Ein Misstrauensvotum hat Marco González aus dem Amt des Bürgermeisters von Puerto de la Cruz auf Teneriffa befördert. Einer der zentralen Vorwürfe: González habe die schweren Abwasser-Probleme an der Playa Jardín vertuscht. Der ehemalige Bürgermeister beteuerte stets, nichts von den Problemen gewusst zu haben. Jetzt gibt ihm ein Gutachten recht.
Dass Unwissen nicht vor Strafe schützt, hat Marco González auf die harte Tour gelernt. Der Politiker musste sein Amt als Rathaus-Chef im Norden von Teneriffa räumen. Dennoch ist ihm ein großen Anliegen, nicht als Ignorant in Erinnerung zu bleiben. Und das Gutachten hilft ihm dabei.
Laut der Schrift, die González vom Stadtratssekretär erhielt und nun veröffentlichte, steht fest, dass die Informationswege zu Warnungen über die Wasserqualität an den Stränden von Puerto de la Cruz nicht den Weg bis ins Bürgermeister-Büro fanden. Dafür jedoch hätten die ACP-Stadträte David Hernández und Tito Cabo bereits seit Februar 2022 alle Hinweise der Gesundheitsbehörden zur Playa Jardín erhalten. Das Problem: beide hielten sie zurück. Den Kopf musste der Bürgermeister dafür hinhalten.
Abwasser-Posse im Rathaus von Puerto de la Cruz
Eine Frage hängt seit Monaten über dem Rathaus von Puerto de la Cruz auf Teneriffa. Wenn seit 2022 die Wasserwerte an der Playa Jardín immer schlechter wurden: Warum wurde nicht eher gehandelt? Ein Teil der Antwort ist mit dem Bericht nun gegeben: Weil dort gezielt Informationen zurückgehalten wurden.
Im April 2022 waren die Warnungen von der Regionalverwaltung erneuert worden. In Puerto de la Cruz geschah jedoch: nichts. Das geht aus dem neuen Dokument hervor. Und auch der Grund: Der damalige Bürgermeister oder andere PSOE-Mitglieder wurden nie darüber informiert.
Und so lief es auch bei den weiteren Abwasserproblemen. All das mündete in der rund einjährigen Sperrung des Strandes. Inzwischen ist die Playa Jardín zwar wieder geöffnet, doch der über Jahre aufgebaute Sanierungsstau muss noch viele Monate abgearbeitet werden.
Das Gutachten zeigt nun: Am 25. Februar 2022 traf ein Bericht zur Wasserqualität von 2011 bis 2021 ein. Er wurde an den für Strände zuständigen Stadtrat Tito Cabo und die entsprechenden Verwaltungsgruppen weitergeleitet. Marco González betonte stets, dass weder er noch andere PSOE-Mitglieder von diesem Bericht erfuhren. Das Dokument enthielt Empfehlungen, wurde jedoch keinem offiziellen Vorgang hinzugefügt. Am 28. März 2022 leitete Cabo die Notiz an einen Mitarbeiter weiter.
Viele Warnungen zur Wasserqualität Playa Jardín auf Teneriffa
Ein weiterer Schlüsselmoment war laut Schrift der 6. April 2022, als die Gesundheitsbehörde eine Antwort des Inselrats zum vorherigen Bericht übermittelte. Auch dieses Dokument wurde noch am selben Tag an die zuständigen Gruppen und an David Hernández weitergeleitet. Die Generaldirektion forderte explizit, dass die Stadtverwaltung alle nötigen Maßnahmen gegen die fäkalen Verunreinigungen und zur Sicherung der Wasserqualität ergreifen möge. Auch diese Schreiben wurden nie einem offiziellen Vorgang zugeordnet.
Der Bericht endet mit den Ereignissen vom 21. Juni 2024, als die Gesundheitsbehörde eine erneute Empfehlung gegen das Baden aussprach. Am 25. Juni wurde schließlich ein Verwaltungsvorgang eröffnet, um eine rathausinterne Klärung einzuholen, ob die Playa Jardín geschlossen werden muss. Die darauf folgenden Schritte sind Geschichte.
González betonte stets, keine Kenntnis gehabt zu haben. Der Bericht stützt dies nun. Denn nachdem die Informationen endlich bei ihm ankamen, wurden innerhalb weniger Wochen erst die Sperrung und dann auch die Arbeiten eingeleitet.
González selbst sagt heute dazu: „Ich wusste nicht, dass Cabo den Bericht an Hernández als Umweltstadtrat weiterleitete, ohne ein Verfahren zu eröffnen. Was wir damals nur vermuten konnten, ist jetzt durch das Gutachten des Sekretärs bestätigt: Nur Cabo und Hernández kannten diese Berichte. Sie haben kein Verfahren eingeleitet, aber später öffentlich behauptet, ich sei verantwortlich gewesen, um die Zensur zu rechtfertigen.“
Teneriffa: Polit-Posse um Abwasser in Puerto de la Cruz
González zeigt sich dankbar, dass all das nun aufgearbeitet werde. „Beide Stadträte waren gleichermaßen zynisch, während man mir vorwarf, den Bericht gekannt und San Juan gefeiert zu haben“, sagt González.
González wird den Anwohnern des betroffenen Stadtteils Punta Brava die Thematik, gestützt mit dem Dokument, erläutern. Das Viertel geht dennoch als der „Abwasser-Stadtteil“ in die Geschichte ein – mit allen Herausforderungen für die Geschäftsleute dort. Und González‘ Karriere als Bürgermeister endete trotzdem. Doch ihm sei es wichtig, zumindest zu zeigen, dass er keineswegs schwerwiegende Probleme ignoriert habe.
Im Anschluss an den Termin wartet der ehemalige Bürgermeister von Puerto de la Cruz nur noch auf einen Anruf: Teneriffas Inselpräsidentin Rosa Dávila hatte González im Rahmen der Abwasser-Debatte öffentlich in aller Schärfe angegriffen: „Ich warte noch immer auf ihre Entschuldigung und auf die Berichte des Cabildo“, sagt González – inzwischen immerhin ein wenig erleichtert.
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