Von Marlis Zoschke
Wenn Orte groß werden, rechnet jeder mit mehr Wohlstand. Die Nachteile, die dann kommen können, sieht man in der Euphorie natürlich nicht. Mit vielen braven und erholungsbedürftigen Urlaubern kommen auch immer die Kriminellen, Säufer und Krachmacher.
Als uns vor vielen Jahren erzählt wurde, dass in diesem Wüsten-Teil von Teneriffas Süden mal ein großer Urlaubsort entstehen sollte, war das unvorstellbar. Die ganze Gegend war kahl und öde, doch man bemerkte gar nicht, dass emsig gebaut wurde. Dieser neue Ort sollte mal „Playa de las Americas“ heißen.
Die Geburt von Las Verónicas auf Teneriffa
Eines Tages erfuhren wir dann, dass in der Nähe des Strandes ein gutes Restaurant eröffnet wurde, das „Verónicas“. Mit einem Taxi fuhren wir hin. Nach allen sehr schlichten Restaurants im Süden war das ein Erlebnis für uns.
Wir saßen auf der Terrasse und konnten den schönen Sternenhimmel bewundern. Doch die Zeit ist sehr schnelllebig. Schon ein Jahr später sah alles ganz anders aus. Las Americas wuchs und alles, was uns mal gefiel, gab es nicht mehr.
Doch mit Individualisten lässt sich kein Geld verdienen. Viele unserer deutschen Bekannten, die auch eine Wohnung hier hatten, zogen sich zurück und mieden diesen für sie amerikanisierten Ort.
Ist Kanaren-Urlaub zu billig?
Im Grunde genommen sind die Flüge auch viel zu günstig. Nur dadurch ist die Insel so überlaufen. Denn jeder kann sich preiswert selbst versorgen.
Ganz zu Anfang unserer Zeit war es schwierig, nach Teneriffa zu kommen. Ein Linienflug kostete fast 1000 Mark und man war über viele Stunden unterwegs, manchmal mit zwei Zwischenlandungen. Außerdem gab es nur eine Verbindung, zweimal in der Woche.
Wir haben immer ein billiges Hotel in Puerto de la Cruz gebicht, das pauschal zwischen 500 und 600 Mark kostete. Gesehen haben wir es nie, denn wir brauchten ja nur den Flug. Zwei Tage vor dem Rückflug wurde dann die Reiseleitung in Puerto angerufen, ob wir auch auf der Abflugliste stehen.
Es ist vorgekommen, dass mancheiner Pech hatte und nicht am Heimatflughafen landen konnte. Bekannte mussten nach Berlin und sich dort ein Hotel suchen. Bei uns war die Reisegesellschaft zahlungsunfähig und wir saßen auf dem Flughafen fest. Von einer anderen Gesellschaft wurden wir mitgenommen, doch nur bis Düsseldorf. Ein Bus brachte uns nach Hannover. Irgendwann sind wir zu Hause angekommen.
Ganz andere Zeiten im Kanaren-Tourismus
Es war zu Anfang auch die Zeit der Flugzeugentführungen. Die Flüge konnten bis zu sieben Stunden dauern. Bevor man den Flieger betrat, musste jeder sein aufgegebenes Gepäck, das vor der Maschine stand, identifizieren und zum Flugzeug bringen. Jeder Koffer, der nicht persönlich abgegeben wurde, blieb zurück. Geschehen ist das selten.
Dann kamen die Zwischenlandungen, wo aufgetankt werden musste. Jede Maschine erhielt nur Treibstoff für die halbe Strecke. Auf diese Art und Weise haben wir viele Flughäfen kennengelernt.
Die Zeit auf Teneriffa war trotzdem schön. Es war zu Anfang immer ein Abenteuer. Wir haben viele liebe Menschen getroffen. Und so überwiegend die guten Erinnerungen. Mein Las Verónicas von damals ist eine davon. Doch mit heute hat sie nichts mehr zu tun:
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Kommentare zu:
Warum ich das frühere Las Verónicas auf Teneriffa vermisse
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