5000 Demonstrierende haben die Organisatoren der Anti-Massentourismus-Proteste auf Gran Canaria gezählt. Die Nationalpolizei korrigierte die Zahl auf 1500 bis 2000. Damit erleben die Organisatoren eine herbe Schlappe.
Im April war es gelungen, kanarenweit 57.000 Menschen zu mobilisieren. Auf Gran Canaria wurden mit die höchsten Zahlen erreicht. Gefordert wurden Veränderungen am kanarischen Tourismus-Modell. Der Urlaubssektor als wichtigster Wirtschaftsmotor der Inseln war unter Anwohnern für viele der Probleme auf den Kanarischen Inseln ausgemacht worden. Sechs Monate hatte die Politik Zeit, um zu reagieren. Und die Bilanz fiel mau aus.
Die Gruppen hinter den Anti-Massentourismus-Protesten auf den Kanaren sprechen von “Untätigkeit” und “politischem Versagen”. Entsprechend wurde für den 20. Oktober erneut mobil gemacht. Doch diesmal folgten dem Aufruf deutlich weniger Menschen als damals.
Tourismus-Proteste auf den Kanaren verhallen
Die Politik wurde erneut aufgefordert, Änderungen herbeizuführen. Die Organisatoren wünschen sich ein Tourismus-Moratorium. Sie sehen im Massentourismus den Hauptgrund für steigende Mieten und Umweltprobleme auf den Kanaren.
Die Videos aus Maspalomas auf Gran Canaria, Las Américas auf Teneriffa, Corralejo auf Fuerteventura, Puerto del Carmen auf Lanzarote, Los Llanos de Aridane auf La Palma und Valverde auf El Hierro statt zeigen jeweils einige Menschen. In Summe jedoch wurde nur ein Bruchteil der damaligen Teilnehmerzahlen erreicht, gesprochen wird von zusammen etwa 15 Prozent der damaligen Zahlen.
Politisch dürften das als Votum gegen die Forderungen gewertet und ausgeschlachtet werden. Zudem wurde auf Gran Canaria ein Mann festgenommen, der aggressives Verhalten gegenüber der Polizei zeigte. Auch das dürfte ein Nachspiel für die Vereinigungen hinter den Protesten haben.
Kanaren: Kurtaxe als kleinster gemeinsamer Nenner
Dennoch dürfte es zumindest einen Erfolg geben. Denn erneut wurde eine Art Kurtaxe für ausländische Besucher gefordert. Und mit einer ersten Ökosteuer, die in Masca auf Teneriffa entrichtet werden muss, hat die Politik bereits einen ersten Test gestartet.
Abgaben gelten als kleinster gemeinsamer Nenner zwischen Protestierenden und der kanarischen Politik. Und so ist es durchaus möglich, dass zumindest diese Forderung – wenn wohl auch leicht abgewandelt – sukzessive umgesetzt wird.
Der Tourismus trägt rund 35 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt der Kanarischen Inseln bei. Kein anderer Wirtschaftszweig erreicht Zahlen dieser Größenordnung. Damit gilt er politisch als unantastbar. Schon in der Vergangenheit hatte der Präsident der Kanarischen Inselregierung, Fernando Clavijo, die rhetorische Frage gestellt: “Was soll sich in einem Land ändern, das von nichts anderem als dem Tourismus leben kann?”
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