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La Palma steckt zwei Jahre nach dem Vulkanausbruch in einer Sackgasse


Der Vulkanausbruch auf La Palma jährt sich bereits zum zweiten mal. Noch immer warten viele Anwohner auf Hilfe. Sie sehen Politik-Versagen und viel Bürokratie.

Von Juan Martín Lesedauer: 4 Minuten

Genau zwei Jahre ist es her, dass der Vulkan auf La Palma ausbrach. Als sich der Boden öffnete und die Lava für 85 Tage in Richtung Meer zu fließen begann, hörte auf La Palma ein Teil des Lebens auf. Bis heute. Denn die Kanaren-Insel steckt in einer Sackgasse.

Mehr als 1500 Häuser wurden damals zerstört. Hinzu kommen rund 1700 Bauernhöfe. Auch die Kirche von Todoque fiel aufgrund der Lavamassen in sich zusammen. Der Friedhof Nuestra Señora de los Ángeles in Las Manchas wurde zumindest schwer beschädigt. Und es gibt zahlreiche weitere Schäden.

Der Tajogaite-Ausbruch jährt sich nun bereits zum zweiten Mal. Und doch wird das Ausmaß der Katastrophe “von der spanischen Regierung noch immer nicht verstanden”. Das sagt La Palmas Insel-Präsident Sergio Rodríguez. Er sieht den Frust der Einwohner. Und teilt ihn.

Vulkanausbruch: La Palma steckt in einer Sackgasse

Die 100 Millionen Euro, die La Palma laut dem Gesamtstaatshaushalt zustehen, sind laut dem Präsidenten nie angekommen. Hinzu kämen rechtliche Hindernisse. La Palma befindet sich auch zwei Jahre nach dem Vulkanausbruch weiter in Warteposition.

Nach Angaben der Inselverwaltung von La Palma leben immer noch 85 Opfer des Vulkanausbruchs in Containerhäusern, 31 schlafen in Holzunterkünften und 72 sind weiterhin in Hotels untergebracht. Schon vor dem Vulkanausbruch gab es weniger Häuser als nötig. Und so ist die Situation auf der Kanaren-Insel nochmals schlechter geworden.

Vulkanopfer: Wohnungsbauprojekte sollen 2024 beginnen

Auf der Isla Bonita sei der Bau von Wohnungen ein Projekt höchster Priorität. Entsprechend wohlwollend wurde die Ankündigung der kanarischen Regierung aufgenommen, in den nächsten regionalen Haushaltsplänen Mittel für einen außerordentlichen Wohnungsbauplan bereitzustellen.


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Doch ein Finanzrahmen wurde nicht genannt. Immerhin gab es jedoch eine andere Zahl: Es sollen 700 Wohnungen entstehen – verteilt über die gesamte Insel. Für weitere Absprachen soll es schon bald eine Tagung zwischen der kanarischen und der Insel-Regierung geben. Der Inselpräsident hofft auf einen Baubeginn im kommenden Jahr.

Bürokratie und Warten auf Finanzhilfen lassen La Palma hinter dem Zeitplan zurück

Für Wohnungsbauprojekte stehen derzeit rund zwölf Millionen Euro bereit. Doch ohne die 100-Millionen-Euro-Finanzspritze werden die wichtigen Projekte zum Wiederaufbau der Kanaren-Insel nicht umgesetzt werden können.

Und nicht nur beim Warten auf das Geld verstreicht wichtige Zeit. Auch die Bürokratie nervt viele Betroffene. Ein Dekret zum Wohnungsbau wird derzeit von der kanarischen Regierung überarbeitet. Es liegt im inzwischen achten Entwurf vor. Nun herrscht endlich Konsens zwischen allen Parteien. Doch eine Schleife ist nötig, um den Entwurf verfassungskonform umzuschreiben.

Nach Vulkanausbruch auf La Palma: “Regierung hat das Ausmaß nicht verstanden”

La Palmas Präsident Rodríguez sieht die Isla Bonita “hinter dem Zeitplan”, da die spanische Regierung mit der Finanzhilfe zögert und sich die vorherige Regionalregierung mit den nötigen Verordnungen zu viel Zeit gelassen habe. Sie haben “das Ausmaß dessen nicht verstanden, was passiert ist”.

Auch der aktuelle Präsident der Kanarischen Inseln schiebt den Schwarzen Peter der vorherigen Regierung zu. Fernando Clavijo sagte, dass es auf La Palma einen “totalen Mangel an Management und Engagement” gegeben habe. Stattdessen seien “viele Fototermine, Pressekonferenzen und Schlagzeilen” generiert worden.

La Palma: Wirtschaftlicher Schaden wegen fehlenden Tourismus

Neben den Privathäusern sind auch Hunderte Ferienunterkünfte zerstört worden. Und der Tourismus leidet darunter bis heute. Die Auslastung im Sommer habe grade einmal 50 Prozent dessen betragen, was vorher normal gewesen sei. Und auf anderen Inseln sind die Zahlen sogar steigend. Immerhin der Winter werde wohl “etwas besser”, orakelt Rodríguez.

Doch durch die weitere Aktivität bleiben Teile der betroffenen Gebiete geschlossen. Die vom Vulkan ausgestoßenen Gase hindern Arbeiter daran, Teile von von Puerto Naos und La Bombilla wiederherzustellen. Und ausgerechnet dort befanden sich zahlreiche Touristen-Unterkünfte. Die Verwaltung möchte daher nun mehr Informationen über die Gase sammeln und so mit besserer Datenbasis neue Entscheidungen erzwingen.

Straßen, Schulen und ein Friedhof warten auf La Palma auf den Wiederaufbau

Immerhin die Straße zwischen La Laguna und Las Norias konnte wiedereröffnet werden. Sie gilt als wichtiger Korridor. Doch der Präsident möchte lieber Fortschritte an der LP-2 sehen. Sie sei wichtig, um die großen Gebiete zu verbinden. Dort dauert es wohl aber noch einige Zeit. Immerhin vor Jahresende möchte Rodríguez Fortschritte vermelden können, sagte der Politiker zum Jahrestag des Vulkanausbruchs.

In Los Llanos wartet allerdings wesentlich mehr Arbeit. Dort müssen drei Schulen, ein Gesundheitszentrum, ein Fußballplatz und die Todoque-Kirche wiederaufgebaut werden. Der angrenzende Friedhof sei jedoch eines der “sensibelsten” Themen. Der Ausbruch habe dort neue Trauer mit der alten über die Verluste vermischt.

Bis zum nächsten Jahrestag gibt es entsprechend viel zu tun. Ob die lokale Politik die La Palma bis dahin aus der Sackgasse geführt hat, bleibt abzuwarten.

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Juan Martín ist redaktioneller Mitarbeiter von Teneriffa News. Zu seinem Autorenprofil geht es hier.

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