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Die Kanaren im Umbruch: Wohn(t)räume oder Investorenillusion?


Auf Internet-Portalen werden 4000 illegale Ferienwohnungen gelöscht. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs.

Von Leserreporter – Lesedauer: 2 Minuten – 0 Leserkommentare bei Teneriffa News

Von Sandra Burkhardt

Vor wenigen Jahren habe ich mich gefreut: Eine private Ferienunterkunft zu attraktiven Konditionen gefunden, Anzahlung geleistet – und betrogen worden. Kein Objekt, kein Rückhalt, nur Enttäuschung.

Doch das ist nur ein Symptom eines viel größeren Problems: Der Wohnraum auf den Kanaren wird immer unerschwinglicher – für Einheimische genauso wie für Rückkehrer und Auswanderer, die dauerhaft hier leben wollen.

Die Realität im Süden: 1-Zimmer-Wohnungen kosten heute 950 bis 1200 Euro monatlich – für 30 bis 40 Quadratmeter. Das sind Mietpreise von bis zu 40 Euro pro Quadratmeter.

Kanaren: Immobilien-Preise steigen und steigen

Neue Wohnkomplexe werden zu 1800 Euro und mehr angeboten – 1 bis 2 Zimmer, schlicht ausgestattet, ohne Komfort. Vor wenigen Jahren lag eine einfache Altbauwohnung mit zwei Zimmern noch bei rund 165.000 Euro. Heute beginnen die Preise bei 265.000 Euro – bei renovierten Objekten liegen sie häufig bei 400.000 bis 450.000 Euro.

Und Einfamilienhäuser? Eine Doppelhaushälfte oder ein kleines Haus, das noch vor zwei Jahren zwischen 450.000 und 590.000 Euro gehandelt wurde, liegt heute bei über 1.000.000 Euro – sofern überhaupt verfügbar.

Noch gravierender ist die bauliche Realität vieler Objekte: Altbauten mit veralteten Leitungen, Rohren, ohne Dämmung, ohne Lüftung. Teils mit Schimmel, Schwermetallen in alten Rohrsystemen oder Asbest in der Substanz – Risiken, über die kaum jemand spricht.

Im Neubau zeigt sich ein fragwürdiger Trend: einfache Hohlblockwände oder OSB-Konstruktionen, aufwendig verkleidet und als „Luxusimmobilien“ für über 2 Millionen Euro angeboten. Hinter Glasfassaden und Designerfliesen verbirgt sich oft kaum mehr als Rohbauqualität.

Und während die Preise explodieren, liegt der Mindestlohn auf den Kanaren bei rund 1323 Euro brutto im Monat (Stand 2025). Nach Abzügen bleiben oft nicht einmal 1100 Euro netto – und das bei Mietpreisen, die in vielen Fällen weit darüber liegen.

Was bleibt da noch übrig? Lebensqualität? Ersparnisse? Zukunft? Die Regierung spricht von einer Neuausrichtung des Tourismus, setzt auf Rentner und Medizintouristen. Gleichzeitig aber verlieren immer mehr Menschen ihre Wohnperspektive – oder leben bereits im Auto, bei Bekannten oder in leerstehenden Ruinen.

Bezahlbarer Wohnraum für die Kanaren

Die Lebensqualität leidet weiter: Staus, Müllprobleme, Wasserknappheit, schlechte Luftqualität durch Calima und Feinstaub. Die Zahl der Lungenkrebserkrankungen steigt. Und die Gesundheitsrisiken durch schlechte Bausubstanz werden kaum thematisiert.

Wer profitiert von dieser Entwicklung? Wer soll diese Preise zahlen? Und vor allem: Wo sollen Familien eigentlich wohnen? In einem 1-Zimmer-Apartment? Oder auf der Straße? Wenn Wohnraum zur Spekulation wird, verliert die Insel ihre Zukunft.

Was die Kanaren jetzt brauchen, ist kein weiteres Tourismuskonzept, sondern ein Wohnkonzept mit Verantwortung und Weitblick. Tatkraft statt Symbolpolitik. Schutz der Bevölkerung vor Verdrängung. Bezahlbarer Wohnraum mit echter Qualität. Klare Regeln gegen Spekulation, Schein-Luxus und Leerstand.


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