Artikel 47 des spanischen Grundgesetzes verpflichtet alle öffentliche Stellen, Wohnraum für jeden Spanier zu schaffen. Davon sind die Kanaren inzwischen weit entfernt. Zumindest, wenn es um würdigen und ansatzweise bezahlbaren Wohnraum für Einheimische geht, entfernen sich die Kanarischen Inseln von diesem Grundsatz.
In beiden Provinzen des Archipels, also auf den westlichen Inseln der Provinz Santa Cruz de Tenerife und auf den östlichen, zu las Palmas de Gran Canaria gehörenden, liegt die durchschnittliche Monatsmiete für eine Wohnung inzwischen bei mehr als 1000 Euro. In Santa Cruz de Tenerife beträgt sie 1083 Euro, in Las Palmas de Gran Canaria 1128 Euro.
Das geht aus einem Bericht hervor, den die Stiftung „Alquiler Seguro“ und die Universität Rey Juan Carlos am Mittwoch veröffentlichten. Die Stiftung setzt sich für Transparenz und den Zugang zu Informationen über die Funktionsweise des spanischen Mietmarktes ein. Die Experten stellten fest, dass der durchschnittliche Mietpreis in ganz Spanien im zweiten Quartal erneut um 4,4 Prozent gestiegen ist und mit 1155 Euro pro Monat einen neuen, landesweiten Höchststand erreichte. Warum das die Kanaren besonders trifft:
Mietpreise auf den Kanaren steigen weiter
Obwohl die beiden kanarischen Provinzen damit noch leicht unter dem Landesdurchschnitt liegen, rangieren sie im Vergleich nur hinter sechs anderen Provinzen. Die höchsten Durchschnittsmieten weisen Barcelona (1650 Euro), die Balearen (1645 Euro), Madrid (1584 Euro), Bizkaia (1308 Euro), Málaga (1272 Euro) und Valencia (1132 Euro) auf. Direkt dahinter folgten Santa Cruz de Tenerife und Las Palmas. Auch Álava (1041 Euro) und Navarra (1026 Euro) überschritten die Schwelle von 1000 Euro.
Die Belastung auf den Kanaren ist dennoch ungleich höher. Dafür müssen die Mietpreise ins Verhältnis zu den Einkommen gesetzt werden. Der durchschnittliche Monatslohn lag auf dem Archipel laut Statistikamt INE bei 1668 Euro. In den anderen Provinzen mit besonders hohen Mieten sind die Gehälter meist deutlich höher: In Barcelona und auf den Balearen liegt der Schnitt bei 2950 Euro, in Madrid bei 2364 Euro und in Bizkaia bei 2792 Euro. Lediglich Málaga kommt mit 1751 Euro an die Kanaren heran.
Ein weiteres Problem ist die hohe Nachfrage nach Mietwohnungen. Laut Bericht gehören beide kanarischen Provinzen zu den Regionen Spaniens mit dem größten Druck auf dem Wohnungsmarkt. Im Schnitt melden sich innerhalb von zehn Tagen 141 Interessenten auf eine angebotene Wohnung. In Barcelona liegt dieser Wert mit 437 am höchsten, gefolgt von Las Palmas (141), den Balearen (127), Alicante (126), Bizkaia (123) und Santa Cruz de Tenerife (114).
Wohnungsmarkt auf den Kanaren: Nachfrage übersteigt Angebot
Doch es gibt auch eine positive Entwicklung: In Santa Cruz de Tenerife erwarten die Experten einen deutlichen Anstieg des Wohnungsangebots. Die größten Zuwächse werden für Salamanca mit einem Plus von 33 Prozent und für Santa Cruz de Tenerife mit plus 6,9 Prozent prognostiziert.
Die kanarische Regierung verlängerte zudem die Frist für Anträge auf das Programm zur Bekämpfung der Landflucht bis Dienstag. Dafür stellte sie fünf Millionen Euro zur Verfügung. Die Initiative richtet sich an Gemeinden mit weniger als 20.000 Einwohnern auf den Kanaren.
Ziel des Programms ist es, die Sanierung von Wohnraum in ländlichen Gebieten zu fördern. Damit sollen angemessene Wohnbedingungen, eine geringere Energienachfrage und die Erhaltung der Bausubstanz sichergestellt werden. Die Maßnahmen sollten den Bestand an ländlichen Wohnungen sichern.
Die Umsetzung erfolgt über direkte Zuschüsse an die Gemeinden. Das Programm umfasst zwei Schwerpunkte: Zum einen soll die Sanierung von leerstehenden, kommunalen Gebäuden gefördert werden und zum anderen werden private Immobilien gefördert.
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Kanaren-Miete: So teuer waren Wohnungen noch nie
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