanischen Festland hingegen soll genau das nicht zu laut betont werden. Zu groß ist dort die Ablehnung für Aufnahmen von Migranten.
Kanaren-Migration: Spaniens Regierung will Regionen zentral über Umverteilungen informieren
Laut Escrivá seien in den vergangenen Wochen zwischen 5000 und 6000 Migranten von den Kanaren ausgeflogen worden. Genaue Zahlen nennt der Politiker nicht. Wohl aber das Ziel: Die Aufnahmezentren der Inseln zu entlasten. Und das scheint dringend nötig. Denn weitere Ankünfte zeichnen sich bereits ab.
Gleichzeitig verwendet Escrivá viel Energie darauf, Vorwürfe zu entkräften, laut denen aufnehmende Regionen viel zu spät über die Ankunft von Kanaren-Migranten informiert worden seien. Das mündet nun in einer politischen Informationsveranstaltung.
Historische Zahlen bei Kanaren-Migration zeichnen sich ab
Im laufenden Jahr haben die Kanarischen Inseln 29.661 Migranten gezählt, die den Archipel auf 439 Booten erreichten. Nur im Jahr der Cayuco-Krise kamen mit 31.678 Menschen mehr Migranten auf den Kanaren an.
Die Tendenz lässt erahnen, dass diese Zahlen übertroffen werden könnten. Denn allein im Oktober wurden etwa jedes zweite dieser Boote gesichtet und die Menschen darauf gerettet. 14.685 Hilfesuchende kamen allein in den ersten 29 Oktober-Tagen auf den Kanaren an. Am vergangenen Wochenende wurden erstmals wieder weniger Menschen gezählt.
Spanien will Afrikas Politik in die Pflicht nehmen
Spaniens Innenminister Fernando Grande-Marlaska reiste in den Senegal, um dort über die Kontrolle der Migrationsrouten zu diskutieren. Das Ziel Spaniens lautet, den Senegal zu animieren, weniger Boote ausreisen zu lassen. Dafür müssten die Kontrollen an den Küsten verstärkt und Boote zurückgeholt werden.
Laut Grande-Marlaska habe durch die Kooperation mit dem Senegal und Mauretanien in diesem Jahr die Ausreise von rund 12.500 Menschen verhindert werden können. Zuletzt seien am Wochenende von der mauretanischen Küstenwache 170 Menschen in zwei Cayucos auf ihrem Weg in Richtung der Kanarischen Inseln abgefangen und zurückgebracht worden.
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