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Preissteigerungen und Streiks: Kanaren gehen Gofio und Tierfutter aus


Um bis zu 300 Prozent sind die Preise für Tierfutter gestiegen. Erste Züchter haben Teile ihrer Herden vorzeitig schlachten lassen. Auch beim Gofio wird es eng. Das typisch kanarische Nahrungsmittel ist inzwischen vom Ausland abhängig. Doch Rohstoffe sind teuer oder fehlen.

Von Johannes Bornewasser Lesedauer: 3 Minuten

Der Angriffskrieg Russlands in der Ukraine macht sich immer deutlicher auch auf den Kanarischen Inseln bemerkbar. Hinzu kommt der aktuelle Transportstreik. In Summe leidet die kanarische Wirtschaft. Viehzüchter können sich das Tierfutter nicht mehr leisten und anderen Bereichen fehlen Rohstoffe oder die Preise sind zu hoch.

Drei Beispiele auf Teneriffa zeigen die Auswirkungen der aktuellen Entwicklungen. So gilt Gofio zwar als typisch kanarisches Grundnahrungsmittel und wird tatsächlich auf den Inseln hergestellt. Die Rohstoffe jedoch stammen oft aus dem Ausland.

Das Getreide wird in großen Mengen aus der Ukraine importiert. Viel zu groß ist inzwischen die Nachfrage, um sie allein auf den Inseln zu stillen. Doch das Land kann aufgrund des Krieges derzeit nicht mehr liefern. Und so steigen die Preise.

Doch selbst wenn die Müller der Kanarischen Inseln anderswo Getreide einkaufen wollten, bekommen sie aufgrund des aktuellen Transportstreiks nur erschwert Rohstoffe – wenn überhaupt.

Kanarische Gofio-Mühlen kämpfen mit Knappheit und Preisen

Der Pächter von Molino de Las Mercedes, einer Gofio-Produktion mit mehr als 80-jähriger Tradition, spricht von einem Produktionsstopp in spätestens zwei Monaten.

Selbst wenn die Rohstoffe bis dahin wieder geliefert würden, zeichne sich schon jetzt ein Preisanstieg um knapp ein Viertel ab, heißt es. Die Produktion werde entsprechend deutlich teurer, vielleicht irgendwann unwirtschaftlich. Ob die Mühle also ihr hundertjähriges Bestehen überhaupt erleben wird, sei derzeit ungewiss.


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Transportstreik und Preissteigerung: Viehzüchter auf den Kanaren müssen vorzeitig schlachten

Bei der Viehzucht ist die Situation deutlich ernster. Viele Landwirte haben keine Monate mehr Zeit, sondern wenige Wochen. Zu groß sind die benötigten Futtermengen und so reichen die Inhalte der Silos oft nur kurzfristig aus. Unter normalen Umständen genügt das. Doch wenn die Speditionen streiken und die Preise steigen, kann es schnell ernst werden.

Wie ernst, zeigt ein anderes Beispiel auf Teneriffa: Tierfutterproduzenten sprechen von Rohmaterialien für etwa sechs Wochen. Sie warnen allerdings vor explosionsartig steigenden Preisen.

Seit 2019 zeichne sich dieser Trend bereits ab, doch in den vergangenen Wochen seien die Kosten drastisch gestiegen, teilt die Branche mit. Das Getreide habe einen Preisanstieg um bis zu 200 Prozent hingelegt, die Transportbranche berechne bis zu 300 Prozent mehr, heißt es.

Rohstoff-Krise: Teneriffas größter Viehzüchter schlachtet Tiere vorzeitig

Heraclio del Castillo ist mit rund 1300 Rindern der größte Viehzüchter auf Teneriffa. Er habe für seine Herden, die in Fasnia, Garachico, Las Mercedes und Arafo stehen, noch für etwa zwei Wochen Futter. Und schon jetzt muss Castillo rationieren.

Mehr als 70 Rinder seien vor dem eigentlichen Termin geschlachtet worden, um Futter für die anderen Tiere zu sparen. Zwar sei es gut, dass die Inselverwaltung bereits Hilfe ankündigte, doch das Problem bleibe vielschichtig. Der Ukraine-Krieg, ausbleibende Lieferungen wegen des Streiks und grundsätzliche Preisanstiege kann das Cabildo in Summe nur schwerlich kompensieren.

Rohstoffe vom Festland sollen den Kanaren helfen

Vorerst soll durch Lieferungen vom Festland unterstützt werden. Doch die sind ebenfalls endlich. Die Branche hofft daher auf ein baldiges Ende des Streiks. Der Präsident des Zusammenschlusses der Transport-Unternehmer, Agustín Espino, forderte dazu von der kanarischen Regierung, selbst zu handeln. Ein Abwarten auf Madrid könne fatale Folgen haben.

Die Spediteure setzen auf Subventionen beim Diesel-Preis. Doch die von der Zentralregierung angedachten 500 Millionen Euro würden heruntergebrochen vielleicht 1000 Euro pro Fahrzeug ausmachen. Damit könne der Preisanstieg beim Treibstoff nicht ansatzweise kompensiert werden.

Espino warnte daher vor neuen Streiks. Die Landwirte hoffen unterdessen auf schnelle Einigungen. Es hängen ganze Unternehmen auf den Kanarischen Inseln davon ab. Und viele tausend Arbeitsplätze.

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Johannes Bornewasser sw klein

Johannes Bornewasser ist Herausgeber von Teneriffa News. Er hat zudem die redaktionelle Verantwortung inne. Zu seinem Autorenprofil geht es hier.

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