Kokain ist die am weitesten verbreitete Droge auf den Kanarischen Inseln. Doch Heroin, das lange Zeit als verdrängt galt, folgt gemeinsam mit Cannabis und Alkohol. Das berichten Drogenverbände in ihrem Jahresbericht. Demnach seien Opioide besonders auf dem Vormarsch.
“Wir dachten, Heroin sei verschwunden”, sagte der Präsident der Vereinigung der Suchtorganisationen der Kanarischen Inseln, Jorge Hernández, am Sonntag. Doch Opioide seien im Gegenteil auf dem Vormarsch.
Neben Heroin sei auch Fentanyl ein zunehmendes Problem. Das Schmerzmittel gilt als 50 Prozent wirksamer als Heroin und Doppelt so stark wie Morphin. Wie stark es wirkt, zeigen Bilder und Videos aus den USA, wo das Schmerzmittel Abhängige wie Zombies im Fernsehen durch die Straßen irren lässt.
Mehr Drogen auf den Kanaren: Fentanyl in den USA bereits ein riesiges Problem
Hernández sagt dazu, dass die Gefahr des Mittels auch darin begründet sei, dass sich viele Menschen der schnellen Abhängigkeit und auch der oft tödlichen Folgen nicht bewusst seien.
Hernández, der zugleich Vorsitzender der Fundación Canaria Yrichen für Suchtprävention und die Behandlung von Suchterkrankungen ist, will keinen falschen Alarm schlagen. Ihm sei es jedoch wichtig, dass sich die Einrichtungen der Kanaren rechtzeitig der Situation stellen und sich vorbereiten.
“Es kann auch bei uns zu einer Epidemie kommen”, sagte Hernández und verwies auf die Vereinigten Staaten, wo täglich etwa 200 Menschen an den Folgen der Modedroge sterben. “Wenn wir darauf nicht vorbereitet sind und nicht über die Kapazitäten, die Mittel und die Fachkräfte verfügen”, sagte der Experte weiter, sei es wenigstens nötig, ein wirksames Präventionsprogramm aufzubauen.
Heroin auf den Kanaren: “Die Königin ist nicht tot”
Zur Zunahme des Heroin-Konsums auf den Kanarischen Inseln, sagt der Suchtexperte: “Die Königin aller Drogen ist nicht tot. Es gab eine Zeit, in der man dachte, dass Kokain das Heroin verdrängen würde, doch das ist nicht der Fall.”
Opiate würden für einen konstanten Konsum sorgen. “Sie sind nach wie vor die Drogen, die die meisten Probleme verursachen, weil sie dauerhaft konsumiert werden und eine körperliche Abhängigkeit erzeugen”, sagte Hernández.
Hinzu kämen Spielsucht und die exzessive Nutzung neuer Technologien. All das seien gute Gründe, die präventiven Maßnahmen zu überdenken, sagte der Drogen-Experte weiter und ergänzte: “Die Suchtproblematik sollte auf der politischen Tagesordnung stehen.” Stattdessen sei es ein großes Problem, dass jedes Jahr im Oktober gebangt werden müsse, ob die Politik an den Zuschüssen für die Verbände festhalte.
Kanaren erwarten deutlich mehr Drogensüchtige
Dass deren Arbeit wichtig ist, zeigen aktuelle Zahlen: Im vergangenen Jahr haben 250 festangestellte und 121 ehrenamtliche Suchthelfer auf den Kanaren 10.266 Betroffene betreut. Das waren 200 mehr als im Jahr zuvor.
Hernández geht davon aus, dass die Zahl der Suchtkranken auf den Kanarischen Inseln weiter steigen wird. Grund dafür seien vor allem psychische Probleme im Anschluss an die Pandemie. Sie würden mehr Menschen in die Drogensucht treiben. Schon jetzt seien die Anzeichen absehbar, sagte der Präsident der Yrichen-Stiftung mit Blick in die Zukunft.
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