Es war der längste Vulkanausbruch in der Geschichte La Palmas. Mit 85 Tagen und acht Stunden hatte der Vulkan am Cumbre Vieja länger Lava ausgespuckt als jeder andere registrierte Ausbruch auf der Kanaren-Insel seit Beginn der Aufzeichnungen vor ihm.
Im Rahmen einer wissenschaftlichen Kooperation mit der Universität Granada und dem Trofimuk-Institut für Erdölgeologie und Geophysik der Russischen Königlichen Akademie der Wissenschaften in Novosibirsk entstand so ein 3D-Modell. Die Forscher des Vulkanologischen Instituts der Kanarischen Inseln (Involcan) haben es auf diese Weise geschafft, zu visualisieren, woher die Lava stammte, die La Palma im vergangenen Jahr überzog.
Die Arbeit wurde nun in der renommierten Zeitschrift “Scientific Reports” der Nature-Gruppe veröffentlicht. Ziel des Aufsatzes war es, neben der Visualisierung auch die Dynamik des Ausbruchs zu verstehen. Außerdem sollten soziale und wissenschaftlich Auswirkungen aufgezeigt werden.
Um sich der Größe und dem Aufbau der Magmavorkommen unter La Palma anzunähern, mussten große Anstrengungen unternommen werden. Zunächst wurden seismische Stationen aufgebaut und permanent überwacht. Hinzu kam ein enormer Zeitaufwand für die Analyse der gesammelten seismischen Datenmengen. Daraus wurde schließlich das Modell errechnet, mit dessen Hilfe auch die Visualisierung der Lavaströme bis an die Erdoberfläche gelang.
Vulkanausbruch auf La Palma: Forschung sorgt für Paradigmenwechsel
Die Arbeiten für das Modell wurden bereits während dem Ausbruch aufgenommen. Schon zwei Wochen nach Beginn der Eruption konnten so erste 3D-Bilder des Erdinneren unter La Palma gewonnen werden. Diese wurden vorerst nur dem wissenschaftlichen Komitee von Pevolca präsentiert. Auf diese Weise konnten die Analysen verfeinert und die Vorhersagen des laufenden Eruptionsprozesses verbessert werden.
Bei der nun erfolgten Präsentation gaben die Wissenschaftler auch bekannt, dass durch das Modell erstmals überhaupt die Existenz dieser Magma-Mengen nachgewiesen wurde. Aus der gigantischen Magma-Blase wurde nicht nur der jüngste Vulkanausbruch gespeist, die Wissenschaftler gehen nun davon aus, dass sie auch im Fall neuer Vulkanausbrüche den Ursprung darstellen wird.
Durch die Berechnung der zurückgelegten Wege der Magma konnte auch die hohe Seismizität erfasst werden, die während dem Ausbruch die Bevölkerung von La Palma Nachhaltig beunruhigte.
Künftige Vulkanausbrüche auf den Kanaren könnten explosiver werden als bisher angenommen
Für die Wissenschaftler bedeutet das Modell einen beispiellosen Meilenstein. Es sorgte dafür, dass erstmals ein Eruptionsprozess auch im Erdinneren in Gänze erfasst und überwacht werden konnte.
Die Ergebnisse sollen nun auch für mögliche Ausbrüche auf anderen Inseln dienen. Insbesondere Teneriffa könnte von den gesammelten Daten profitieren. Dort ist mit dem Teide der dritthöchste Inselvulkan der Welt weiterhin aktiv.
Die Forschung sorgt laut Wissenschaft für einen Paradigmenwechsel, da sie zeigt, dass die Struktur der Kanarischen Inseln anders ist als bisher angenommen. Denn durch das Modell wurden gigantischen Magmavorkommen unter den Kanaren nachgewiesen.
Für mögliche Ausbrüche in der Zukunft bedeutet diese Erkenntnis, dass Eruptionsprozesse schneller und explosiver auftreten könnten als bislang angenommen und mit klassischen Modellen errechnet wurde.
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