Nach einem ungewöhnlich trockenen Winter ist die Angst vor dem Sommer auf den Kanarischen Inseln groß. Der Begriff der “Prävention” ist in diesen Tagen überall zu hören. Denn die Kanaren rechnen mit weiteren und möglicherweise auch schlimmen Waldbränden. Darauf wolle man sich diesmal besser vorbereiten.
Der Sommer wird voraussichtlich “sehr hart”, heißt es aus der Insel-Verwaltung Teneriffas. “Das Löschpersonal hat eine Grenze”, sagt der Leiter des Forstverwaltungsdienstes auf der größten Kanaren-Insel. Und deshalb sei Prävention so wichtig.
Brände, die gar nicht erst ausbrechen oder durch gute Vorarbeit klein bleiben, sind auf den Kanarischen Inseln das erhoffte Szenario. Und so bereiten sich die Feuerwehren und Forst-Brigaden der Kanaren auf eine voraussichtlich sehr schwierige Waldbrand-Saison vor, die sie bis November in Alarmbereitschaft hält.
Waldbrände auf den Kanaren im Sommer erwartet
Die Insel-Verwaltung Teneriffas und die Feuerwehren selbst bereiten sich derzeit auf die Sommer-Waldbrand-Saison vor. Seitens der Politik wurden die Fachkräfte auf 600 aufgestockt. 160 von ihnen sind ganzjährig mit der Arbeit gegen Großereignisse wie diese beschäftigt. Die Übrigen verteilen sich auf verschiedene Einheiten mit unterschiedlichen Spezialgebieten. Gemeinsam haben sie ein Ziel: Das Auslöschen von Großfeuern.
Um dabei möglichst abgestimmt zu sein, werden derzeit eine Reihe von Übungen absolviert. Am Torre El Gaitero drehte der Großbrand im vergangenen Jahr zunächst in östliche, dann in westliche Richtung. Am Ende wüteten die Waldbrände auf Teneriffa mehr als drei Monate.
Genau an diesem Angelpunkt gab es nun eine Übung. Trainiert wurde die Kommunikation und das Vorgehen bei Feuern wie diesen. Und auch die Politik setzte ein Zeichen: Insel-Präsidentin Rosa Dávila erschien in Outdoor-Outfit. Und sie wandte sich direkt an die Feuerwehrleute.
Das ist Teneriffas Plan gegen neue Waldbrände
Die Politikerin betonte die Zusammenarbeit mit den Anwohnenden: “Wie Sie wissen, sind wir mit dem Plan einverstanden, der es uns ermöglicht, mit den Bewohnern des Grenzgebiets zusammenzuarbeiten, um die Umgebung ihrer Häuser sauber zu halten und viel mehr Bewusstsein zu schaffen.” Gemeint ist die Vorgabe, dass Waldgebiete und die Grundstücke von Laub, Ästen und Reisig befreit werden müssen.
Bis zu 15 Meter neben Gebäuden dürfen sich keine Materialien befinden, die wie Zunder wirken. Denn wann immer sich die Feuerwehr um das Räumen privater Grundstücke kümmern muss, können die Fachleute nicht gegen den eigentlichen Brandherd vorgehen. Im vergangenen Jahr gab es viele solcher Nebenschauplätze.
Waldbrände: Teneriffa bleibt bis November in Alarmbereitschaft
Bis zum 3. November bleiben die Feuerwehren in erweiterter Personenstärke – und Alarmbereitschaft. Dazu wurden zwei Löschhubschrauber angeschafft. Einer davon bleibt ganzjährig auf den Inseln, ein zweiter für die Monate der größten potenziellen Feuer-Gefahr.
Außerdem gebe es “neun neue Waldbrandlöschfahrzeuge”, sagte die Präsidentin. Denn “die Erfahrung zeigt, dass die Arbeit in der Schnittstellenzone vielseitigere Fahrzeuge erfordert, da die Straßen sehr eng sind”.
Alarmbereitschaft auf den Kanaren
Allein auf Teneriffa werden 286 Einsatzkräfte der Waldbrand-Brigade Brifor mit zwei Hubschraubern am Flughafen Teneriffa-Süd stationiert. Die Helikopter haben jeweils ein Fassungsvermögen von 1000 Litern.
Dazu kommen zwei Löschfahrzeuge mit einer Kapazität von 7000 Litern, 19 Waldbrand-Spezial-Löschfahrzeuge mit einer Kapazität von 3500 bis 5000 Litern, fünf mittlere Löschfahrzeuge mit einer Kapazität von 1800 Litern und 30 leichte Pick-up-Löschfahrzeuge mit einer Kapazität von 500 Litern Löschwasser.
Dazu kommen ein Kommandoposten-Fahrzeug und 29 Transport-Geländefahrzeuge. Außerdem können verschiedene Feuerwehren und Experten-Teams angefordert werden. Sie gehören den Gemeinden, dem Teide-Nationalpark oder der kanarischen Regierung an.
Kanaren rechnen mit “sehr harter” Waldbrand-Saison
Pedro Martínez ist seit vier Jahren in der lokalen Regierung als Dienstleiter der Feuerwehrteams von Teneriffa verantwortlich. Der Fachmann sieht schwere Monate auf die Kanarischen Inseln zukommen: “Nach einem sehr trockenen Winter steht uns ein sehr harter Sommer bevor.”
Für Martínez steht fest: “Der Beginn der Waldbrand-Saison ist schlecht, da will ich Sie nicht täuschen. Aus meteorologischer Sicht haben wir sechs oder sieben Monate damit verbracht, Temperaturrekorde zu brechen.” Und tatsächlich zeigen Satellitenbilder, dass Teneriffa innerhalb der vergangenen Monate deutlich trockener geworden ist:
Das bedeutet für die Wälder: “Wenn ein Feuer ausbricht, wird es keine Energie damit verschwenden, Wasser zu verdampfen. Alles wird schnell brennen und die geschätzte Ausbreitung wird hoch sein.” Martínez fügt an, dass “der Sommer mit Ungewissheiten behaftet ist”. Doch “wenn es zwei oder drei Hitzewellen gibt”, werde das für die Inseln im Falle eines Feuers sehr negative Konsequenzen haben.
Waldbrand-Bereitschaft: Mehr Gehalt für Kanaren-Feuerwehr
Blanca Pérez ist Umweltministerin der Kanarischen Inseln. Sie lobte den Einsatz der Feuerwehrleute, der “weit über ihr Gehalt hinaus” gehe. Man habe daher mit den Gewerkschaften Regelungen gefunden, um die Bereitschaftszeiten angemessen zu entlohnen.
Außerdem wurde mit dem Fachbereich für Psychologie der Universität La Laguna (ULL) eine Vereinbarung zur Betreuung der Einsatzkräfte, aber auch möglicher Opfer von Waldbränden getroffen. Auf diese Weise wolle man auch im Ernstfall über die reinen Einsätze gegen die Flammen hinaus gewappnet sein, heißt es aus der Regional-Regierung der Kanarischen Inseln.
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