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Putin-Freunde waschen wohl Korruptions-Millionen mit Immobilien auf Teneriffa


Russische Kriminelle sollen auf Teneriffa Geld durch Immobilien-Käufe waschen. Die Vereinigung soll der russischen Regierung nahestehen. Das Geld soll aus dubiosen Machenschaften stammen, die mit einem vom Kreml in Auftrag gegebenen Mord verbunden sein sollen.

Von Juan Martín Lesedauer: 4 Minuten

Es klingt wie Korruption und Geldwäsche aus dem Lehrbuch: Eine kriminelle Organisation soll sich aus hochrangigen russischen Beamten zusammensetzen. Beschlagnahmtes Geld soll privat verteilt worden sein. Teile davon sollten dann durch Immobilien-Käufe auf Teneriffa reingewaschen werden. Doch die Geldwäsche fiel auf. Und so klickten nun durch die Zusammenarbeit internationaler Ermittler erste Handschellen.

25 Millionen Dollar sollen auf diesem Weg allein in Immobilien auf Teneriffa investiert worden sein. Dazu kommen mehrere Konten, Schmuck und Bargeld. All das fand die Polizei bei Durchsuchungen im Süden der Kanaren-Insel in Playa de las Americas.

Stammen soll das Geld aus dem US-Investmentfonds Hermitage. Und der Fall ist sagenumwoben. So soll der Kreml im Jahr 2006 satte 230 Millionen Dollar aus angeblich ausstehenden Schulden an das Finanzamt eingezogen haben. Das Geld hätte im Folgejahr zurückgezahlt werden sollen. Doch es erreichte den Fonds nie wieder. Stattdessen soll es einem Netzwerk von Unternehmen zugeführt worden sein, die dem Oligarchen Dmitri Kljuew, einem befreundeten Bankier von Präsident Wladimir Putin, zugeschrieben werden.

Russische Korruptions-Millionen wohl auf Teneriffa entdeckt

Aus dem Geld sollen nun Luxus-Immobilien in Teneriffas Süden gekauft worden sein, darunter Fincas, große Villen und luxuriöse Appartements. Eine Untersuchung der Abteilung für Korruptionsbekämpfung der spanischen Staatsanwaltschaft und der Abteilung für Wirtschafts- und Steuerkriminalität mündete im vergangenen Monat in der Festnahme einer Frau. Die Geschäftsführerin der Immobilienfirma soll als Mittelsperson fungiert haben.

Nach Behördenangaben sei Natalia K. vorerst wieder auf freiem Fuß. Sie führe demnach auch wieder die Geschäfte des Unternehmens. Die Ermittlungen hingegen laufen weiter, heißt es.

Für die Festnahme der 49-Jährigen waren Agenten der Antikorruptionseinheit des Europäischen Zentrums gegen Wirtschafts- und Finanzkriminalität (Efecc) von Europol angereist. Sie unterstützten die spanischen Polizisten bei Festnahme und Ermittlungen vor Ort.

Geldwäsche: Vier Immobilien auf Teneriffa beschlagnahmt

In Costa Adeje und Las Américas waren vier mit K. verbundene Immobilien ausfindig gemacht worden, darunter auch ein Geschäft im “City Center” sowie zwei Häuser. Eines davon soll in der Urbanisation Caldera del Rey nahe dem Siam Park stehen. Das zweite Haus liege in einem Wohngebiet in der Nähe eines Golfplatzes auf Teneriffa, hieß es.

Angaben der Polizei zufolge wurden “viele Dokumente in physischer und digitaler Form” beschlagnahmt. Aus ihnen gehe hervor, dass die Anschuldigungen der Ermittler korrekt seien, teilten diese weiter mit.

Die Polizei beschlagnahmte zudem 30.000 Euro in bar sowie verschiedene Juwelen. Zudem sollen drei weitere Immobilien beschlagnahmt werden. Hinzu kommen zwei Luxus-Autos und 19 Bankkonten, die mit den Ermittlungen in Verbindung stünden. Die Immobilien werden mit einem Marktwert von rund 25 Millionen Euro geführt.

Ermittler bereiten Festnahme und Konfiszierung auf Teneriffa fünf Jahre vor

Die mutmaßliche Mittelsfrau lebe seit mindestens einem Jahrzehnt auf Teneriffa, hieß es. In den Räumlichkeiten ihres Unternehmens würden, anders als bei vielen Immobilienagenturen üblich, keine Hinweise auf erfolgreiche Abschlüsse mit Fotos, Informationen und Preisen der verkauften oder vermieteten Immobilien hängen. Die Tür sei zudem mit Spiegelglas versehen, so dass alle Geschäfte in äußerster Diskretion vonstatten gehen können.

Um an die russische Geschäftsfrau heranzukommen, analysierten die Ermittler fünf Jahre lang Unterlagen und Hinweise. Die Überweisungen seien demnach auf illegale Ursprünge untersucht worden. Auf den Geschäftskonten seien von zwei Banken in Estland und Zypern Gelder eingegangen. Die Kapitalbewegungen seien von Unternehmen in Auftrag gegeben worden, die auf Personen von den Britischen Jungferninseln, Belize und Zypern zurückzuführen seien.

Festnahmen auf Teneriffa wohl mit mutmaßlichem Mord in Russland verknüpft

Der Fall ist mit dem Namen Sergei Magnitsky verbunden, da dieser als Steueranwalt des damaligen Hermitage-Besitzers Bill Browder (Video oben) tätig war. Er sollte herausfinden, was mit den Geldern passiert war. Der Jurist soll ein Netzwerk von Kollaborateuren aufgedeckt haben, darunter Richter, Steuerinspektoren, Polizisten und weitere Beamte auf allen Verwaltungsebenen.

Sie alle sollen sich mit gestohlenen Dokumenten und Eingriffen auf Polizeiakten als Teile des Fonds ausgegeben haben. Auf diese Weite seien die Gelder in Höhe von 230 Millionen Dollar zwar offiziell an den Fonds zurückgezahlt worden, de facto hätten sie diesen jedoch nicht erreicht, sondern hochrangige russische Akteure, die Präsident Putin nahestünden, heißt es.

Magnitsky war im Jahr 2008 von mutmaßlich beteiligten Beamten festgenommen und verhört worden. Er starb etwa zwölf Monate später im Alter von 37 Jahren in Untersuchungshaft. Die Ermittler schließen einen Mord oder einen Unfall im Rahmen von Folter nicht aus.

Nicht nur Teneriffa: Ermittler suchen russische Korruptions-Millionen in zwölf Ländern

Der ehemalige Besitzer des Fonds, Bill Browder, brachte die Politik der USA dazu, im Jahr 2012 den “Sergei Magnitsky Rule of Law Accountability Act” zu verabschieden. Dieser sorgte dafür, dass alle russischen Beamten, die an dem mutmaßlichen Verbrechen beteiligt waren, bestraft oder zumindest auf Fahndungslisten gesetzt wurden.

Das Geld ist seither verschwunden – und wurde nun möglicherweise zu Teilen auf Teneriffa wiedergefunden. Die Ermittler arbeiten seit 2017 daran, dies zu belegen. Damals wurde die Spur des Geldes aufgenommen. Es soll neben Teneriffa auch die Costa Brava und Torrevieja erreicht haben. Derzeit laufen in zwölf Ländern Ermittlungen wegen Geldwäsche in dieser Angelegenheit.

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Juan Martín ist redaktioneller Mitarbeiter von Teneriffa News. Zu seinem Autorenprofil geht es hier.

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