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Wegen Klima: Kanaren fürchten Tropenkrankheiten durch Tigermücken


Das Klima erhöht die Sorge vor invasiven Mücken und Tropenkrankheiten auf den Kanaren. Die Überwachungsmaßnahmen werden verstärkt.

Von Juan Martín – letzte Änderung: – Lesedauer: 3 Minuten – 0 Leserkommentare bei Kanaren News

Der Direktor des Instituts für Tropenkrankheiten und öffentliche Gesundheit der Kanaren sieht große Herausforderungen durch tropische Krankheiten auf den Archipel zukommen. Jacob Lorenzo-Morales erklärte, dass die ungewöhnlich hohe Luftfeuchtigkeit und die starken Regenfälle in diesem Jahr das Risiko für neue Krankheitsausbrüche erhöhten.

Im Gegensatz zum Vorjahr, das von Trockenheit und Calima-Episoden geprägt war, begünstigten die aktuellen Wetterbedingungen die Vermehrung von Mücken und Zecken.

Lorenzo sagt, dass sich durch die zahlreichen Wasseransammlungen ideale Brutstätten für Insekten gebildet haben. Einige dieser Tiere könnten Krankheiten übertragen und das Risiko steige nach starken Regenfällen deutlich. Der Experte betonte, dass nicht nur die bekannten Stechmücken, sondern auch invasive Arten wie die Tigermücke (Aedes albopictus) und die Gelbfiebermücke (Aedes aegypti) zunehmend auf dem Archipel vorkämen.

Mücken und Tropenkrankheiten auf den Kanaren

Die Tigermücke stamme aus Südostasien, während der Aedes Aegypti ursprünglich aus Nordafrika komme. Beide Arten könnten Krankheiten wie Dengue, Zika und Chikungunya übertragen. Die hohe Luftfeuchtigkeit und stehendes Wasser erleichterten die Verbreitung.

Seit 2013 betreibt die Generaldirektion für öffentliche Gesundheit auf dem Archipel ein Überwachungsprogramm, um die Ausbreitung invasiver Mückenarten zu kontrollieren. Das Programm konzentrierte sich auf sensible Bereiche wie Häfen, Flughäfen, Gewächshäuser und Handelszonen für Pflanzen. Dort installierten die Behörden rund 1300 Fallen, die wöchentlich kontrolliert würden. So lasse sich das Auftreten der Mücken, ihrer Eier und Larven frühzeitig erkennen und bekämpfen.

In den vergangenen Wochen löste das Auftreten der Tigermücke mehrere Alarme aus. Insgesamt registrierten die Behörden 18 Warnmeldungen, vor allem an Kreuzfahrtterminals in Santa Cruz de Tenerife und Las Palmas de Gran Canaria sowie in einigen Gewächshäusern auf Teneriffa.

Die Aedes Aegypti bereitete insbesondere im Stadtteil Piletas auf Gran Canaria Sorgen. Seit neun Wochen konnten dort jedoch keine erwachsenen Tiere oder Larven mehr nachgewiesen werden. Die Behörden hielten die Alarmstufe dennoch aufrecht, da das Europäische Zentrum für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten eine Beobachtungsfrist von 18 Monaten nach dem letzten Nachweis vorschreibe.

Lorenzo erklärte, dass das nationale Überwachungsprogramm auch andere potenzielle Krankheitsüberträger wie Zecken erfasse. Die West-Nil-Fieber-Viren etwa würden hauptsächlich durch Mücken der Gattung Culex übertragen, die in Europa weit verbreitet seien. Bislang habe man jedoch weder in den Mücken- noch in den Zeckenpopulationen auf dem Archipel Viren nachweisen können.

Kanaren fürchten West-Nil-Virus und Übertragungswege

Der West-Nil-Virus werde vor allem durch den Stich weiblicher Culex-Mücken übertragen. Diese Mücken könnten sich durch das Stechen infizierter Zugvögel anstecken und das Virus weiterverbreiten. Besonders kleine Vogelarten, wie Haussperlinge und die aus Nordafrika stammenden Maurensperlinge, spielten dabei eine Rolle als Reservoir für das Virus. Bei vergangenen Ausbrüchen in Andalusien und Extremadura hätten diese Vögel als Multiplikatoren des Virus fungiert.

Lorenzo unterstrich, dass der Archipel über ein fortschrittliches Präventions- und Überwachungssystem verfüge. Dennoch blieben neue Krankheitserreger, wie sie in vergangenen Pandemien aufgetreten seien, eine permanente Bedrohung. Globale Herausforderungen wie die ungleiche Verteilung von Impfstoffen und Therapien erschwerten die Bekämpfung tropischer Krankheiten.

Historische Krankheiten auf den Kanaren

Eine Impfung gegen Dengue existiere zwar, sei aber nicht überall verfügbar. Lorenzo forderte eine stärkere politische Koordination, um einen fairen Zugang zu Impfstoffen und Behandlungen zu gewährleisten.

Die Geschichte des Archipels sei von schweren Epidemien geprägt, so Lorenzo. Gelbfieber habe insbesondere Teneriffa zwischen dem 19. Jahrhundert und 1943 schwer getroffen, bis die Aedes Aegypti erfolgreich ausgerottet wurde. In der schlimmsten Phase starb etwa ein Fünftel der Bevölkerung an der Krankheit. Auch die Pest gelangte über den Seehandel auf den Archipel und verursachte erhebliche soziale und wirtschaftliche Schäden.

Lorenzo verwies darauf, dass Epidemien wie die Cholera zur Entstehung von Rivalitäten zwischen den Inseln beigetragen hätten. Während eines Choleraausbruchs auf Gran Canaria hätten andere Inseln, darunter Teneriffa, den Zugang für Bewohner von der Nachbarinsel gesperrt, was zu einem Gefühl der Ausgrenzung führte. Solche Ereignisse hätten die Beziehungen zwischen den Inseln nachhaltig beeinflusst.


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Über den Autor

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Juan Martín

Juan Martín ist freier Journalist bei Kanaren News. Er ist auf den Kanaren zu Hause und kennt sich dort bestens aus. Zum Autorenprofil von Juan Martín.

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