Sie haben auf den Kanarischen Inseln ein besseres Leben gesucht – und sind auf der gefährlichen Überfahrt gestorben. Mehr als 1480 Menschen haben in den ersten fünf Monaten des Jahres ihr Leben auf dem Atlantik gelassen. Das geht aus einem aktuellen Bericht der NGO Caminando Fronteras hervor.
Die Organisation analysierte 113 Unglücke mit insgesamt 1865 Opfern, darunter 342 Minderjährige und 112 Frauen. Die Atlantikroute bleibt damit die tödlichste der Welt – insbesondere für Menschen, die mit Cayucos aus Mauretanien aufbrechen. Todesopfer gab es aber auch auf Booten, die vom Senegal, aus Gambia, Marokko oder der Westsahara in Richtung Kanaren starteten.
Die Verstorbenen stammten aus 22 Ländern, darunter nicht nur afrikanische Staaten, sondern auch Afghanistan, Pakistan, Syrien und Bangladesch. Insgesamt verschwanden 38 Boote mit allen Insassen. Die meisten Todesfälle ereigneten sich im Januar mit 767 und im Februar mit 618 Opfern.
Kanaren: Migration über Atlantikroute bleibt tödlichste Fluchtroute
Die algerische Route forderte 328 Todesopfer, die Straße von Gibraltar 52 und das Alborán-Meer drei. Laut Caminando Fronteras fehlte es auf der algerischen Route häufig an einer schnellen Alarmierung und Koordination der Rettungskräfte. Eine mangelnde internationale Zusammenarbeit mit Algerien sei weiterhin ein tödliches Versäumnis.
Die Forscher stellten fest, dass fast die Hälfte der untersuchten Tragödien auf Grenzkontrollpolitik und sinkende Standards beim Schutz von Menschenleben auf See zurückzuführen war. Besonders im Bereich der Straße von Gibraltar wurden viele Leichen und ohne Identifizierungsmöglichkeit gefunden.
Caminando Fronteras spricht von einem „systematischen institutionellen Versagen“. Helena Maleno sagt, dass trotz eines Rückgangs der Todeszahlen im Vergleich zu 2024 diese Zahlen nicht zur Normalität werden dürften. Sie forderte, dass Staaten „das Leben aller Menschen über Migrationskontrollen stellen“.
Kanaren-Migration: Viele Todesfälle vermeidbar
Caminando Fronteras mahnt, dass viele Todesfälle durch Dehydrierung und Hunger mit schnelleren und besser koordinierten Rettungseinsätzen vermeidbar gewesen wären. Die NGO kritisierte die restriktive Ausrichtung der Rettungsdienste.
Die UN-Flüchtlingsagentur Acnur hat angekündigt, ihre Büros in Melilla und Las Palmas de Gran Canaria zu schließen. Grund dafür sind Kürzungen bei der Finanzierung. Paula Barrachina, Sprecherin von Acnur in Spanien, sagte, dass die Organisation und die humanitäre Gemeinschaft mit „schweren Finanzierungsengpässen“ konfrontiert seien. Weltweit seien Millionen Menschen betroffen.
Kanaren: UN-Flüchtlingsagentur schließt Büro in Las Palmas
Auch die Acnur-Büros in Málaga, auf Teneriffa und in Algeciras müssen sparen. Barrachina sagte: „Wir bleiben weiterhin so engagiert wie immer und arbeiten daran, Flüchtlinge in Spanien zu unterstützen und die Auswirkungen so gering wie möglich zu halten.“
Obwohl sich die Zahl der Migranten und Flüchtlinge seit 2015 von 64,1 Millionen auf das Doppelte erhöht hat, bleibt das Budget für 2025 mit 3,4 Milliarden Dollar „praktisch auf dem Stand von vor zehn Jahren“.
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Migration: Kanaren-Route bleibt tödlichste der Welt – auch wegen Behördenversagen
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