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Gran Canaria: Verhör nach Waldbränden – zweites Feuer wohl Brandstiftung


Von Johannes Bornewasser Lesedauer: 4 Minuten

Der große Waldbrand von Gran Canaria gilt endgültig als kontrolliert. Zwar muss weiterhin nach Glutnestern Ausschau gehalten werden, doch die meisten Anwohner konnten inzwischen in ihre Häuser zurückkehren. Unterdessen wurde bekannt, dass das zweite Feuer bei Telde sehr wahrscheinlich bewusst gelegt wurde.

1543 Hektar Wald- und Buschfläche auf Gran Canaria sind verbrannt. Und dennoch macht sich unter Anwohnern und Brandbekämpfern so etwas wie Erleichterung breit. Denn die Flammen haben sich nicht weiter ausgebreitet. Fast alle Anwohner sind in ihre Häuser zurückgekehrt – und sichten die Schäden an Land und Eigentum.

Zwar brennen und glühen noch immer einzelne Bereiche auf der Kanaren-Insel, dennoch stellt sich stellenweise Zweckoptimismus ein: “Ich denke, es waren sehr schwere Tage. Das Risiko eines erneuten Ausbruchs besteht weiterhin und wir müssen entsprechend vorsichtig bleiben. Dennoch ist heute ein guter Tag für die Kanarischen Inseln“, sagte Kanaren-Präsident Ángel Víctor Torres. Die Böden rund um die noch gefährdeten Stellen würden weiter feucht gehalten, um einen erneuten Feuerausbruch zu verhindern.

Zudem kündigte der Politiker an, bei der spanischen Regierung Druck auszuüben, um eine feste Flotte an Wasserflugzeugen für die Kanarischen Inseln zu erhalten. Ferner werde den Betroffenen geholfen. Zunächst soll jedoch die genaue Bilanz der Zerstörung abgewartet werden. Touristische Ausflüge in die Waldbrand-Gebiete würden bis auf Weiteres nicht genehmigt, fügte Torres hinzu.

Waldbrände auf Gran Canaria: 65-Jähriger vor Gericht verhört

Unterdessen wurde der mutmaßlich für den Ausbruch des Feuers verantwortliche Anwohner vor Gericht vorstellig. Der 65-Jährige soll Schneide-Arbeiten an einer Metalltür durchgeführt haben. Dabei hätten Funken die Umgebung seines Bauernhofs entzündet. Die Flammen hätten dann die Waldbrände ausgelöst, lautet der Vorwurf.

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Der Beschuldigte habe als Lehrer am Institut von La Herradura gearbeitet und sei von 2003 bis 2007 Berater des Bildungsministeriums gewesen. Bekannte des Mannes beschreiben ihn als umsichtig und naturverbunden. Sie berichten von Beleidigungen und Morddrohungen gegen die Familie. “Es hätte jedem passieren können”, sagte ein Freund des Mannes. “Natürlich ist das keine Rechtfertigung und er muss die Konsequenzen tragen. Dennoch gab es keinerlei Absicht.”


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Zweiter Waldbrand auf Gran Canaria war wohl Brandstiftung

Absicht wird hingegen beim zweiten Feuer, das in der Nähe der Gemeinde Telde ausgebrochen war, unterstellt. An gleicher Stele breche seit vielen Jahren immer im August ein Feuer gleicher Art aus, hieß es. Besonders heimtückisch sei das in diesem Jahr gewesen, da alle Einsatzkräfte auf den großen Waldbrand konzentriert waren.

Der starke Wind hatte auch das kleinere der beiden Feuer stark angefacht. “Es war wie bei einem Heuhaufen”, sagten Anwohner von La Pasadilla: “Wir können nur beten und der guten Arbeit der Rettungsdienste vertrauen.”

Die Unsicherheit einiger Anwohner vermischt sich längst mit Wut. Nicht nur, dass es immer wieder diese Art von Flächenbränden gebe. Die besondere Heimtücke, einen Brand zu legen, während hunderte Helfer nur wenige Kilometer weiter verzweifelt in den Bergen der Insel gegen die Flammen des großen Waldbrandes ankämpfen, macht die Anwohner fassungslos.

“Es ist zu früh, um über den genauen Ursprung des Feuers zu mutmaßen”, sagte der Insel-Präsident von Gran Canaria, Antonio Morales. Dennoch sei es auffällig, dass Jahr für Jahr nach immer gleichem Muster an immer gleicher Stelle Feuer ausbreche: “Alles deutet darauf hin, dass es beabsichtigt war.“

Waldbrände auf Gran Canaria: Politiker warnen vor Social-Media-Unfug

Aussagen aus sozialen Medien, dass es bereits eine Festnahme gebe, wiesen unterdessen mehrere Politiker entschieden zurück: “Es ist nicht wahr, dass ein Anwohner festgenommen wurde. Es handelt sich um einen Social-Media-Schwindel”, sagte Ana Hernández, Bürgermeisterin von Ingenio: “Aber dieses Feuer ähnelt dem der vergangenen Jahre. Es begann am gleichen Ort und zu einem ähnlichen Zeitpunkt.” Daher sei Brandstiftung auch für sie eine logische Schlussfolgerung.

Auch Hernández’ Amtskollege aus Telde, Héctor Suárez, kommt zu einem ähnlichen Schluss: “Ich habe keine Daten über eine angebliche Festnahme vorliegen. Aber die Indizien deuten auf Brandstiftung hin – wie bereits in den vergangenen Jahren in unserer Gegend.“

Beide Politiker forderten die Anwohner auf, Beobachtungen zu melden. Auch die Einsatzleitung bat um Mithilfe: “Wer Informationen hat, muss sie den Behörden unbedingt zur Verfügung stellen”, teilten die Einsatzkräfte mit.

Der Flächenbrand bei Telde hat in mehreren Schluchten großen Schaden angerichtet. Er gilt zwar als kontrolliert, dennoch gibt es auch im westlichen Teil der Insel noch zahlreiche Glutnester und vereinzelte Flammen. Bisher wurden mehr als 150 Hektar Land zerstört.

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Johannes Bornewasser ist Herausgeber von Teneriffa News. Er hat zudem die redaktionelle Verantwortung inne. Zu seinem Autorenprofil geht es hier.

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