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Kanaren: 1,8 Prozent der Fläche beherbergen 90 Prozent der Touristen


Frühere Urlaubs-Orte sind auf den Kanarischen Inseln heute immer öfter die erste Adresse für Dauer-Urlauber und Residenten. Dieser Wandel birgt Herausforderungen.

Von Juan Martín Lesedauer: 3 Minuten

Die Kanaren beherbergen auf 1,8 Prozent ihrer Fläche fast 90 Prozent ihrer Touristen. Der Urlaubs-Sektor auf den Kanarischen Inseln konzentriert sich auf kleine Küstengebiete. Und in denen werden weite Teile der jährlich etwa 16 Millionen Urlauber beherbergt.

Die Dauer-Bevölkerung in diesen Gebieten ist meist sehr dünn. Die Einwohnerquote liegt bei durchschnittlich grade mal 9,4 Prozent. Auf Inseln wie Lanzarote und Fuerteventura beträgt sie mehr als 20 Prozent. Das berichtete der Professor für Geografie an der Universität La Laguna (ULL), Moisés Simancas, dem Ausschuss für demografische Herausforderungen im Parlament der Kanarischen Inseln.

Aufgrund solcher Zahlen und Entwicklungen wurden diese Viertel meist negativ betrachtet. Entsprechend wurden zwischenzeitlich sogar Verbote gefordert. Doch Simancas sagt dazu, dass “Gesetzgebung und harte Realität zwei unterschiedliche Dinge sind”. Seiner Meinung nach werde es nicht gelingen, diese Entwicklungen zu vermeiden. Und es sei auch nicht zwingend zielführend, es zu versuchen.

Ursachen der “Ausländer-Viertel” auf den Kanaren

Der Grund für diese Genese liege seinen Studien zufolge in den “neuen touristischen Entwicklungen” nach dem Moratorium von 2001. Demnach seien 12,6 Prozent der touristischen Flächen für die Wohnnutzung bestimmt. Früher sei sie entweder mit Golfplätzen verbunden gewesen oder aus einer Mischung von touristischer und Wohnnutzung entstanden – beispielsweise durch den Bau von Luxuswohnungen. “In einigen Fällen sogar gefördert von den Kanarischen Inseln”.

Der ULL-Professor sieht solche Entwicklungen insbesondere in den Randgebieten touristischer Orte. “Wir stellen fest, dass sich eine Änderung in der Nutzung vollzieht, von Ferienwohnungen zu festen Wohnungen, mit all den damit verbundenen Auswirkungen”, erklärte der Forscher.

Ein Blick, beispielsweise in die höheren Lagen von Puerto de la Cruz, bestätigt die These. Diese Residenzialisierung außerhalb von Hotelzonen wird heute als eine der Hauptursachen für den Rückgang normaler Wohnungen für Einheimische betrachtet. Und damit zu einem Grund für den Anstieg des Angebots privater Ferienwohnungen.

Kanaren-Dauerurlauber haben Auswirkungen auf die Infrastruktur

Mehr als sechs von zehn Wohnungen in touristischen Gebieten werden heute als Hauptwohnsitze ihrer Eigentümer geführt. Diese leben dort also – dauerhaft oder Teile des Jahres.

Entsprechend wächst in diesen Gebieten auch die Einwohnerzahl. In den ländlichen Zonen der Kanarischen Inseln gehen diese in Summe zurück, mitunter deutlich. Und der Blick auf die An- und Ummeldungen zeigt, dass sie von Personen ausländischer Herkunft dominiert werden.

Kanarische Inseln: Forscher fordert Verbot für Vermietung

Nach seinen Analysen schlägt Simancas vor, das Verbot der privaten Ferienvermietung in touristischen Gebieten beizubehalten. Als Grund gibt er an, dass es sich um ein Geschäftsmodell handle, das solchen konkurriere, die bestimmte Vorschriften einhielten.

Der Professor plädiert entsprechend dafür, dass die als Ferienwohnungen genutzten Unterkünfte zu herkömmlichen Wohnungen werden sollten. Zudem fordert er, die Gebiete als belastet auszuweisen. Zudem könne die Zoneneinteilung in der Städteplanung abgeschafft werden. “Die Realität zeigt, dass sie nutzlos ist”.

Forscher: “Nachhaltigkeit und Kapazitäten der Kanaren beachten”

Die Städteplanung müsse “die Einrichtungen, Infrastrukturen und Dienstleistungen neu dimensionieren, weil es eine Nachfrage nach Schulen und öffentlichen Angeboten gibt”, sagt der Experte. Diese Planungen müssten künftig berücksichtigen, dass sie mit einer Wohnnutzung vereinbar sind. “Bis jetzt haben wir die touristischen Küstengebiete als kartesische Elemente betrachtet, die isoliert zu sein schienen.” Und von dieser Sichtweise müsse man sich in Zukunft verabschieden.

Das von den Demonstrierenden der “20A”-Proteste geforderte Tourismus-Moratorium ist aus Simancas’ Sicht nicht zielführend. Es würde lediglich den Tourismus abdecken. Und damit Dauer-Urlauber außer Acht lassen. Viel mehr müsse auf die Kapazitäten der Inseln und auf Nachhaltigkeit geachtet werden.


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Juan Martín ist redaktioneller Mitarbeiter von Teneriffa News. Zu seinem Autorenprofil geht es hier.

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