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Deutlich mehr Todesfälle durch Ertrinken auf den Kanaren


Die meisten Unfälle an den Küsten der Kanarischen Inseln entstehen durch Unachtsamkeit. Die Opfer stammen fast immer aus dem Ausland. Einige von ihnen gehen bewusst ins Risiko, andere wissen gar nichts von ausgegebenen Warnungen.

Von Juan Martín Lesedauer: 4 Minuten

Es scheint der perfekte Schnappschuss für das Urlaubsalbum zu sein. Doch dann taucht wie aus dem Nichts eine Welle auf. Der Atlantik ist insbesondere im Winter tückisch. Und wird daher oft unterschätzt. Auf den Kanaren sind derzeit viele Rettungshubschrauber im Einsatz. Und immer wieder kommt jede Hilfe zu spät.

Das Jahr 2021 ging als eines der schwärzesten in die Geschichte der Kanarischen Inseln ein. Denn mit 64 Todesopfern durch Ertrinken wurde ein Wert erreicht, der in der Geschichte der Inseln seinesgleichen suchte. Doch in diesem Jahr droht eine höhere Anzahl Ertrunkener.

Denn in den vergangenen Wochen haben die Todesfälle durch Ertrinken dramatisch zugenommen. Und viele von ihnen waren vermeidbar. Denn oft überschätzen sich die Opfer. Doch einige bekommen von Wellenwarnungen auch nichts mit.

Acht von zehn Ertrinkungsopfern sind Touristen. Die meisten von ihnen stammen aus Deutschland. Dahinter folgen Engländer und Franzosen. 70 Prozent der Todesfälle durch Ertrinken geschehen an den Küsten, die anderen in Swimmingpools oder Schwimmbädern. Und auch dort ist die Zahl der Todesfälle gestiegen.

Kanaren: “Besorgniserregende Zunahme” von Todesfällen durch Ertrinken

Das Projekt “Canarias 1500 KM de Costa” widmet dich dem Thema. Der Name spielt auf die Gesamtlänge aller Küsten der Kanarischen Inseln an. Die Mitglieder wollen Aufklärungsarbeit leisten. Für ihre Präventionsarbeit sammeln sie Fälle und Stimmen. Seit einigen Wochen sprechen sie von einem “besorgniserregenden Anstieg” der Todesfälle.

Der Grund dafür sind bereits neun Tote allein im November. Zuletzt war ein Mann an der Playa Blanca auf Lanzarote ertrunken. Er hatte einen Herz-Kreislauf-Stillstand beim Tauchen erlitten. Nur 24 Stunden zuvor war ein 77-Jähriger am Strand von Valle Gran Rey auf La Gomera bewusstlos aus dem Wasser gerettet worden. Er starb nur wenig später.


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Zahl der Ertrunkenen auf den Kanaren steigt durch mehr Touristen und Unwissenheit

Als Grund für die zunehmenden Todesfälle seit dem vergangenen Jahr sehen Experten zwei wesentliche Faktoren. Zum einen ereignen sich die meisten Todesfälle während aktueller Warnungen, die von den Opfern ignoriert werden. Der zweite Grund liegt im zunehmenden Touristenzustrom begründet. Denn der Wert besteht aus absoluten Zahlen. Sie werden nicht ins Verhältnis zur Anzahl der Besucher gesetzt.

Während der zweite Grund damit qualitativ keinen Unterschied macht, ist es wichtig, sich den ersten anzusehen. Denn zu den Opfern gehören nicht nur Menschen, die sich überschätzen und Warnungen bewusst ignorieren. Einige von ihnen werden von den Wellenwarnungen gar nicht erreicht.

Einige Orte auf den Kanarischen Inseln sind unzureichend gesichert

Zwar gibt es an den Stränden rote Flaggen, doch abseits der Playas auf den Kanarischen Inseln gibt es weitere Küstenabschnitte. Die Mole von Puerto de la Cruz auf Teneriffa ist so ein Ort. Wellen schwappen permanent über die riesigen Steine. Dadurch ergibt sich ein spannendes Bild. Doch von dieser Kulisse geht eine große Gefahr aus (mehr dazu unten). Am Eingang und am Ende der Mole stehen Warnschilder. Wenn die von Rost zerfressenen Hinweistafeln überhaupt lesbar sind, genügen sie an zwei bis drei Stellen der mehrere Hundert Meter langen Mauer nicht.

Auch den Touristen muss eine Mitschuld gegeben werden. Denn wo der Untergrund nass ist, überrascht es nicht, dass an diesen Stellen Wellen über die Ufer treten. Dennoch sollte sich die Politik mindestens auf kommunaler Eben fragen, wie eine Wellenwarnung auch Urlauber erreichen kann, die vor Ort nur unregelmäßig oder gar keine Medien konsumieren.

Dabei geht es auch um Selbstschutz für die Urlaubsdestination. Schließlich wollen die Kanaren nicht permanent durch Negativ-Schlagzeilen in den Medien vertreten sein. Spanienweit ertrinken an den etwa 8000 Kilometern Küste rund 500 Menschen. In Reiseführern gibt es derlei Informationen freilich nicht.

Um Aufklärungsarbeit zu leisten, müssten Wellen- und Sturmflutwarnungen beispielsweise vom Personal an der Hotelrezeption übermittelt werden, meinen die Macher des Aufklärungsprojekts. Denn nicht alle gefährlichen Strände und Küstengebiete seien mit Warnhinweisen versehen.

WHO und UNO sehen Tod durch Ertrinken als globales Problem

Die Weltgesundheitsorganisation warnte bereits in einem Bericht davor, dass Ertrinken ein unterschätztes Risiko darstelle. Laut WHO sei es die zweithäufigste unfallbedingte Todesursache in Europa bei Kindern und jungen Erwachsenen unter 20 Jahren. Weltweit sei Ertrinken die Unfall-Todesursache Nummer drei.

Die UNO bezeichnet Ertrinken als “Problem der öffentlichen Gesundheit”. Die Organisation forderte bereits Anfang des Jahres alle Länder dazu auf, Gesetze zu erlassen und Kampagnen zu entwickeln, um Todesfälle durch Ertrinken zu reduzieren. Gleichzeitig bleiben die Menschen selbst in der Pflicht. Denn viele Unfälle könnten mit etwas mehr Vorsicht vermieden werden, wie auch das folgende Beispiel zeigt:

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Juan Martín ist redaktioneller Mitarbeiter von Teneriffa News. Zu seinem Autorenprofil geht es hier.

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