Wie ein Fels in der Brandung, auf drei Seiten vom Atlantik umgeben, trotzt dieses Hotel auf der Kanaren-Insel El Hierro auf einer Landzunge in Frontera den Wellen. Wer im Hotel Puntagrande übernachtet, hat nicht einfach ein Zimmer gebucht, sondern glaubt sich auf hoher See, begleitet von der salzigen Brandung, die draußen gegen die Reling rauscht und drinnen in jedem Detail mitschwingt.
Mit nur vier Zimmern ist das „kleinste Hotel der Welt auf hoher See“ ein Meisterwerk der Intimität und maritimen Poesie. Jedes Detail – vom Bullauge bis zur Takelage – ist liebevoll inszeniert. Die Einrichtung ist nicht bloß gehoben, sondern durchdacht bis ins letzte Seilende. Man spürt: Hier wurde nicht dekoriert, sondern kuratiert.
Eine große Empfangshalle sucht man vergeblich, es ist intim, doch niemals beengend. Der berühmte Architekt César Manrique war am Umbau des früher als Lagerhaus für Bootsfrachten benutzten Gebäudes zu einem Hotel beteiligt.
Puntagrande-Test: Das ist das kleinste Hotel von El Hierro

Die Hotel-Deko ist durchgehend maritim. Fotos: Thomas Koch
Der Service? Ein Hoch auf Aufmerksamkeit und Herzlichkeit! Paula und Davide, die Betreiber, empfangen mit echter Gastfreundschaft – warm, präsent, und doch nie aufdringlich. Zudem bemerkenswert: Auch das angestellte Personal lebt diesen Geist. Besucher werden nicht bedient, sondern umsorgt.
Ein besonderes Highlight offenbart sich nachts auf der großen Terrasse: Das Meer wird mit Scheinwerfern angestrahlt. Besucher sitzen trockenen Fußes mitten in der Brandung. Jede aufspritzende Gischt einer Welle erscheint wie ein Feuerwerk, ein flüchtiges Schauspiel aus Licht und Wasser, das den Atlantik in ein lebendiges Bühnenbild verwandelt.
Die Preise sind mit einer Spanne von 190 bis 700 Euro – je nach Zeitraum und Zimmer – ambitioniert, doch gerecht. Wer eincheckt, zahlt nicht für Quadratmeter, sondern für Atmosphäre, Stil und das Gefühl, Teil eines maritimen Traums zu sein. Und ja – auch eine einzelne Nacht zu buchen, ist nach Rücksprache möglich. Ein kurzer Törn, der lange nachhallt.

Auch bei längeren Aufenthalten gibt es immer wieder Neues zu entdecken.
Kleinstes Hotel von El Hierro: Licht beim Wohnen, Schatten im Restaurant
Doch wo Licht ist, ist auch Schatten: Das im Hotel befindliche Restaurant ist keines. Samstag bis einschließlich Montag geschlossen, gibt es ab 17 Uhr ohnehin nur Getränke an der Bar. Eine Speisekarte sucht man vergeblich. Es wird, das sei ausdrücklich erwähnt, nicht von Paula und Davide betrieben, sondern ist verpachtet.

Das Restaurant ist naturgemäß klein. Kulinarisch konnte es unseren Autor nicht überzeugen.
Im Restaurant wird gegen Vorbestellung ein Zehn-Gänge-Menü angeboten. Dazu gehört eine stimmungsvolle visuelle Animation auf der Tischplatte. Der Beamer für die Animation blieb jedoch ausgeschaltet.
Jedes Häppchen war an sich sehr schmackhaft, wie Sushi ohne Reis, doch ein Gang rohen Fischs nach dem anderen? Der einzig warme Gang bestand aus einigen Pulpo-Stückchen auf Paella-Reis. Leider war die einhellige Meinung der Gäste, der Reis sei versalzen gewesen.
Die Krönung des Dinners war der überraschende elfte Gang: eine Geburtstagstorte. Unser Autor freute sich sehr über die nette Geste und bat die beiden anderen Gäste sowie Koch und Bedienung zum gemeinsamem Verzehr an den Tisch. Die Freude hielt jedoch nur bis zur Rechnung. Denn die nie bestellte Aufmerksamkeit des Hauses schlug mit 18 Euro zu Buche. Wer derlei Überraschungen vermeiden möchte, findet fußläufig weitere Restaurants.
Das Haus indes ist einzigartig. Wer dort gewohnt hat, glaubt, in einem gehobenen Hotel mitten über den Atlantik gesegelt zu sein.
























Leserkommentare zu:
So wohnt es sich im (ehemals) kleinsten Hotel der Welt auf El Hierro
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