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Wohnungsnot trotz Leerstand: Die Kanaren und ihr Immobilien-Paradoxon


Die Kanaren platzen aus allen Nähten. So heißt es oft. Doch mehrere Kanaren-Inseln melden zugleich Städte, in denen jedes zweite Haus leer steht. Und das hat Gründe.

Von Juan Martín Lesedauer: 3 Minuten

Familien suchen händeringend Wohnungen. Zugleich steht in mancher Gemeinde jedes zweite Haus Leer. Die Kanaren haben ein Wohn-Paradoxon erreicht. Und das hat Gründe.

Vier Gemeinden der Kanarischen Inseln melden einen Leerstand in fast jedem zweiten Haus. Und zahlreiche Gemeinden bleiben nur knapp unter diesem Wert. Sie haben also ebenfalls viele unbewohnte Immobilien auf ihrem Territorium.

Die Stadt mit der höchsten Zahl unbewohnter Häuser ist Garafía auf La Palma. Dort stehen 48 Prozent aller Häuser und Wohnungen leer. Es folgt Tías auf Lanzarote mit nahezu dem gleichen Wert. Dort sind es 47,9 Prozent vor Vallehermoso auf La Gomera mit 47,5 Prozent und Betancuria auf Fuerteventura mit mehr als 46 Prozent. Und das sind nur die dauerhaft unbewohnten Gebäude.

Wohnungsnot auf den Kanaren – trotz Leerstand

Denn hinzu kommen Immobilien, die als Ferienwohnungen genutzt werden und entsprechend viele Monate, oft sogar mehr als die Hälfte der Zeit, leer stehen.

Doch es gibt weitere Phänomene. Denn mit Ausnahme von Tías sind die genannten Orte ländlich. Sie stehen bei Anwohnern und potenziellen Umsiedlern nicht besonders hoch im Kurs. Die wählen lieber Ballungszentren mit direkter Strand-Anbindung, Restaurants und Cafés für ihren Wohnsitz.

Ähnlich ergeht es Artenara oder Tejeda. Dort liegt der Anteil leerstehender Gebäude ebenfalls bei mehr als 40 Prozent. Hinzu kommen Agulo oder Hermigua auf La Gomera in ähnliche prozentuale Regionen.


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Auch Hauptstädte der Kanaren-Provinzen melden leere Immobilien

Doch trotz vergleichsweise starker Wirtschaft und vieler Freizeitangebote weisen sogar die Hauptstädte der beiden kanarischen Provinzen einen spürbaren Leerstand auf. In Las Palmas de Gran Canaria stehen mehr als 25.000 Gebäude leer, während es Teneriffas Hauptstadt Santa Cruz auf fast 17.000 Immobilien ohne Bewohner bringt. Das sind 17 Prozent der gemeldeten Gebäude in Santa Cruz und 14 Prozent in Las Palmas.

All das zeigen Daten des Nationalen Statistik-Instituts INE. Erhoben werden sie etwas unkonventionell. So wird eine Immobilie als unbewohnt gezählt, wenn gemeldete Objekte beispielsweise dauerhaft sehr wenig Strom verbrauchen.

Spanien meldet: Jede fünfte Immobilie der Kanaren unbewohnt

Durch diese Methode geht das INE davon aus, dass auf dem gesamten Archipel 211.331 Häuser unbewohnt sind. Das wäre knapp jedes fünfte Haus in der Autonomen Gemeinschaft der Kanarischen Inseln. Immobilien-Experten finden diese Zahl deutlich zu hoch angesetzt. Sie kritisieren die Methodik, mit der die Daten erhoben werden.

Trotzdem sehen auch sie einen deutlichen Leerstand. Gemeinsam wird über Gründe gerätselt. Die Experten sehen in Kleinstädten viele Häuser, die von mehreren neuen Eigentümern geerbt wurden. Uneinigkeit sorgt dann für einen mindestens temporären Leerstand.

Andere leerstehende Immobilien führen die Experten auf die Immobilienblase zurück. Projekte wurden begonnen und dann nach dem Wirtschafts-Crash nie finalisiert. Hinzu kommen Objekte, die zum Verkauf stehen und länger als üblich auf neue Eigner warten.

Wieder andere Gründe lauten, dass Vermieter aufgrund der aktuellen wirtschaftlichen Situation besorgt sind, künftige Mieter könnten ihre Zahlungen nicht leisten. Sie sind nicht auf die Miet-Einnahmen angewiesen und lassen ihre Häuser und Wohnungen vorerst lieber leer stehen.

Fuerteventura als goldene Ausnahme – Gemeinde auf Teneriffa auch

All das spielt sich in einem Markt ab, der seit Monaten zunehmend ächzt, da zu wenig Wohnraum zur Verfügung steht – egal ob zur Miete oder zum Kauf. Die Kanaren gelten landesweit sogar als aktuell schwierigster Markt, da die Mieten zuletzt so stark stiegen, dass sie ein historisches Hoch erreichten. Geschoben wurde das auch auf die steigende Nachfrage. Gleichzeitig stehen mehr als 200.000 Wohnungen leer.

Übrigens: Die einzige große Ausnahme von der aktuellen Situation stellt Fuerteventuras Hauptstadt Puerto del Rosario dar. Dort liegt der Prozentsatz leerstehenden Wohnraums als einziges bei unter zehn Prozent. In Arrecife auf Lanzarote sind es zwölf Prozent. Es folgen Valverde, San Sebastián de La Gomera und Santa Cruz de La Palma mit schon mehr als 20 Prozent Leerstand.

Bei den kleineren Städten liegt eine Gemeinde in Teneriffas Norden auf dem zweiten Platz hinter Puerto de Rosario: Santa Úrsula auf Teneriffa meldet einen Anteil unbewohnter Wohnungen von 10,2 Prozent. Der Ort liegt unweit von Puerto de la Cruz und genießt so die Vorteile der naheliegenden Großstadt-Angebote.

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Juan Martín ist redaktioneller Mitarbeiter von Teneriffa News. Zu seinem Autorenprofil geht es hier.

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