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Forscher schlagen Alarm: „Schiffe rotten Pottwale vor den Kanaren aus“


Erneut sind zwei tote Pottwale auf den Kanaren gefunden worden. Die Tiere sind wohl an Kollisionen mit Schiffen verendet. Forscher schlagen Alarm.

Von Johannes Bornewasser – letzte Änderung: – Lesedauer: 2 Minuten – 0 Leserkommentare bei Kanaren News

Wissenschaftler haben zwei tote Pottwale mit schweren Schnittverletzungen auf den Kanaren gefunden. Am Mittwoch bestätigten Natacha Aguilar de Soto vom Ozeanographischen Zentrum der Kanaren (IEO/CSIC) und Marc Martín Solá von der Universität La Laguna (ULL) auf Teneriffa die Fälle.

Beide Forschenden meinen, dass die Verletzungen mit solchen durch Kollisionen mit Schiffsschrauben übereinstimmen. Sie warnten vor einem möglichen Aussterben der lokalen Population, falls keine Maßnahmen erfolgen.

Einer der Pottwale strandete bei Fasnia im Osten von Teneriffa. Es handelte sich um ein weibliches Tier mit etwa neun Metern Länge. Nach Angaben der Experten hatte das Wal-Weibchen – wenn überhaupt – erst einmal Nachwuchs. Der zweite Pottwal trieb noch im Meer und war kleiner, was auf ein junges Tier schließen ließ.

Schiffe gefährden Pottwal-Population auf den Kanaren

Pottwale haben eine sehr langsame Fortpflanzungsrate. Weibchen bekommen in ihrem Leben höchstens zehn Nachkommen. Die Trächtigkeit dauert zwischen 14 und 16 Monaten. Nach der Geburt folgen mehrere Jahre Stillzeit und Betreuung. Die Familienverbände sind sehr stabil. Ältere Tiere geben ihr Wissen über Nahrungsgebiete an die Gruppe weiter.

Aguilar de Soto und Martín Solá erklärten, dass aktuelle Studien einen drastischen Rückgang der Pottwale vor den Kanaren zeigten. Die Bestände hätten sich halbiert. Obwohl Tiere aus dem Nordostatlantik zuwandern, sei der Archipel zu einem „attraktiven Fallenhabitat“ geworden. Die Bedingungen seien zwar günstig, doch das Kollisionsrisiko sei so hoch, dass mehr Tiere sterben als geboren würden.

Kanaren: Dreimal mehr Boote sind doppelt so schnell wie Wale

Der Pottwal ist der größte Räuber der Ozeane und besitzt das größte Gehirn im Tierreich. Er nutzt laute Klickgeräusche zur Orientierung in tiefen Gewässern. Er benötigt lange Ruhephasen an der Oberfläche. Die stetig zunehmende Zahl und Geschwindigkeit der Schiffe stört diese Ruhezeiten. Die Tiere haben sich an die Nähe der Schiffe gewöhnt, dennoch enden diese Begegnungen immer wieder tödlich.

Die Geschwindigkeit der Schiffe hat sich innerhalb einer Pottwal-Generation mehr als verdoppelt. Die Zahl der Boote hat sich in einigen Gebieten sogar verdreifacht. Diese Veränderungen erfolgten zu schnell, als dass sich das Verhalten der Tiere anpassen konnte. Die Ozeane gleichen laut Kritikern Hochgeschwindigkeitsstraßen ohne spezielle Regelungen für die Ruhe- oder Fortpflanzungsgebiete der Wale.

Schifffahrt bedroht Pottwale auf den Kanaren

In den Gewässern der Kanarischen Inseln leben das ganze Jahr über ortstreue Familiengruppen. Einzelne Tiere sind bereits seit Jahrzehnten bekannt. Obwohl Pottwale weltweit vorkommen, gilt der Bestandsrückgang auf den Kanaren als besonders kritisch.

Die Forscher betonten, dass das Problem nicht nur die Biologie der Pottwale betrifft, sondern Auswirkungen auf den gesamten Meeresraum der Kanaren habe. Daher sei ein rücksichtsvolleres Management des Schiffsverkehrs nötig. Die Häufung tödlicher Kollisionen zeige, dass die bisherigen Schutzmaßnahmen nicht ausreichen würden, um das Überleben der Art in den kanarischen Gewässern zu sichern.


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Johannes Bornewasser

Johannes Bornewasser ist Gründer und Herausgeber der Kanaren News. Er hat zudem die redaktionelle Verantwortung inne. Zum Autorenprofil von Johannes Bornewasser.

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