Die ruhige See hat erneut dazu geführt, dass sich am Wochenende viele Migranten aus Westafrika auf den Weg in Richtung der Kanarischen Inseln begeben haben. Am Samstag und Sonntag kamen 323 Personen auf acht Booten an. Die aktuelle Lage stellt nicht nur die Infrastruktur der Kanarischen Inseln, sondern auch die spanische Migrationspolitik auf die Probe.
Die ersten beiden Boote kamen am Samstagabend gegen 22.45 Uhr im Süden Gran Canarias an. Zusammengezählt saßen 27 Personen in den Pateras. Sie wurden zum Arguineguín-Dock gebracht, wo sie in den frühen Morgenstunden von Bord gingen.
Etwa eine Viertelstunde später ging ein weiterer Notruf ein. Diesmal waren 49 Personen entdeckt worden, die mit zwei weiteren Booten unterwegs waren. Das erste kam um 2.48 Uhr mit 29 Insassen in Arguineguín an. Ein Mann wurde wegen einer Verletzung direkt ins Krankenhaus gebracht. Die zweite Patera brachte gegen 5 Uhr 21 weitere Personen nach Gran Canaria, darunter eine Frau und ein Baby.
Aus dm Archiv: Migranten erreichen die Kanaren während der Krise
Am Sonntagmorgen erreichten dann zwei weitere Boote den Süden Gran Canarias. Unter den 27 Insassen des ersten befand sich auch ein Minderjähriger. An Bord des zweiten Boots waren 24 Männer nordafrikanischer Herkunft.
Gran Canaria nimmt 175 Flüchtlinge auf, Teneriffa 112 und Lanzarote 35
Auf dem Weg zum Hafen von Arguineguín erhielt die “Nova Florida” einen weiteren Notruf. Das Rettungsschiff änderte den Kurs und nahm gegen 11.30 Uhr 21 Insassen aus Maghreb auf – 19 Erwachsene und zwei Minderjährige.
Noch während die Insassen das Boot verließen, meldete das Flugzeug Sasemar 103 ein anderes Boot. Die “Menkalinan” machte sich auf den Weg, um die 26 Personen zu retten und ebenfalls an Land zu bringen.
Von den 323 Migranten, die am Wochenende ankamen, wurden 175 nach Gran Canaria gebracht. Teneriffa nahm 112 Personen auf und Lanzarote 35.
Thema Flüchtlinge auf den Kanaren erreicht auch das spanische Festland
Die Partei Vox sprach am Wochenende von einem “Angriff auf die Kanarischen Inseln”. Die Rechtspopulisten finden durch die aktuelle Migrationswelle und die Auswirkungen der Corona-Krise zunehmend Zuspruch auf den Kanaren. Experten sehen auch im lange Zögern Madrids in Bezug auf die Flüchtlingssituation auf den Kanarischen Inseln einen Grund dafür.
Am Wochenende wurde das Migrationsthema auf den Kanarischen Inseln auch in der Presse auf dem Festland erstmals in größerem Stil aufgegriffen: Die Zeitung “El Mundo” zeigte auf ihrer Titelseite ein Foto aus dem Aufnahmelager von Gran Canaria und verglich die Situation am Arguineguín-Pier mit der von Lampedusa im Mittelmeer. Auch “El Pais” und weitere Medien auf dem Festland berichteten erstmals umfangreicher.
Die Zentralregierung in Madrid gewährte unterdessen bisher keinen Einblick in ihre Strategie. Der für Migration zuständige Minister hatte bei seinem Besuch vor gut einer Woche überraschend deutlich Hilfe zugesagt. Konkrete Zusagen stehen jedoch weiter aus.
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323 Flüchtlinge erreichen die Kanaren – Rechtspopulisten sprechen von “Angriff”
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