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Deutlich weniger Migranten: Kanaren-Route bleibt die tödlichste der Welt


561 Menschen haben ihren Flucht-Versuch in ein besseres Leben mit dem Tod bezahlt. Die Dunkelziffer gilt als vielfach höher. Die Kanaren-Route bleibt damit die tödlichste der Welt. Die Zahl der ankommenden Boote sank indes deutlich.

Von Juan Martín Lesedauer: 3 Minuten

1172 Menschen haben im vergangenen Jahr auf dem Weg von Afrika nach Spanien ihr Leben verloren. Knapp die Hälfte von ihnen allein auf dem Weg zu den Kanarischen Inseln. All das sind Mindestzahlen, für die es Beweise gibt. Die Dunkelziffer der Todesfälle auf hoher See gilt als vielfach höher.

Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) zufolge, kamen 2022 damit 561 Menschen in kleinen Booten auf der Kanarenroute ums Leben. Weitere 566 waren es auf den Seewegen der Straße von Gibraltar, im Alboran-Meer und auf dem Weg zu den Balearen. 45 Todesfälle gab es zudem beim Versuch, die Grenzzäune von Ceuta und Melilla zu überwinden.

Den Vereinten Nationen zufolge bedeutet das im Durchschnitt einen Todesfall alle siebeneinhalb Stunden. Allerdings, so betonen die Verantwortlichen, handelt es sich dabei lediglich um die bestätigten Todesfälle. Sie seien eine “Mindestzahl”, da sie eine große Anzahl von “stillen Schiffbrüchen” gebe.

Dabei sprechen die Behörden von Havarien, bei denen alle Insassen eines Bootes ertrinken. Somit gibt es keine Zeugen, die im Nachhinein von der ursprünglich gestarteten Personenzahl berichten können. Zum Vergleich: Im Jahr 2021 hatte die IOM von rund 1000 Todesfällen gesprochen. Die NGO Walking Borders errechnete damals eine realistische Zahl von mehr als 4000 Todesfällen.

Die Vereinigung Caminando Fronteras berichtet für 2022 von mindestens 1784 Menschen, die allein auf dem Atlantik ihr Leben verloren. “Die meisten Menschen, die auf den Seewegen ums Leben kommen, verschwinden, und den Familien gelingt es nicht, einen Leichnam zu identifizieren, um den Tod zu bestätigen”, heißt es in einem Bericht.

Migration: Kanaren-Route bleibt die tödlichste der Welt

Weltweit verzeichnete die IOM 5909 verstorbene Migranten. 2406 von ihnen starben im Mittelmeer, 1338 in Amerika, 1000 in Asien, 915 in Afrika und auf der Kanarenroute, 157 in Europa sowie 93 im Nahen Osten und Westasien. Damit waren die Routen nach Spanien 2022 für jeden fünften Todesfall von Migranten weltweit verantwortlich.

Die Kanarenroute gilt unter Menschenrechts- und Hilfsorganisationen als die tödlichste der Welt. Menschen, die sich auf den Weg in Richtung des Archipels begeben, müssen oft mehr als 450 Kilometer auf sich nehmen. Je nach Start-Punkt sind es sogar bis zu 1000 Kilometer oder mehr. Werden die Inseln dabei verfehlt, gilt das als sicheres Todesurteil.

Fast ein Drittel weniger Flüchtlinge erreichen die Kanaren

Das spanische Innenministerium zählte im vergangenen Jahr 28.930 Migranten, die auf dem Seeweg ins Land kamen. Das waren 11.170 weniger als im Jahr 2021 (-27,9 Prozent). 12.955 von ihnen kamen über das Mittelmeer und die Straße von Gibraltar (-4386/-25,3 Prozent) und 15.682 über die Kanaren-Route (-6634 weniger/-29,7 Prozent) nach Spanien.

Im vergangenen Jahr waren 61 Prozent aller Todesfälle von Migranten in Afrika auf der Atlantikroute zu beklagen. Das sind mehr als bei der Durchquerung der Sahara, die seit jeher als “Afrikas großer Friedhof” gilt. Dort stirbt durchschnittlich jeder zweite Migrant. Das geht ebenfalls aus den Daten der IOM hervor, die seit 2014 erhoben werden.

Kanaren-Migration: Nur noch halb so viele Boote

Die Zahlen zeigen auch, dass sich die Zahl der Boote, die sich auf den Weg in Richtung der Kanarischen Inseln begeben, zuletzt halbiert hat. Waren es 2021 noch 1109 Boote, zählte die IOM im vergangenen Jahr noch 561 “Cayucos”.

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Juan Martín ist redaktioneller Mitarbeiter von Teneriffa News. Zu seinem Autorenprofil geht es hier.

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