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Mehr Rentner, weniger Arbeiter: Die Kanaren haben ein Altersproblem


Innerhalb von zehn Jahren verzeichnen die Kanaren 15 Prozent mehr Einwohner. Gleichzeitig herrscht ein großer Fachkräftemangel. Denn es gibt weniger Arbeitnehmer als früher. Was der Blick in die Zukunft zeigt.

Von Juan Martín Lesedauer: 3 Minuten

Nicht die Geburtenrate sorgt für das zunehmende Durchschnittsalter auf den Kanarischen Inseln. Grund ist die deutlich gestiegene Lebenserwartung. Zu dem Ergebnis kommen die Experten hinter der Arbeitskräfteerhebung EPA.

Genannt wir das Phänomen “demografische Lücke”. Denn obwohl tatsächlich durchschnittlich weniger Kinder zur Welt kommen, leiden die Kanaren in erster Linie nicht unter zu vielen Menschen, sondern unter zu wenig Einwohnern im erwerbstätigen Alter.

In Zahlen sieht das so aus: Während die Bevölkerung in nur zehn Jahren um acht Prozent zunahm, sank der Anteil der Erwerbstätigen um 1,5 Prozent. Und diese Lücke stellt die Politik vor Probleme. Denn einige Branchen schlagen bereits Alarm.

Kanaren melden Fachkräftemangel – trotz immer mehr Einwohnern

Josep Oliver erkannte das bereits im Jahr 2011. Der Professor für Angewandte Ökonomie an der Autonomen Universität Barcelona sagte die demografische Lücke schon damals vorher. Gehört wurde die Warnung nicht. Der Staat befand sich mitten in einer beispiellosen Rezession und kümmerte sich um die gegenwärtigen Probleme, statt an die künftigen zu denken.

Inzwischen ist diese Zukunft eingetroffen. Und die Kanarischen Inseln stehen darin sogar etwas besser da als das Festland. Denn das Durchschnittsalter auf den Kanaren beträgt 43,68 Jahre. Das im Rest Spaniens liegt bei 44,07 Jahren.

Die Kanaren überaltern – und der Arbeitsmarkt leidet

Konkreten Aufschluss über die weitere Entwicklung gibt das nicht. Denn noch im Jahr 2000 lag das Durchschnittsalter bei 36,21 Jahren. 23 Jahre später ist es also um fast siebeneinhalb Jahre gestiegen. Das bedeutet einen Anstieg um 20,6 Prozent.


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Bezogen auf den Arbeitsmarkt bedeutet das Probleme. Denn in der wichtigen Gruppe der 25- bis 55-Jährigen fehlen tausende Einwohner. Die 169.600 zusätzlichen Kanarios liegen meist außerhalb dieser Gruppe. Und so fehlen allein zum Vergleich zu damals 13.700 Erwerbstätige.

Arbeitgeber der Kanarischen Inseln suchen händeringend gute Mitarbeitende

Und es werden oft sogar mehr gesucht – von Arbeitgebern und vom Staat. Denn in dieser Altersgruppe liegen die meisten Festanstellungen, in denen sich bereits eine gewisse Routine eingefunden hat. Diese Arbeitskräfte gelten für die Wirtschaft als besonders wichtig. Denn sie tragen vorhersagbar zum Bruttoinlandsprodukt bei – und zur Rentenversicherung.

Arbeitgeber hingegen schätzen Personen in dieser Altersgruppe, da sie zugleich den Nachwuchs einarbeiten und planbar viele weitere Jahre im Job verbleiben können. Doch dafür müsste diese Bevölkerungsgruppe eine kritische Masse halten. Die Zahlen verdeutlichen dieses Problem.

In den vergangenen zehn Jahren hat die Bevölkerung des Landes insgesamt um 1,1 Millionen Bürgerinnen und Bürger zugenommen. Die erwerbsfähige Bevölkerung nahm in der wichtigen Gruppe zwischen 25 und 55 Jahren jedoch um 1,39 Millionen ab. Der Rückgang in dieser Gruppe beträgt 7,5 Prozent. Landesweit sind das sechs Prozentpunkte mehr als als auf den Kanarischen Inseln. Und das Rentensystem deckt das gesamte Land ab.

Kanaren fehlen die erwerbsfähigen Fachkräfte

Ein Bericht des Instituts der Adecco-Gruppe zeigte in dieser Woche, dass die Hälfte der freien Stellen im Verkehrssektor auf den Kanarischen Inseln unbesetzt bleibt. Der Arbeitgeberverband, die Föderation der Transportunternehmen der Kanarischen Inseln (FET), konkretisierte diese Zahlen. Bis zu 600 Personen würden benötigt, um die Probleme zu beseitigen.

Ähnlich ist das im Gastgewerbe. Von dort hieß es bereits im Februar, dass vier von zehn freien Stellen wahrscheinlich nicht besetzt werden können – oder zumindest nicht ohne Schwierigkeiten. Es fehlen also erwerbsfähige Fachkräfte in gleich mehreren Branchen.

EU wächst bis 2041, doch Zahl der Arbeitskräfte sinkt Jahrzehnte weiter

Und dieses Problem wird vorerst anhalten. Nach Schätzungen des Statistischen Amts der Europäischen Union (Eurostats) wird die Bevölkerung der Eurozone im Jahr 2041 ihren Höchststand erreichen. Errechnet wurden 355 Millionen Einwohner. Dabei würden die Menschen in den höchsten Altersgruppen eine besonders wichtige Rolle spielen. Denn sie werden durch ihre Altersrenten und die Gesundheits- und Sozialsysteme erhebliche Auswirkungen auf die öffentlichen Haushalte haben.

Ab diesem Moment, rechnet Eurostats vor, werde die Bevölkerungskurve sinken. Ab dem Jahr 2100 werden bereits 16 Millionen Europäer weniger erwartet. Die Erwerbsbevölkerung wird dennoch um 20 Prozent zurückgehen, von heute 221 Millionen Arbeitenden auf dann 180 Millionen. Die Problematik wird EU-weit also größer. Was das für die Kanarischen Inseln bedeutet, bleibt abzuwarten.

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Juan Martín ist redaktioneller Mitarbeiter von Teneriffa News. Zu seinem Autorenprofil geht es hier.

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