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Zugvögel: Warum Forscher die Kanaren als “perfekten Ort” ansehen


Unmengen Zugvögel kreuzen die Kanarischen Inseln Jahr für Jahr. Jeder fünfte Vogel gehört zu einer vom Aussterben bedrohten Art. Das sagen Experten.

Von Johannes Bornewasser Lesedauer: 3 Minuten

Ornithologen haben in einer kleinen Gemeinde auf Teneriffa den “perfekten Ort” zur Zugvögel-Beobachtung ausgemacht. Das sagt Juan José Ramos Leonico Rodríguez. Er hat sich mit zahlreichen weiteren Ornithologen auf die Lauer gelegt. Ihre Beobachtungen gelten als besonders.

Denn rund 20.000 wandernde Seevögel sind auf ihrer langen Reise in die südliche Hemisphäre über den Kanarischen Inseln gesichtet worden. Jeden Herbst wird der Archipel zum Transitgebiet für mindestens zwanzig verschiedene Arten. Sie verlassen ihre Brutkolonien in Nordeuropa, um im Süden zu überwintern. Diese Reise an den Kanaren vorbei sichert ihr Überleben.

Genau auf diesem Weg liegt Buenavista del Norte auf Teneriffa. Der bekannte Leuchtturm im Norden größten Kanaren-Insel (mehr dazu unten) ist einer der Orte, von dem aus die Vögel beobachtet werden können. Und so legte sich eine Gruppe von Ornithologen an mehreren Tagen zusammen rund 127 Stunden auf die Lauer. Das haben sie dabei herausgefunden:

Teneriffa ist “Bezugspunkt” für viele Zugvögel

“Es ist das erste Mal, dass eine solche Beobachtung auf den Inseln durchgeführt wurde”, sagt Ramos. Er ist mitverantwortlich für die Studie. Und der Forscher zeigt sich äußerst zufrieden.

Denn die Wissenschaftler zählten gemeinsam rund 20.000 Zugvögel. Dabei wurden mindestens 20 verschiedenen Arten ausgemacht. Und für sie alle gilt: “Die Kanarischen Inseln sind zweifellos ein Bezugspunkt für diese Vögel. Dieser Leuchtturm könnte ein perfekter Ort sein, um sie zu beobachten”, resümiert Ramos.

Diese Zugvögel gibt es auf den Kanarischen Inseln

Vorgestellt wurde die Arbeit der Wissenschaftler nun in Galizien. Die wichtigsten Erkenntnisse in Kürze: In den Schichten wurden 19.974 Vögel gezählt, die in rasendem Tempo den Leuchtturm passierten: Das waren 157 Vögel pro Stunde. “Und wir haben Mitte September in nur zwei Stunden fast ein Viertel dieser Vögel gesehen”, sagt Ramos.


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Gut die Hälfte der beobachteten Vögel waren Mönchsgrasmücken (Ardenna gravis). Außerdem gab es mehr als 7300 Atlantikstumtaucher (Puffinus puffinus). Die restlichen zwölf Prozent der gezählte Zugvögel vor den Kanaren entfielen auf eine große Artenvielfalt. Darunter: der Regenbrachvogel (Numenius phaeopus), die Küstenseeschwalbe (Sterna paradisaea) und bis zu vier Arten von Raubmöwen. Hinzu kamen kleine Sichtungen weiterer Gattungen.

Kanaren: Zugvögel legen bis zu 15.000 Kilometer zurück

Jeden Herbst fliegen diese Arten an den Kanarischen Inseln vorbei, um in den warmen Süden der Erde zu gelangen. “Zu den wichtigsten Gebieten, die sie aufsuchen, gehören die Kanaren-Sahara-Bank, die Küsten Mauretaniens, die Küsten Guineas und die Antarktis”, erklärt der Ornithologe. Einige dieser Vögel legen dafür zwischen 10.000 und 15.000 Kilometer zurück.

Es ist das erste Mal, dass Informationen über Zugvögel auf den Kanaren strukturiert gesammelt wurden. Basierten diese Informationen bisher auf der Beobachtung von Schiffen oder Hobbyornithologen, gibt es nun erstmals eine offizielle Zählung.

Mit den gesammelten Daten sollen künftige Bauprojekte, wie beispielsweise Offshore-Windparks vor den Kanaren, umweltfreundlicher geplant werden. Für Ramos steht fest: “Wir glauben, dass die Zahlen wichtig genug sind, um auch auf internationaler Ebene berücksichtigt zu werden.” Denn die Daten geben auch Aufschluss über den Gesundheitszustand der Seevögel.

Viele Kanaren-Zugvögel sind vom Aussterben bedroht

Eine aktuelle Studie der Vereinten Nationen besagt, dass eine von fünf Arten vom Aussterben bedroht ist. Das zeigt der erste globale Überwachungsbericht des World Conservation Monitoring Centre vom Umweltprogramm der Vereinten Nationen.

Von allen bedrohten Arten seien demnach Zugvögel am stärksten gefährdet. Laut Ramos liege das neben der Überfischung der Meere auch daran, dass es weiterhin “nur sehr wenig Vorschriften und wenig wirklich geschützte Meeresgebiete” gibt.

Kanaren-Leuchtturm könnte Ornithologen-Spot werden

Sein Resümee: “Wir brauchen eine verantwortungsvolle Fischerei.” Denn die Tiere können sich in Fischernetzen verfangen. Außerdem würden die Meere so stark überfischt, dass mitunter die Nahrung knapp werde.

Um weitere Ergebnisse zu sammeln, sei laut dem Forscher der Leuchtturm von Buenavista del Norte auf Teneriffa ein wichtiger Ort. Von dort aus will Ramos die Wanderung der Seevögel nun regelmäßig überwachen.

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Johannes Bornewasser sw klein

Johannes Bornewasser ist Herausgeber von Teneriffa News. Er hat zudem die redaktionelle Verantwortung inne. Zu seinem Autorenprofil geht es hier.

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