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Warum der Kanaren-Tourismus ein Arbeitskräfte-Problem hat


Die Kanarischen Inseln stecken in einem seltsamen Zwiespalt: Es herrscht Arbeitskräftemangel im Tourismus. Gleichzeitig gibt es viele Arbeitslose in diesem Sektor. Und trotzdem kommen beide Seiten nicht zusammen. Das hat Gründe.

Von Johannes Bornewasser Lesedauer: 3 Minuten

Die Nachfrage ist enorm. Auf beiden Seiten. Und so ist es unverständlich, dass die Arbeitslosenquote auf den Kanarischen Inseln so hoch ist. Zumindest auf den ersten Blick. Denn Angebot und Nachfrage passen zusammen. Und doch gibt es gute Gründe, warum Jobs auf den Kanaren nicht besetzt werden.

Knapp 200.000 Menschen auf den Kanarischen Inseln suchen Arbeit. Einige von ihnen dringend. Fast 25.000 davon suchen explizit im Tourismus- und Gastgewerbe der Kanaren. Auch dieser wichtigste Wirtschaftszweig der Inseln ist auf der Suche. Händeringend sogar.

In einigen offensichtlichen Fällen liegt das Problem in der Qualifikation. Doch auf den Kanarischen Inseln werden derzeit auch 20 Zimmermädchen und 16 Küchenhilfen gesucht. Allein auf der Website des Hotel- und Gaststättenverbandes. Die Einstiegshürden für diese Jobs gelten laut Ashotel als gering. Trotzdem bleiben viele Stellen frei. Und das sind die Gründe.

Kanaren suchen viele Arbeitnehme im Tourismus – auch ohne lange Ausbildung

Über die Job-Website von Ashotel werden aktuell drei Rezeptionsleitungen und zwei Elektriker gesucht. Für diese Stellen sind Ausbildung und Qualifikationen gefragt. Entsprechend lang kann es dauern, bis sie belegt sind.

Andere Arbeitsplätze hingegen könnten spielend besetzt werden. Dazu zählen nicht nur Jobs, die keine lange Ausbildungszeit benötigen. Auch eine Oberkellner-Stelle kann laut Ashotel von einer Person besetzt werden, die ausreichend Erfahrung als Kellner gesammelt hat und sich motiviert zeigt. Doch ausgerechnet bei diesen Tourismus-Jobs dauert es unwesentlich länger, bis die Stellengesuche wieder verschwinden.

Kanaren-Tourismus: Arbeitskräftemangel und hohe Arbeitslosigkeit – wie passt das zusammen?

Als Hauptgrund für den Zwiespalt gilt die allgemeine Situation, in der sich die Kanarischen Inseln befinden: Seit die Lebenshaltungskosten signifikant gestiegen sind, schauen viele potenzielle Arbeitnehmer genauer auf die Modalitäten. Und die haben sich mitunter so gewandelt, dass trotz Vollbeschäftigung kaum genug Geld zum Leben bleibt.


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So werden die meisten Arbeitskräfte im Tourismus in Gebieten gesucht, in denen der Wohnraum aufgrund der touristischen Ausrichtung deutlich teurer ist. Entweder steigen also die Mietkosten drastisch oder Arbeitnehmende müssten eine Stunde zur Arbeit fahren.

Mobilitätsproblem der Kanaren behindert den Arbeitsmarkt

Volle Busse und Straßen sowie steigende Spritpreise auf den Kanaren machen den pünktlichen Weg zur Arbeit unmöglich und kaum bezahlbar. Hinzu kommt mitunter Teildienst. Dabei handelt es sich um Schichten am Morgen und am Abend, bei denen zwischendurch eine längere Pause eingeplant wird. Wer lange fahren muss, kann zwischendurch nicht nach Hause und ist so ganztägig im Betrieb – ohne finanziellen Ausgleich. Für Menschen mit Familie ist das nahezu unmöglich.

Wer auf dem Stellenportal von Ashotel genauer hinschaut, sieht, dass die meisten Jobs tatsächlich im rein touristischen Regionen ausgeschrieben sind. Und zum Problem der langen Wege und Teildienst-Schichten kommt hinzu, dass die Arbeit oft auch am Wochenende erledigt werden muss. Damit ist das Familienleben noch stärker beeinträchtigt.

Geringe Löhne vs. steigende Preise im Tourismus der Kanaren

Einher geht eine allgemein schlechte Bezahlung. Zwar wurden Tarifverträge geschlossen, doch oft reicht die kalkulierte Zeit nicht aus. Die Arbeit muss dennoch erledigt werden. Und so seien unbezahlte Überstunden die Regel in vielen Betrieben, berichten Betroffene.

Die festgelegten Tarife sind – unter Berücksichtigung aller Hürden – bei weitem nicht mehr ausreichend, damit Arbeitsuchende sie annehmen. Und so bleiben die Kanarischen Inseln aktuell in ihrem Zwiespalt gefangen, dass Menschen nach Arbeit suchen, während der Tourismus-Sektor gern einstellen würde.

Als Lösung gelten steigende Löhne oder bezahlter Wohnraum für Mitarbeitende mit geringen Löhnen. Beides würde zu steigenden Preisen für die Endverbraucher, also die Touristen führen.

Die Hotels sind schon heute so teuer wie nie. Viele Urlauber kehren den Kanaren den Rücken. Noch drängen Andere in die freiwerdenden Zimmer. Steigen die Preise weiter, fürchten Branchenvertreter, könne der folgende Trend jedoch abreißen:

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Johannes Bornewasser sw klein

Johannes Bornewasser ist Herausgeber von Teneriffa News. Er hat zudem die redaktionelle Verantwortung inne. Zu seinem Autorenprofil geht es hier.

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