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Riesenkalmar vor Teneriffa entdeckt: Was den Fund so besonders macht


Ein Auge, groß wie ein Handball. Und der Körper misst mehr als drei Meter. Damit ist der Riesenkalmar, der vor Teneriffa gefunden wurde, vergleichsweise klein. Und trotzdem ist der Fund eine Sensation.

Von Johannes Bornewasser Lesedauer: 4 Minuten

Teo Lucas ist Hobby-Meeresbiologe. Der Lehrer bekam den Hinweis, dass vor Teneriffa ein Riesenkalmar schwimme. Sofort setzte er Kurs in Richtung des Fundortes. Und er wurde nicht enttäuscht.

Seit 1998 dokumentiert Lucas die Meeresbewohner vor den Kanarischen Inseln unter anderem bei Instagram. Er weiß, dass der bloße Fund eines Riesenkalmars noch nicht die eigentliche Sensation ist. Doch diesmal war das Tier nahezu vollkommen intakt. Und genau das macht den Unterschied aus.

Denn Teo kennt die Tiere bereits gut. Immer wieder ist er einem von ihnen begegnet. Doch diesmal sei etwas anders gewesen. Inforcasa sagt er, dass dieses Exemplar eine Besonderheit ist: “Ich war sechs oder sieben Meilen entfernt und bin durchgedreht, als sie mir Einzelheiten über Größe und Färbung gaben”, wird er zitiert: “Es ist das erste Exemplar, das ich mit intakten Augen gesehen habe.”

Und genau darin besteht tatsächlich die Besonderheit. Denn der Riesenkalmar hat das größte Auge aller bekannten Lebewesen auf der Welt. Es ist in etwa so groß wie ein Handball und füllt die Hand eines Erwachsenen damit komplett aus.

Teo Lucas wurde nicht enttäuscht. Denn der jüngste Fund hatte tatsächlich noch zwei intakte Augen. Und das, obwohl die Augäpfel normalerweise als erste verloren gehen oder bis zum Fund mit der Zersetzung begonnen haben. Einer der Gründe dafür dürfte sein, dass der Finder von Nervenzucken berichtet. Das Tier war also vermutlich erst kurz vor dem Fund gestorben.

Kanaren könnten Hotspot für Riesenkalmare sein

Tatsächlich gelten die Kanaren als Tummelplatz für Riesenkalmare. Auch wenn bisher – hauptsächlich aus Kostengründen – kaum zu diesem Thema in den Gewässern zwischen Teneriffa und La Gomera geforscht wurde, so gehen Wissenschaftler davon aus, dass es dort ein großes Vorkommen gibt.


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Denn 47 Funde in 24 Jahren klingen zwar zunächst wenig, da Riesenkalmare aber nur ab und zu entdeckt werden, ist das schon eine verhältnismäßig große Anzahl. Aus diesem Grund gehen Wissenschaftler davon aus, dass die Meerenge zwischen beiden Kanaren-Inseln einen Hotspot für die gigantischen Tintenfische darstellt.

Immer wieder gab es Berichte und alte Fotos von Funden, die Fischer und andere Seeleute gemacht hatten. Die Funde waren allesamt auf den Bereich zwischen Los Gigantes und Los Cristianos auf Teneriffa zurückzuführen.

Forscher sagen, dass die Beschaffenheit des Meeres zwischen La Gomera und dem Südwesten Teneriffas ideal für die riesigen Kopffüßer sei. Entsprechend seien dort auch weitere Artgenossen, wie der Katzentintenfisch und der siebenarmigen Riesenkraken zu finden.

Zwar gebe es zwischen beiden Kanareninseln nicht den typischen Kanal mit tiefen Hängen, die von den gigantischen Tieren bevorzugt werden, doch die Morphologie der Meerenge bildet eine art “falsche Unterwasserschlucht”, die von den Riesenkalmaren und ihren Artgenossen ebenso gern angenommen zu werden scheint.

Gefundener Riesen-Tintenfisch hat eine Länge von 3,60 Metern

Einzelheiten erhoffen sich die Forscher von einer französischen Produktionsfirma, die trotz der hohen Kosten eine Expedition in das 200 bis 1000 Meter tiefe Seegebiet starten will. Wenn sie dort auf Riesenkalmare treffen wird, dürften die Tiere Längen von bis zu 13 Metern erreichen. Ihr Gewicht wird auf etwa 220 Kilo geschätzt.

Das Exemplar, das Teo Lucas gefunden hat, ist etwa 3,60 Meter lang. Das liegt auch an den abgetrennten Tentakeln. Der Kopf allein hatte eine Länge von 1,10 Metern, weshalb das Tier zu Lebzeiten der Vermutung nach deutlich länger war. Ausgewachsen war es dennoch nicht. Zwar habe es nur zu dritt und auch dann nur mit viel Mühe ins Schlauchboot gewuchtet werden können, 220 Kilo erreicht das Exemplar jedoch nicht.

Im Hafen angekommen wurde der Riesenkalmar kurz begutachtet und dann vom Ozeanographischen Zentrum der Kanarischen Inseln tiefgefroren. In weiteren Schritten sollen Untersuchungen durchgeführt werden. Und dann könnte der Riesenkalmar ausgestellt werden, um diese faszinierenden Meeresbewohner auch dem Mensch näherzubringen.

Fund vor den Kanaren: Für Menschen sind Riesenkalmare giftig

Mit ihrem Gewicht stehen die Riesenkalmare übrigens bei entsprechend großen Meeresbewohnern auf dem Speiseplan. Bis 2007 lautete die Annahme, dass sie hauptsächlich von Pottwalen gefressen würden. Inzwischen jedoch steht fest, dass auch Grindwale Jagd auf die Kopffüßer machen. Da viele von ihnen vor den Kanarischen Inseln leben, werden entsprechend oft auch Überreste der gigantischen Tintenfische gefunden.

Zur Verteidigung setzen die Riesenkalmare übrigens das gleiche Mittel ein, wie ihre kleineren Artgenossen: Sie trüben das Wasser mit großen Mengen Tinte. Es gibt jedoch auch eine Besonderheit: Sie können bisherigen Forschungen zufolge ihre Tentakel abtrennen und so aus Notsituationen entkommen. Wie der Schwanz einer Eidechse wachsen auch die Fangarme der Riesenkalmare mit der Zeit wieder nach.

Dass der Mensch nicht zu den Fressfeinden der Riesenkalmare gehört, liegt übrigens an den großen Mengen Ammoniak, die die Tiere in ihrem Körper ansammeln. Diese werden benötigt, um den Auftrieb im Meer zu verbessern. Gleichzeitig sorgt es dafür, dass der Riesenkalmar für Menschen giftig ist.

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Johannes Bornewasser ist Herausgeber von Teneriffa News. Er hat zudem die redaktionelle Verantwortung inne. Zu seinem Autorenprofil geht es hier.

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