Leblos liegt der Körper eines 19-Jährigen an der Calle Albareda in Las Palmas de Gran Canaria. Es ist 9.20 Uhr. Um nicht von seinem Schlafplatz vertrieben zu werden, steht der junge Mann seit Tagen früh auf und verlässt die gewohnte Umgebung eigenständig. Diesmal jedoch nicht. Er reagiert auch nicht auf Ansprache oder Kontakt. Eine Nachbarin ist besorgt und verständigt Hilfe.
Die Polizei entdeckt, was Nachbarn seit Wochen beobachten: Einige wenige persönliche Gegenstände hat der 19-Jährige um sich versammelt. Sein wichtigstes Hab und Gut sind jedoch mehrere Decken, die gegen die nächtliche Kälte schützen. Doch an diesem Morgen braucht der Obdachlose sie nicht mehr. Die Polizei stellt wenig später seinen Tod fest.
Die lokale und die nationale Polizei sind am Fundort des Verstorbenen eingetroffen. Auch zwei Krankenwagen wurden entsandt. Doch diese Hilfe benötigt der junge Mann jetzt nicht mehr. Dafür ist es endgültig zu spät.
Das prangert auch die Menschenrechtsorganisation Somos Red an. Das Solidaritätsnetzwerk hat sich auf die Fahne geschrieben, da zu helfen und für Aufmerksamkeit zu sorgen, wo Politik versagt. Genau das wird insbesondere der spanischen Zentralregierung derzeit in der Migrationsfrage vorgeworfen. Und der Verstorbene 19-Jährige sei das sichtbare Beispiel dafür.
Archiv-Video zur Flüchtlings-Situation auf Gran Canaria
“Wir empfinden tiefes Bedauern für den Tod dieses Jungen, dessen Weg in eine bessere Zukunft, weit weg von seinem Zuhause und seiner Familie, heute Morgen auf diese Weise endete”, teilte Somos Red mit. Die Menschenrechtler prangern an, dass der junge Mann auf sich allein gestellt war und zumindest von den Behörden offenbar unbemerkt auf der Straße lebte.
Gran Canaria: Verstorbener Obdachloser galt als unauffällig
Nachbarn berichten unterdessen, dass es nie zu Zwischenfällen gekommen sei. Weder habe es Ruhestörungen noch Auseinandersetzungen mit Anwohnern oder anderen Obdachlosen gegeben. Im Gegenteil: Der Junge sei Teil einer kleinen Gruppe und eher ruhig gewesen.
Als er nun leblos aufgefunden wurde, war er jedoch allein. Spuren, die auf einen gewaltsamen Tod hinweisen, gibt es nicht. Das teilte die Polizei in ihren vorläufigen Ermittlungsergebnissen mit. Auch der obligatorische Corona-Test blieb demnach negativ.
Nun soll eine Obduktion Aufschluss über die Todesursache bringen. Nachdem schon das Auffang- und Sozialsystem bei dem 19-Jährigen versagte, wollen die Behörden zumindest bei der Aufarbeitung seines Ablebens eine gute Figur abgeben.
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