80 Prozent weniger Passagieraufkommen und damit verbunden 90 Prozent Umsatzausfall sind die Bilanz der Geschäfte an den Kanarischen Flughäfen. Dennoch blieb der Flughafen-Betreiber Aena seinen Mietern gegenüber hart.
Die Aena hatte sich schnell mit Mietwagen-Anbietern und Werbeagenturen auf eine Sonder-Regelung geeinigt. Alle anderen Mieter sollten ein weniger lukratives Angebot schlucken. Wer nicht akzeptierte, musste mit Forderungen in voller Höhe rechnen. Einige Geschäftsbetreiber warteten ab – und bekamen dann die Rechnung zugestellt.
Nun hat sich die Justiz in Madrid der Sache angenommen. Das Schweizer Unternehmen Dufry, das auf dem spanischen Festland sowie den Balearen selbst aktiv und auf den Kanaren mit dem Tochterunternehmen Canariensis vertreten ist, ging gegen die Forderung vor. In erster Instanz gab das Gericht den Mietern recht. Bereits Anfang des Monats hatten SSP und Areas gegen die Maßnahmen geklagt.
Der Flughafen-Betreiber hatte Forderungen in Höhe von 274 Millionen Euro gestellt. Auf Dufry entfallen davon 230 Millionen und 44 auf Canariensis. Es standen sogar Inkasso-Maßnahmen und Räumung im Raum, sollte nicht gezahlt werden. Einige Unternehmen wandten sich daraufhin an die Justiz, um einstweilige Verfügungen zu erwirken. Ihr Argument lautete, dass das Bezahlen der Forderungen für einige von ihnen „direkt in den Konkurs“ führe.
Kritik am Vorgehen des spanischen Flughafen-Betreibers
Canariensis und Dufry zahlen bis zu 376 Millionen Euro pro Jahr an Aena. Die nun geforderten 274 Millionen Euro entsprechen den Mietforderungen für die neun Monate nach Ausbruch der Corona-Krise im März des vergangenen Jahres, als die Geschäfte schließen mussten und Touristenströme ausblieben.
Aena hatte für das Jahr 2020 rund 660 Millionen Euro Umsatz angekündigt. Davon blieben bisher rund 440 Millionen Euro aufgrund der Corona-Krise aus. Dennoch kritisieren Mieter und Branchen-Insider die fehlende Bereitschaft des Unternehmens, auf die Partner an den lokalen Standorten zuzugehen.
Mieter lehnen Angebot der Aena ab
Das Angebot des Betreibers lautete, bis zum 14. März die normale Miete zu kassieren, diese dann für die Zeit des harten Lockdowns komplett auszusetzen und ab Juni die Hälfte der Mietzahlungen zu verlangen. Wer zusagte, verwehrte zugleich das Recht auf spätere Klagen. Wer ablehnte, musste mit Forderungen in voller Höhe für das Jahr 2020 rechnen.
Die Geschäftspartner lehnten das Angebot ab, da die Flughäfen auch nach dem Lockdown kaum von Besuchern frequentiert wurden und die meisten Geschäfte daher aus wirtschaftlichen Gründen geschlossen blieben. Kritik am Vorgehen der Aena wurde insbesondere laut, da der spanische Staat als Mehrheitseigner gezeichnet ist.
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Kommentare zu:
Erneute Schlappe für Aena im Streit um Corona-Mieten an Spaniens Flughäfen
‚Wer ablehnte, musste mit Forderungen in voller Höhe für das Jahr 2020 rechnen‘ – ich hoffe doch, das wurde von den Rechtsvertretern der Mieter als ‚Verdacht der Nötigung‘ gewertet und angezeigt….
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