Für den Präsidenten der Kanarischen Inseln steht fest: Der Wirtschaftsmotor Tourismus soll nicht um jeden Preis gerettet werden. Ángel Víctor Torres und seine Tourismusministerin Yaiza Castilla haben dem regionalen Parlament einen zweiten Vorschlag für die Reaktivierung der Urlaubsindustrie vorgelegt. Damit soll verhindert werden, dass durch die Wiederaufnahme des Tourismus auch Covid-19-Wachstum auf die Inseln zurückkehrt.
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Denn der Erfolg ist riesig: Sechs der acht Kanarischen Inseln sind mit ein- bis zweistelligen Fallzahlen nah an der Corona-Freiheit angelangt. Auf Gran Canaria sinkt die Zahl der akuten Erkrankungen zudem seit Wochen und Teneriffa verzeichnet erstmals seit Tagen einen Rückgang. So groß die Freude über das Ende der Reisebeschränkungen in Deutschland und Großbritannien, die mehr die Hälfte aller Touristen stellen, auch war: Dieser Erfolg darf durch die Rückkehr der Touristen nun nicht gefährdet werden.
Das stellten nun auch Torres und Castilla noch einmal klar. Zu schmerzhaft sind die Verluste durch den annähernden Totalausfall des Tourismus seit März. Immerhin ist Deutschland derzeit selbst nah an einem Lockdown. In der in Spanien gängigen 14-Tage-Inzidenz steht das eigene Land bei einem Wert von 394,2. Zum Vergleich: Die Kanaren liegen bei 77,5. In Deutschland zeigt der Wert derzeit 135,6 an und UK liegt bei 405,2.
Kanaren fordern bei Einreise künftig einen Corona-Test
Um die Kanarischen Inseln nun also auf Kurs zu halten und dabei dennoch den wichtigsten Wirtschaftsmotor wieder auf Touren zu bringen, sollen Touristen getestet werden. Die Kritik, dass die Wochen und Monate der europäischen Reisebeschränkungen nicht für ein abgestimmtes Konzept genutzt wurden, war groß. Entsprechend wird die kanarische Politik nun nicht müde, zu betonen, dass der aktuelle Entwurf zumindest schnell nach deren Ende stehe.
Und dessen Inhalt ist wenig überraschend: Die Kanarischen Inseln wollen in Kürze verabschieden, dass ankommende Gäste – egal ob aus dem In- oder Ausland – einen negativen Corona-Test vorweisen müssen. Dieser dürfe nicht älter als 72 Stunden sein, heißt es in dem aktuellen Entwurf.
Überraschender sind hingegen die Konsequenzen bei fehlendem Test. Dann nämlich sollen Hotels und andere Eirichtungen entsprechende Besucher nicht in Quarantäne schicken, sondern schon am Empfang ablehnen dürfen. Der Entwurf dazu soll noch am Donnerstag dem Regierungsrat vorgelegt werden. In einer ersten Schätzung solle es dann sieben bis 15 Tage dauern, bis das Gesetz in Kraft treten könnte.
Kanaren: Reisende sollen für verpflichtende Corona-Tests selber zahlen
In der derzeitigen Fassung ist zudem die Rede davon, dass einfache Antigen-Tests ausreichen würden. Im Vergleich zu normalen PCR-Tests, die im Labor ausgewertet werden, steht das Ergebnis bei einem Antigen-Test bereits nach weniger als einer Stunde fest. Der Test ist simpel: Es wird eine Probe aufgetragen. Diese reagiert dann kurzfristig mit dem Test. Nachgewiesen wird dabei nicht das Erbmaterial, sondern lediglich Eiweißfragmente des Virus.
Im Vergleich zu einem PCR-Test, der in der Regel mit mehr als 100 Euro zu Buche schlägt, liegt ein Antigen-Test oft bei weniger als 30 Euro. Für die Kosten sollen die Reisenden selbst aufkommen – egal, ob sie sich vor Reiseantritt oder erst am Ziel testen lassen.
Zusätzlich zum Test soll auch die Nutzung der spanischen Corona-Warn-App über das Dekret obligatorisch werden. Diese Maßnahme diene der anonymen Verfolgung möglicher Infektionsketten über die Einwohner des Archipels hinaus.
Nach Torres’ Aussage, hätte die Regierung die verpflichtenden Tests am liebsten an den Flughäfen durchführen lassen. Doch das Veto aus Madrid mache dies unmöglich. Daher werde nun anders verfahren, damit auf dem Weg zu für beide Seiten sichererem Tourismus “keine Zeit mehr verschwendet wird”.
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Reform: Kanaren-Touristen brauchen negativen Corona-Test
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